FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © DJE Kapital D ie Bilanz für das Börsenjahr 2018 ist ernüchternd: „Von den rund 2.000 Aktientiteln weltweit fielen 75 Prozent um mehr als 20 Prozent“, rechnet Ernst von Hagen, stellvertretender Leiter des Bereichs Research und Portfoliomanagement bei DJE Kapital, vor. Nach dem wackeligen Börsen- jahr 2018 setzten die Aktienmärkte im ersten Quartal 2019 ihren seit Jahren anhaltenden Aufwärtstrend zwar wieder fort, doch trotz steigender Märkte haben Anleger so über- haupt keinen Appetit auf diese Anlageklasse, zeigt die Statistik des Fondsdatenanbieters Mountain-View zu den Nettomittelzu- und -abflüssen einzelner Fondsgruppen. Jene Aktienfonds, die im deutschsprachigen Raum zugelassen sind, mussten demnach seit Jah- resbeginn Abflüsse von knapp 40 Milliarden Euro hinnehmen. Auf der anderen Seite ver- zeichneten ausgerechnet die als sichere Häfen geltenden offenen Immobilienfonds Rekord- zuflüsse. ImApril verbuchten sie ein Plus von knapp sechs Milliarden Euro. Eine absolute Bestmarke: Die höchsten Nettomittelzuflüsse beliefen sich bislang auf über vier Milliarden Euro, die es im Oktober 2009 in Immobilien- portfolios spülte (siehe auch Grafik unten und Tabelle auf der nächsten Seite). Lohnt sich der Einstieg noch? Nach knapp zehn Jahren stetigen Kurszu- wachses an den Aktienmärkten scheint die Skepsis bei den Anlegern nur allzu verständ- lich. Allerdings verzeichneten nicht nur die Aktienmärkte einen jahrelangen Auf- schwung. Auch die Immobilienpreise ken- nen seit bald einer Dekade nur eine Rich- tung: nach oben. Für Anleger stellt sich daher die wichtige Frage, ob sich ein Ein- stieg in Immo-Fonds denn überhaupt noch lohnt. „Einige Indikatoren deuten darauf hin, dass sich der Aufwärtszyklus an Europas Immobilienmärkten bereits in der Endphase befindet“, sagt etwa Vincent Bruyère, Portfoliomanager beim belgi- schen Fondsanbieter Degroof Petercam. Der Immobilienexperte schätzt die Gesamtaussichten für die nächsten zwei Jahre aber trotzdem – noch – relativ ro- bust ein. „Die Hauptrisiken für Immobi- lien sind ein schneller Anstieg der Zinsen und ein Rückgang der Konjunktur“, argumentiert er. Schnelle Zinsanstiege seien von Seiten der Zentralbanken mittelfristig aber nicht zu er- warten. Das begrenzte Angebot und die hohe Nachfrage würden zu einer stabilen Miet- situation mit sehr geringem Leerstand und guten Mieteinnahmen führen. „Die hohe Dif- ferenz zwischen Immobilienrendite und Zin- sen bietet den Gesellschaften zudem einen ordentlichen Puffer, wenn sich die Konjunktur eintrüben sollte“, so Bruyère weiter. Ähnlich sieht es auch der DJE-Mann von Hagen: „Trotz aller Warnungen vor Preisbla- sen und aufgrund der anhaltend hohen Nach- frage konnten die Immobilienpreise in den vergangenen Monaten weiter moderat stei- gen“, argumentiert er. Gut entwickeln sollten sich seiner Meinung nach vor allem Objekte in beliebten Metropolen wie Berlin und Frankfurt mit rund zehn Prozent Preisanstieg sowie in demografisch interessanten B-Städ- ten wie Augsburg und Offenbach. Dass sich an der guten Entwicklung am Immobilien- markt so schnell etwas ändert, glaubt auch von Hagen nicht: „Auch in diesem Jahr dürfte das Umfeld für Wohnimmobilien vorerst unverändert gut bleiben. So bleibt trotz aller Anstrengungen Wohnraum vor allem in den Ballungsgebieten knapp.“ Doch nach einem derart langen Auf- schwung stellt sich freilich die Frage, wie lange Anleger noch mit steigenden Immo- bilienpreisen rechnen können. Geht es nach einer Studie, die die Postbank gemeinsam mit dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) veröffentlicht hat, sollten die Preise von Wohnimmobilien gar noch mindestens bis zum Jahr 2030 weiter steigen. In mehr als der Hälfte der 401 deutschen Landkreise und Städte können Immobilienbesitzer demnach davon ausgehen, dass ihre Immobilie infla- tionsbereinigt an Wert gewinnt. Warnende Stimmen Allerdings kommen nicht alle Marktteilneh- mer zu diesem für Immobilienfonds-Fans erfreulichen Schluss: Der Verband Deut- scher Pfandbriefbanken (VDP) geht etwa davon aus, dass der Preisboom am hiesi- gen Immobilienmarkt bald ein Ende fin- det. „Die spannende Frage ist, wie lange dieser nun neunjährige Anstieg der Preise noch anhalten wird und ob er abrupt endet oder langsam ausläuft“, heißt es im aktu- ellen VDP-Bericht. Und Krisenprophet Max Otte erwartet beim nächsten Börsen- sturm eine Deflation, was wiederum zu Zahlungsschwierigkeiten bei Immobilien führen könnte. Den Markt rund um das „Betongold“ hält er ohnehin für völlig überkauft. CORNELIA FUSSI | FP Nach dem kurzen Börsenbeben zum Jahresende 2018 steigen die Aktienmärkte wieder. Doch Anleger stecken ihr Geld lieber in offene Immobilienfonds. Plötzlicher Höhenflug Ernst von Hagen, DJE-Kapital: „Auch in diesem Jahr dürfte das Umfeld für Wohnimmobilien gut bleiben.“ Knapp 6 Milliarden Euro Zuflüsse Offene Immobilienfonds verzeichneten im April eine noch nie dagewesene Flut an Mittelzuflüssen. Knapp sechs Milliarden Euro steckten Anleger in die Fondsgruppe. Quelle: Mountain-View -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 2016 2017 2018 ’19 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 ’08 Mrd. Euro Mittelaufkommen Immobilienfonds real 2 164 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse

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