FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © EKH-Pictures | stock.adobe.com D ie Geschichte der Dachfonds, die in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag feiern, reicht eigentlich noch deutlich weiter zurück. Angefangen hat alles viel früher mit einem der schlimmsten Tiefschläge, die die Branche bisher hinnehmen musste: Weil der Dachfonds im Grunde eine gute Idee war, fiel es Bernard Cornfeld, dem Gründer der US-Gesellschaft Investment Overseas Services (IOS), und seinen Mitstreitern in den 1960er- und 1970er-Jahren zunächst nicht schwer, Anleger in Deutschland und Öster- reich von dem Produkt zu überzeugen. Doch exorbitant hohe Provisionen von bis zu 8,5 Prozent, gepaart mit diversen Rückschlägen an den Aktienmärkten und einem Manage- ment, das keinerlei Skrupel hatte, seine Fonds zulasten der Anleger regelrecht auszuschlachten, versetz- ten nicht nur IOS den Todesstoß – auch Dachfonds waren danach für mehr als zwei Jahrzehnte vom Vertrieb ausgeschlossen. Aber selbst das IOS-Desaster hatte im Grunde sein Gutes. Zum einen haben die damaligen Akteure der hiesigen Fondsbranche dadurch erkannt, dass sie eine Interessenvertretung brauchen. Deshalb wurde am 25. März 1970 der Bun- desverband Deutscher Investmentgesell- schaften, der heutige BVI, gegründet. Außer- dem war die Idee trotz des zeitweiligen Verbots nicht totzukriegen. Als der jeweilige Gesetzgeber davon überzeugt war, die Nach- teile und Manipulationsmöglichkeiten durch entsprechende Vorschriften im Griff zu haben, wurden Dachfonds 1998 zunächst in Österreich wieder erlaubt, in Deutschland kamen die ersten Produkte im März 1999 wieder an den Markt, als das im Jahr davor umgesetzte Dritte Finanzmarktförderungs- gesetz in Kraft trat. Vor allem die Tochtergesellschaften von Banken und Versicherern machten von der Möglichkeit Gebrauch, nicht zuletzt weil der Dachfonds doch im Prinzip eine relativ ein- fach zu argumentierende Vertriebsidee dar- stellte. Daher kann es nicht verwundern, dass die drei Platzhirsche dieser Anlageform – Deka, Union und DWS – per Ende 2018 rund 40 Prozent des Gesamtvolumens der in Dachfonds angelegten Gelder in Höhe von 77,4 Milliarden Euro auf sich vereinigen (siehe Grafik Seite 144). Zahlen mit Vorsicht genießen Wobei solche Zahlen mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind: Denn die Bestim- mung des tatsächlichen Volumens der in Dachfonds insgesamt angelegten Gelder ist keineswegs banal. Es gibt nämlich seit der Umsetzung des Investmentmodernisierungs- gesetzes Anfang 2004 keine konkrete Defi- nition, welcher Fonds ein Dachfonds ist und welcher nicht. Am ehesten hilft eine Art Falsifizierung. Denn im Grunde ist es ein- facher zu definieren, was kein Dachfonds ist, als umgekehrt: Wer laut seinem Prospekt maximal zehn Prozent in andere Fonds inves- tieren darf, ist mit Sicherheit kein Dachfonds. Neben den großen Instituten sahen auch viele kleinere Finanzdienstleister im Dach- fonds eine gute Möglichkeit, ihre Kunden sozusagen in einem Produkt zu bündeln, statt sie in vielen Einzeldepots oder einer fondsge- bundenen Vermögensverwaltung zu betreuen. Allerdings mussten viele dieser kleineren Marktteilnehmer seither schon wieder die Segel streichen. Manche brachten das ur- sprünglich anvisierte Volumen einfach nicht zusammen, andere scheiterten aufgrund der mangelnden Performance, wieder andere gin- gen im Zusammenhang mit Bran- chenskandalen wie Madoff unter. Von den unabhängigen Pionie- ren, die von Beginn an das Thema erfolgreich besetzt haben, sind da- her heute nur noch wenige übrig. In Deutschland gehört eine Gesell- schaft wie Sauren Fonds-Service dazu, in Österreich war C-Quadrat eine der ersten Fondsgesellschaf- Dachfonds hatten zeitweise keinen einfachen Stand im Finanzvertrieb. Gut gemachte Konzepte feiern aber nach wie vor Erfolge. Überlebens künstler Nachdem die Anlageform aufgrund des IOS-Skandals gut zwei Jahrzehnte vom Vertrieb ausgeschlossen war, feierten Dachfonds mit der Umsetzung des Dritten Finanzmarktförderungsgesetzes sozusagen ihr zweites Richtfest. Sauren bringt eigene Fondsvermögensverwaltung Im Juli startet Sauren Finanzdienstleistungen mit der Augsburger Aktienbank eine ge- meinsame fondsbasierte Vermögensverwaltung. Damit wollen die Kölner es Beratern und Anlegern erstmals ermöglichen, im Rahmen einer personenbezogenen Vermö- gensverwaltung an dem auf den Fondsmanager, nicht auf den Fonds ausgerichteten Sauren-Ansatz zu partizipieren. Die drei als moderne Multi-Asset-Strategien aufge- setzten Sauren-VV-Strategien sollen einen einfachen Zugang zu breit diversifizierten und aktiv verwalteten Portfolios mit unterschiedlichen Rendite-Risiko-Profilen bieten – von „konservativ plus“ über „ausgewogen“ bis „dynamisch“. 142 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 markt & strategie I dachfonds

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