FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Foto: © Oliver Hallwirth | raumpixel W er in Deutschland eine Bankfiliale sucht, muss mittlerweile gut zu Fuß sein. Immer mehr Institute schließen unrentabel gewordene Zweigstellen und hin- terlassen maximal noch einen Geldautomaten oder einen Bus, der als rollende Filiale zwei- mal die Woche vorbeischaut. Allein in den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Bankstellen um über 10.000 auf derzeit rund 31.000 gesunken. Die Schließungen machen vor keiner Institutsgruppe halt, sowohl private Banken als auch Volksbanken und Sparkassen ziehen sich aus der Fläche zurück. Start in München Es gibt jedoch einige wenige Ausnahmen. Neben der Targobank aus Düsseldorf, die seit 2012 knapp 50 neue Filialen eröffnete, macht vor allem die aus dem österreichischen Linz stammende Oberbank von sich reden: Die vor 150 Jahren gegründete Bank, die sich auf klei- ne und mittelständische Firmen, Privatkunden und die Vermögensverwaltung spezialisiert hat, eröffnete allein im vergangenen Jahr sieben neue Filialen in Deutschland. Der Startschuss für die Expansion ins Nachbarland erfolgte bereits 1990 mit der Errichtung einer Filiale in München. In einer Zeit, in der viele mitteleuropäische Banken ins osteuropäische Ausland expandierten, wagten die Linzer den Schritt ins benachbarte Bayern. „Wir haben uns damals von der Osteuropa- Euphorie nicht anstecken lassen, sondern kon- zentrierten uns auf die Region, die damals für unsere Kunden die wichtigste war“, berichtet Oberbank-Vorstandschef Franz Gasselsberger. „Gerade die Unternehmen aus unserer frühe- ren Kernregion Oberösterreich und Salzburg haben seit jeher besonders enge Verbindun- gen zu bayerischen Geschäftspartnern, und diese Kunden wollten wir auf beiden Seiten der Grenze betreuen.“ Expansion Seitdem wächst das Institut hierzulande kontinuierlich aus eigener Kraft. Mittlerweile reicht das Geschäftsgebiet über mehrere Bun- desländer hinweg. 2015 wurde mit der Filiale in Darmstadt der erste Schritt nach Hessen gemacht, ein Jahr später gründete die Bank Filialen in den thüringischen Städten Erfurt und Jena. 2018 folgte die Expansion nach Baden-Württemberg und Sachsen. Auch für dieses Jahr nehmen Gasselsberger und seine Kollegen nicht den Fuß vom Gas. Geplant sind insgesamt neun Filialöffnungen, unter anderem in Dresden, Mainz und Freiburg. Damit käme man hierzulande bis zum Jahres- ende auf 43 Standorte. „Natürlich bewegen wir uns mit unserer Expansion gegen den Mainstream“, sagt Gas- selsberger. „Filialschließungen sind an der Tagesordnung.“ Gründe dafür gibt es einige: „Viele Banken suchen den Erfolg im kosten- sparenden Onlinebanking. Und einige Institute sind zu schnell gewachsen und haben ihre Filialnetze nach Übernahmen nicht rechtzeitig bereinigt.“ Aus Sicht des Bankchefs sind zu- dem die Abwicklungsprozesse in den Filialen zu teuer und zu wenig zentralisiert. Und warum läuft das Retailgeschäft bei der Oberbank so gut? Unter anderem liege das daran, dass man Filialen von Verwaltungsauf- gaben entlaste, berichtet Gasselsberger. „Wir haben die Kosten im Griff. Die Abwicklung haben wir in den letzten zehn Jahren zentra- lisiert, deshalb sind keine Radikal-Einschnitte nötig“, sagt er. Bei der Oberbank liegt das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag bei 50 Pro- zent. Davon können manche Sparkassen, die auf Quoten von bis zu 90 Prozent kommen, nur träumen. Zudem setzt das Institut aus- schließlich auf attraktive Standorte in größe- ren Städten. Dort konzentriere man sich dann auf beratungsintensive Tätigkeiten wie das Kredit- oder das Wertpapiergeschäft. Konkurrenz hilft Wobei nicht in jeder Filiale Wertpapierbe- rater sitzen. „Wir bieten unseren Kunden grundsätzlich in jeder Filiale auch Beratung in Wertpapier-, Veranlagungs- und Private- Banking-Fragen an“, so der Oberbank-Chef. „Wegen der hohen notwendigen Fachkompe- tenz der Berater und der strengen Mifid-An- forderungen ist es aber nicht möglich, in jeder Filiale eine eigene Einheit für diese Themen vorzuhalten.“ Aus diesem Grund werden die Wertpapier- und Private-Banking-Spezialisten in mehreren Kompetenzzentren angesiedelt, unter anderem in München, Nürnberg, Würz- burg und Regensburg. Besteht in einer Filiale Gegen den Trend eröffnet die österreichische Oberbank eifrig Filialen in Deutsch- land. Manchmal bekommt sie dabei unfreiwillige Hilfe von der Konkurrenz. Von Linz in die Welt Die Oberbank – hier die Zentrale nahe der Donau in Linz – blickt auf eine mittlerweile 150-jährige Historie zurück. Schon 1990 errichtete das Institut eine erste Filiale in München. Vor einigen Jahren nahm die Expansion Fahrt auf. 344 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 bank & fonds I oberbank

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