FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © Maksim Kostenko | stock.adobe.com S chneller, schicker, schöner – und immer ein bisschen besser sein als die anderen: Dieser Devise folgen schon seit Jahr- zehnten passionierte Auto-Tuner. In jüngerer Zeit entdeckt die Branche der Lebensversi- cherer ein ähnliches Motto für sich. Dieser Eindruck entsteht zumindest bei einem Blick auf die Produktklasse der Indexpolicen. Seit die Allianz im Jahr 2007 mit ihrem Vorsorgekonzept „Index Select“ als erster Ver- sicherer eine indexgebundene Police heraus- gebracht hat, sind ihr nach und nach weitere Unternehmen gefolgt. 18 Anbieter zählt das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) mittlerweile auf dem deutschen Markt. Sie alle versprechen Sparern Sicherheit und zusätzliche Erträ- ge über Indexbeteiligungen. Doch jetzt schrauben einige Ver- sicherer kräftig an ihren Policen – und bieten sie mit Push-Optio- nen an. Diese Produkte sind noch komplexer als ihre Pen- dants ohne Turbo und haben bei Weitem nicht nur Vorteile. Vorreiter in Sachen Index-Tur- bo ist die Stuttgarter Leben. Der Versicherer ist 2016 mit der „Index-Safe“ an den Start gegangen. Als erste indexgebunde- ne Police bietet sie Kunden die Möglichkeit, ihre Renditechancen über Erhöhungsoptionen zu verbessern. Inzwischen haben auch die Allianz Leben sowie die Ergo solche Produk- te im Programm. Vom Wettbewerb absetzen „Ich denke, ein Grund für diese Weiterent- wicklung der Indexpolicen ist, dass die Versi- cherer nach Varianten gesucht haben, um sich vom Wettbewerb abzusetzen und Garantien mit höheren Renditechancen zu verbinden“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Ratingagentur Assekurata. Zum anderen fällt es vielen Un- ternehmen angesichts des insgesamt mickri- gen Zinsniveaus schwer, Überschüsse zu er- wirtschaften. Diese werden aber benötigt, da- mit der Policeninhaber sie, falls gewünscht, in die Indexbeteiligung stecken kann. Bei einer Indexpolice zahlt der Sparer re- gelmäßig Beiträge ein, die in das Sicherungs- vermögen des Anbieters fließen. Erzielt der Versicherer Überschüsse, kann der Kunde wählen: Entweder er lässt sich seine Über- schussbeteiligung gutschreiben, oder er nutzt sie, um an der Entwicklung eines Index oder Indexkorbs zu partizipieren. Alle zwölf Mo- nate, nach Abschluss eines Indexzyklus, kann der Sparer diese Entscheidung neu treffen. Hebelwirkung durch Optionen Mit den erzielten Überschüssen kauft der Versicherer ein Finanzderivat, in der Regel eine Option, auf den verwendeten Index. „Die Option gewährleistet, dass das gesamte Ver- tragsguthaben an einer positiven Wertent- wicklung des Index beteiligt ist“, erklärt IVFP-Geschäftsführer Michael Hauer. Das Finanzderivat wirkt also wie ein Hebel. Macht der Index in schlechten Börsenphasen Verlus- te, verliert der Sparer hingegen lediglich den eingesetzten Überschuss. Doch für diese Sicherheit bezahlt der An- leger gewissermaßen einen Preis: Bei den meisten Policen wird die Indexentwicklung auf Monatsbasis betrachtet, und der Sparer profitiert nur zu einem gewissen Prozentsatz von einer Wertsteigerung – dann ist von einer Quote die Rede –, oder das Plus wird gedek- kelt („Cap“). Verliert der Index an Wert, wer- den Verluste in beiden Fällen hingegen voll angerechnet. Die Gesamtabrechnung erfolgt nach Ablauf des Zyklus zum Indexstichtag. Das Ergebnis, das nach Cap oder Quote erzielt wird, ist die sogenannte maßgeb- liche Rendite. „Ist sie positiv, wird sie mit dem Vertragsgutha- ben multipliziert“, sagt Hauer. So errechnet sich das neue Gutha- ben am Ende des Indexjahres“, Versicherer gehen dazu über, Indexpolicen mit Push-Optionen zu versehen. Diese sollen in Zeiten geringer Überschüsse für zusätzliche Rendite sorgen. Eine komplizierte Sache mit einigen Haken. Policen mit Turbo- Tuning Auto-Tuner bei der Arbeit: Mal wird der Motor frisiert, mal ein Spoiler montiert oder das Fahrwerk tiefergelegt. Auch manche Versicherer pimpen ihre Indexpolicen auf, damit sie höhere Renditen bringen. Indexpolicen mit Erhöhungsoptionen Kosten der Erhöhung Bezeichnung Erhöhungsoption von  auf Chancen- 1,0 % 75 %  105,30 % Allianz (Index Select Plus) turbo 2,0 % 75 %  136,22 % Ergo (Rente Balance) Index Plus 2,0 % 95 %  207 % Index-Turbo 1,5 % 66 %  116 % Stuttgarter (Index-Safe) Index-Turbo Plus 3,0 % 66 %  166 % Mit dem Einsatz von zwei Prozent des Vertragsguthabens erhöht sich die Partizipations- quote bei der Ergo Rente Balance Index Plus auf über 200 Prozent. Quelle: IVFP 232 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 fonds & versicherung I indexpolicen

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