FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019
anfänger schier unmöglich. Wie können Versicherer den Umstieg erleichtern? Schon heute wird in einigen Bereichen eine laufende Courtage geboten. Bei drei Vierteln unseres Geschäfts mit Risikolebensversiche- rungen über die Dialog Leben ist eine laufen- de Vergütung längst üblich. Das machen wir auch schon in der BU-Versicherung. Nach dem Muster: 25 Prozent gibt es für den Ab- schluss, die restlichen 75 Prozent fließen als laufende Vergütung. Dieser Weg ist ökono- misch unbestritten das bessere Modell gegen- über hohen Abschlussvergütungen – für alle Beteiligten. Man muss den Weg von A nach B aber erst einmal finanziell überstehen. In guter Partnerschaft findet sich fast immer eine Lösung. Patentrezepte gibt es nicht, wir helfen unseren Maklern von Fall zu Fall anders. Wie sieht der Konzern am Ende der Umstrukturierungen aus? Und wann soll dieses Ziel erreicht sein? Ziel der Strategie „Generali 2021“ ist es, in Deutschland die Nummer eins in profitablem Wachstum, in Innovation und im Kunden- service zu werden und zum lebenslangen Partner unserer Kunden. Bereits Ende 2019 wird der Umbau technisch abgeschlossen sein. Damit haben wir dann die Basis für ein starkes Wachstum in der Zukunft gelegt. Können Sie konkreter werden? Beispiel Innovation: Wir haben europaweit schon über eine Million Kunden mit Kfz- Telematik-Tarif. Zudem liegt unser Net-Pro- moter-Score, also die Weiterempfehlungsquo- te durch Kunden, schon jetzt über den Werten der Wettbewerber. Bei Biometrieprodukten haben wir das „Vitality“-Programm bereits vor über zwei Jahren im Markt eingeführt: Durch einen Punktekatalog werden Kunden zu gesundheitsbewusstem Verhalten motiviert, etwa durch Sport, Ernährung oder Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen. Auch eine Ver- knüpfung von „Vitality“ mit der privaten Krankenversicherung haben wir im Blick. Er- gänzt um Produktlösungen für die eigenen vier Wände und im Bereich Rechtsschutz haben wir eine Produktpalette, die – wie unser Markenversprechen verheißt – aus Versiche- rung tatsächlich Verbesserung macht. Sie haben Ihre Meriten im Bereich Digi- talisierung beim Konzern-Direktversi- cherer Cosmos gesammelt. Was bringt die Digitalisierung den Maklern? Digitalisierung ist ja keine Strategie, sondern eine Technologie. Und die sollte dazu da sein, das Leben und die Arbeit zu erleichtern. Das tut sie in der Versicherungsbranche im Mo- ment an vielen Ecken noch nicht, weil man sich in einem Zwischenstatus befindet. Ich vergleiche das gern mit einemArchaeopteryx: Das war der erste als Fossil gefundene Dino- saurier, der schon Federn besaß, aber noch kein Vogel war. Die Branche ist derzeit dabei, sich vom Dinosaurier zum „digitalen Vogel“ zu entwickeln. Künftig dürften Makler also Prozessvereinfachungen nicht nur beim Ver- sicherer selbst wahrnehmen, sondern auch im Maklerbüro deutlich stärker spüren als heute. Woran arbeiten Sie zum Beispiel? Wir haben im Moment unheimlich viele Schnittstellen. Es wäre natürlich schön, wenn wir uns als Branche auf einen einheitlichen Standard einigen könnten, egal welcher es ist. Wenn man diesen Kostenblock auflösen könnte, würde das dem Maklermarkt einen gewaltigen Schub geben. Dann könnte der Makler seine volle Energie auf die Kunden- beratung lenken, statt sich mit der Technik herumzuärgern. Ich hoffe, dass wir mithilfe von Technologiefirmen die Kuh vom Eis be- kommen, also Datensätze korrekt auslesen und sie dann in die Logik des Maklers einfü- gen können – genau so, wie er es braucht. Zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Werden Amazon, Google, Alibaba und Co. den Maklern und Versicherern in den nächsten Jahren das Geschäft ab- graben, weil sie näher am Kunden sind? Der Abgesang auf den Versicherungsvertrieb ist nicht neu. Ich glaube vielmehr, dass Ana- loges und Digitales viel stärker verzahnt wer- den. Wir werden weiter Menschen brauchen, die andere Menschen zu Versicherungen, Vor- sorge und Vermögen beraten. Da sehe ich eine gute Zukunft gerade für Makler, weil sie dies unabhängig und qualitativ gut leisten können. Künstliche Intelligenz in der Beratung wird nicht so schnell kommen: Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass schwierige Produkte wie eine Krankheitskostenvollversi- cherung über einen Algorithmus vermittelt werden. Da will der Kunde dem Berater in die Augen sehen und ihm vertrauen können. Das ist eine Stärke, die dem Menschen so schnell nicht aus der Hand genommen wird. Wir müssen uns vor allem darum kümmern, dass der Makler genügend Zeit für die eigent- liche Beratung bekommt. Vielen Dank für das Gespräch. DETLEF POHL | FP » Die bAV ist für uns Kerngeschäft, und zwar für den Konzern in Deutschland und auch weltweit. « David Stachon, Generali David Stachon: „Man darf sich mit dem Kauf einer Immobilie ruinieren, aber beim Abschluss einer sehr sicheren und stark regulierten Lebensversicherung soll der Berater möglichst nichts verdienen: Das ist Nonsens!“ 217 www.fondsprofessionell.de | 2/2019
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