FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © diego cervo | stock.adobe.com V iele Makler setzen schon seit einigen Jahren verstärkt auf Sachversicherun- gen. Umfragen zufolge erzielen die freien Vermittler bereits die Hälfte ihres Um- satzes mit dem Schaden- und Unfallgeschäft. Mittlerweile sehen drei von vier Maklern die- se Sparte als sehr wichtigen Bestandteil ihres Portfolios an. Sollte es nach der privaten Krankenversicherung auch in der Lebensver- sicherung zu einem Provisionsdeckel kom- men (siehe Seite 224), dürfte der Trend Rich- tung Sachgeschäft anhalten. Denn dann stie- ßen weitere Tausende Makler betriebswirt- schaftlich an ihre Grenzen – und müssten in Richtung ratierliche Vergütungen um- denken, wie sie das Schaden- und Unfall- geschäft bietet. Nicht nur für Vermittler, auch für die An- bieter ist die Sparte interessant. Insgesamt verdient die Branche im privaten und ge- werblichen Sach-, Haftpflicht-, Unfall-, Kfz- und Rechtsschutzsegment (kurz: SHUKR oder Komposit) sehr gut und ist solide mit Kapital ausgestattet. Besonders die Hausratversicherung profiliert sich als sehr stabiler Ertragslieferant, gefolgt von der Unfall- und der Haftpflichtversiche- rung. Kfz- und Wohngebäudepolicen be- reiteten den Anbietern zuletzt eher Kopf- schmerzen, die Sanierungsbemühungen in diesem Segment halten unverändert an. Umfrage unter Maklerpools Insgesamt aber sind die Kompositversiche- rer weiter auf Wachstumskurs, insbesondere im Geschäft mit Gewerbekunden. „In den vergangenen Jahren eher stiefmütterlich be- handelt, entwickeln viele Häuser nun neue Produktstrategien, um sich im Gewerbemarkt neu zu positionieren“, heißt es im Marktaus- blick 2018/2019 der Ratingagentur Assekura- ta. Das Angebot an Branchenlösungen nehme zu. Dahinter verbirgt sich meist ein Versiche- rungsschutz nach dem Baukastenprinzip mit Modulen, die speziell auf die jeweilige Bran- che zugeschnitten sind. „Das Innovationsstre- ben im Gewerbegeschäft dürfte in den kom- menden Jahren anhalten, wodurch zugleich der Wettbewerb über den Preis und die Bedingungsqualität intensiver wird“, meint Assekurata-Analyst Dennis Wittkamp. Dass das Sachgeschäft wächst, zeigt sich auch bei den Maklerpools und -verbünden. FONDS professionell fragte elf umsatzstarke Gesellschaften, wie sich diese Sparte in den vergangenen fünf Jahren entwickelt hat und welche Policen und Anbieter bei den ange- bundenen Vermittlern zuletzt besonders ge- fragt waren. Neun Pools und Verbünde haben geantwortet (siehe Tabelle Seite 221), nur Apella und Invers zeigten keine Reaktion. Fonds Finanz Ergebnis: Das Kompositgeschäft zieht wei- ter an. Allein beim Marktführer Fonds Finanz legte der Umsatzanteil der Sachsparte seit 2013 von zehn auf 30 Prozent zu. Absolute Zahlen für die Provisionserträge in einzelnen Segmenten nennen die Münchner traditionell nicht. Für das Wechselgeschäft im Herbst will der Pool den Nafi-Kfz-Vergleichsrechner um die Anwendung „Nafi Kleinflotte-Online“ er- weitern. „Das ermöglicht eine deutlich einfa- chere Prämienberechnung und Umdeckung von Kleinflotten bis zu 20 Fahrzeugen und erspart Maklern viel Zeit bei der Angebots- erstellung, die bis jetzt nur direkt bei den einzelnen Versicherern mit großem Verwal- tungsaufwand möglich war“, erklärt Ge- schäftsführer Norbert Porazik. Zudem treibt die Fonds Finanz den Aufbau ihrer „allumfassenden Maklerplattform“ voran, die Analyse-, Beratungs- und Vergleichs- funktionen in sich vereint – spartenüber- greifend, mit relevanten Schnittstellen und ohne Medienbrüche. Vema Die Maklergenossenschaft Vema ver- buchte 2018 rund 85 Prozent ihrer Umsät- Eine Umfrage von FONDS professionell unter Maklerpools und -verbünden mit großer Sachversicherungssparte zeigt: Das Kompositgeschäft boomt. Zur Sache , Schätzchen! Hoffentlich gut versichert: Wenn die Waschmaschine ausläuft, entsteht schnell ein Schaden von mehreren tausend Euro. Wohl dem, der einen guten Makler kennt, der ihm den passenden Schutz vermittelt hat. Schadenregulierung Sachversicherungen sind bei Maklern beliebt, weil sie für laufende Einnahmen sorgen. Die Courtage fließt freilich nicht umsonst – im Fall eines Schadens ist der Vermittler erster Ansprechpartner seiner Kunden. Sein Risiko: Enttäuschungen der Privat- und auch Gewerbekunden bei der Schadenregulierung werden nicht nur dem Versicherer angelastet, sondern auch dem Vermittler. Umfragen zufolge zählen nahezu neun von zehn Maklern die Schadenregu- lierung zu ihren ureigenen Aufgaben. „Es besteht eine Pflicht des Versicherungsmaklers zur Schadenbearbeitung “, betont Kathrin Pagel, Fachanwältin für Versicherungsrecht in der Hamburger Kanzlei Michaelis Rechtsanwälte. Sie verweist auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs vom 30. November 2017, wonach der Mak- ler im Versicherungsfall Invalidität unabhängig vom Versicherer auch selbst einen Fristenhinweis geben muss, damit Ansprüche rechtzeitig begründet werden (Az.: I ZR 143/16). 218 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 fonds & versicherung I sachversicherung

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