FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © djama | stock.adobe.com S parern lauern viele Feinde auf: Kurs- verluste an den Börsen, die Inflation – sei es unmittelbar oder schleichend über magere Zinsen – sowie Steuern und Ab- gaben. Ein Gegner hielt sich bislang eher im Dunkeln, zehrte aber nicht minder hartnäckig an den Renditen der Anleger: die Kosten von Finanzprodukten. Doch nach und nach fällt immer mehr Licht auf diesen Widersacher. Aufseher und Branchenbeobachter schälen über eine striktere Regulierung und ein for- ciertes Vorgehen die wahre Dimension des Einflusses von Kosten und Gebühren auf den Ertrag eines Investments heraus. So stieß die europäische Finanzaufsicht ESMA eine Untersuchung an, die über die Europäische Union hinweg die Gebührenbe- lastung von Finanzprodukten auswertet. Dem- nach fressen Abgaben im EU-Schnitt rund ein Viertel der Wertentwicklung eines Investment- fonds für Privatanleger auf – zumindest über die Jahre 2015 bis 2017. Der größte Batzen entfällt demnach auf wiederkehrende Gebüh- ren und Kosten, die rund 80 Prozent der Ge- samtbelastung ausmachen. Einmalige Ausga- beauf- und Rücknahmeabschläge zehren also nur zu einem kleinen Teil an einem Fonds- investment. Die Auslagen der Retailanleger sind doppelt so hoch wie die der institutio- nellen Investoren, halten die ESMA-Experten zudem fest. Der statistische Bericht soll künftig jährlich erscheinen. Er wurde im Januar 2019 erstmals veröffentlicht. Die Behörde untersuchte einen Zehnjahreszeitraum per Ende 2017. Sie be- trachtete UCITS-Publikumsfonds sowie alter- native Investmentfonds und strukturierte Pro- dukte, die in Europa an Privatanleger verkauft werden. Dabei stellten die Marktwächter der Wertentwicklung die anfallenden Gebühren und Kosten gegenüber. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Die Höhe der Kostenbelastung schwankt je nach Anlageklasse, in der sich der Portfolio Manager bewegt. Zudem würden unterm Strich passive Produkte wie börsengehandelte Indexfonds (ETFs) besser abschneiden als aktiv gesteuerte Fonds. „Unser Bericht zeigt, dass die Fondskosten erheblich sind, die Rendite wesentlich beeinflussen können und stark variieren“, sagt der ESMA-Vorsitzende Steven Maijoor. Die Behörde fordert seit Län- gerem mehr Transparenz bei Gebühren und Entgelten. „Die Kosten, ihr Niveau und ihre Struktur sind für den Anlegerschutz relevant. Wir werden die Entwicklung beobachten und prüfen, was die Ergebnisse für unsere Auf- sichtsarbeit bedeuten.“ Günstige Schweden Weiterhin unterscheidet sich die Kosten- belastung von Staat zu Staat (siehe Grafik nächste Seite). Die Studienautoren beziehen sich dabei aber nicht auf das Land, in dem das Produkt vertrieben wurde, sondern nur auf das Domizil. Eine genauere Aufschlüsselung nach Herkunft der Anleger habe die Datenlage nicht hergegeben, so die ESMA-Analysten. Dennoch dürfte die EU-weite Auswertung zumindest Indizien über das Kostenniveau in einzelnen Ländern liefern. Wenn etwa die in Schweden beheimateten Fonds eine geringe Spanne zwischen Brutto- und Nettoperfor- mance aufweisen, mag das durchaus auf ein generell niedriges Gebührenniveau in dem Land hindeuten. Dieses Ergebnis sollte wiederum nicht zu voreiligen Schlüssen verleiten. Denn bei ge- nauerer Betrachtung offenbart sich auch die er- wähnte große Differenz zwischen denAnlage- klassen. Während Aktienfonds der skandina- vischen Nation über zehn Jahre unterm Strich eine annualisierte Rendite von 9,5 Prozent und damit deutlich mehr als der EU-Schnitt von 5,4 Prozent erwirtschafteten, hinkenAnleihen- fonds mit einer Nettoperformance von 1,3 Pro- zent deutlich hinter dem EU-Mittel von 3,8 Prozent hinterher. Demgegenüber warten An- leihenfonds aus Irland zwar mit einer hohen Differenz zwischen Brutto- und Nettorendite auf. Dafür liegt Letztere aber mit 4,9 Prozent Was ein Fondsinvestment die Kunden letztlich genau kostet, war bislang nicht auf einen Blick erkennbar. Eine neue Kennziffer schafft mehr Transparenz. Erweiterte Abrechnung Die Kosten des Fondsbesitzes waren bislang zwar in verschiedenen Dokumenten aufgeschlüsselt, aber nie in einer allumfassenden, einheitlichen Kennzahl erfasst worden. Das ändert sich nun. » Das ist ein immenser Fortschritt für die Analyse der Fondskosten. Diese neue Transparenz ermöglicht es, alle Kosten- positionen in einer neuen Kenn- ziffer zusammenzufassen. « Ali Masarwah, Morningstar 132 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 markt & strategie I fondsgebühren

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=