FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Foto: © Cornelis Gollhardt I m Jahr 2017 feierte die Pax-Bank ihr 100-jähriges Bestehen. Zur Zeit der Gründung waren Kirchenleute finan- ziell und sozial oft schlechter gestellt als heute. Darum gründeten katholische Pries- ter die Pax-Bank 1917 als Selbsthilfe- einrichtung, um sich gegenseitig finanziell zu unterstützen. Die Bank rettete sich über die nationalsozialistische Zeit, wo sie auf politischen Druck kurz vor der Schließung stand, und den Zweiten Weltkrieg und baute anschließend ihr Geschäft aus. Heute ist die Pax-Bank eine klassische genossenschaft- liche Universalbank mit institutionellem und Privatkundengeschäft. FONDS professionell traf Klaus Schraudner, der die Geschicke der Bank seit rund fünf Jahren leitet, in der Köl- ner Zentrale zum Interview. Herr Schraudner, wer sind Ihre Kun- den? Können auch Menschen, die nicht dem katholischen Glauben angehören, oder Unternehmen, die nicht aus dem Umfeld der Kirche stammen, bei Ihnen ein Konto eröffnen? Und gibt es Kun- den, denen Sie eine Kontoeröffnung ver- wehren würden? Klaus Schraudner: Unser Geschäftsvolumen kommt zu 90 Prozent aus dem institutionellen Geschäft und da zum größten Teil aus der Sozialbranche. Dazu gehören Krankenhäuser, die Alten- und Behindertenhilfe sowie Kin- der- und Jugendhilfeeinrichtungen. Auch das Feld „bezahlbares Wohnen“ gehört zu unseren geschäftlichen Schwerpunkten. Eine weitere Zielgruppe im Bereich der Finanzierung sind die erneuerbaren Energien. Seit drei Jahren bauen wir dort auch den Anteil der Projekt- finanzierungen aus. Auf der Anlageseite sind wir überall da aktiv, wo Geld der katholischen Kirche zu verwalten ist. Hier sind beispiels- weise Bistümer, Orden oder Kirchengemein- den zu nennen. Stiftungen akquirieren wir ebenfalls aktiv. Und wie sieht es beispielsweise mit Kli- niken aus, die sich schwerpunktmäßig auf Schönheitsoperationen spezialisiert haben? Diesen Fall haben wir noch nicht gehabt, das müssten wir intensiv betrachten. Dies ist sicherlich eine Grauzone, in der wir nicht aktiv akquirieren würden. Unser Schwerpunkt liegt bei Institutionen der katholischen Kirche und bei Kunden, die unsere christlichen Werte wie Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung teilen. Wir würden daher keine Klinik finanzieren, die Abtreibungen durch- führt. Gleichwohl finanzieren wir gern im Segment der Altenhilfe auch außerhalb der katholischen Kirche. Wie sieht es bei Privatpersonen aus? Auch private Kunden sind unsere Zielgruppe. Jeder ist uns herzlich willkommen, der unsere Werte teilt. Wir fordern jedoch kein „Glau- bensbekenntnis“ vom Kunden. Wir signali- sieren dem Kunden über den Internetauftritt, wer wir sind. Und in den Filialen erhält der Neukunde unseren Geschäftsbericht, um sich über uns zu informieren. Wer sich in unserer Wertewelt wohlfühlt und Bank- geschäfte tätigen möchte, ist uns gern willkommen. In den Anfangszeiten der Pax-Bank war dies nicht so, seit der Jahr- tausendwende haben wir uns aber deutlich geöffnet. Wer regelmäßig den Gottesdienst besucht, merkt, dass die Bänke immer leerer werden. Spüren Sie dies auch im Hinblick auf Ihre Kundenzahl und Ihr Geschäftsvolumen? Nein, in den letzten Jahren haben wir sowohl im institutionellen Bereich als auch bei den privaten Kunden dazugewonnen – was sicher- lich auch mit unserer oben beschriebenen Öff- nung hin zu allen Kunden, die unsere Werte teilen, zu tun hat. Als nachhaltige Bank sind wir in einem Marktsegment unterwegs, das momentan viele Kunden nachfragen. Wir erleben öfter, dass Kunden von Großbanken zu uns kommen, die sich dort mit der Art der Geschäftspolitik nicht wohlfühlen und des- wegen bewusst zu einer Bank wechseln, die nachhaltig arbeitet. Was bedeutet nachhaltiges Investieren für die Pax-Bank? Nach welchen Krite- rien suchen Sie Ihre Investments aus? Viele sprechen heute über ESG-Kriterien, also Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte. Nur wenige wissen, dass diese mit aus der katholischen Soziallehre entstanden sind. Die ersten Banken, die nachhaltig agiert haben, waren die Kirchenbanken. Wenn man andere ESG-Anbieter befragt, was zum Beispiel „Umwelt“ für sie bedeutet, tun sich viele schwer, dies zu definieren. Als Pax-Bank kön- nen wir uns auf die Enzyklika des Papstes oder bei sozialen Fragen auf die katholische Soziallehre und Fragen der Schöpfung bezie- hen. Damit besitzen wir ein solides Funda- ment. Die praktische Anwendung der Nach- haltigkeit ist jedoch sehr vielschichtig. Wir Klaus Schraudner, Vorstandschef der katholischen Pax-Bank mit Sitz in Köln, über gemeinsame Werte, nachhaltiges Investieren in der Online-Welt, die Steuerung seiner Kundenberater – und den neu eingeführten digitalen Klingelbeutel. „Wir fordern kein Glaubens » Jeder ist uns herzlich willkommen, der unsere Werte teilt. « Klaus Schraudner, Pax-Bank Klaus Schraudner Klaus Schraudner ist seit 2014 Vorstandsvorsitzender der katholischen Pax-Bank, die über eine Bilanzsum- me von rund 2,8 Milliarden Euro verfügt und rund 170 Mitarbeiter beschäftigt. Der Diplomkaufmann promo- vierte am Forschungsinstitut für Genossenschafts- wesen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlan- gen-Nürnberg. Danach arbeitete er beim Betriebswirt- schaftlichen Beratungs- und Entwicklungsverbund BBE, dessen Geschäftsführer er im Jahr 2000 wurde. 2007 wechselte er zur Zevener Volksbank, zwei Jahre später erfolgte die Berufung zum Vertriebsvorstand des niedersächsischen Instituts. Seit 2010 gehört Schraudner dem Vorstand der Pax-Bank an. bank & fonds I klaus schraudner | pax-bank 338 www.fondsprofessionell.de | 1/2019

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