FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019
sagt Hauer. Fällt die Indexentwicklung nega- tiv aus, wird sie auf null gestellt. Die Über- schüsse sind verloren, das Vertragsguthaben bleibt jedoch erhalten. Eine vereinfachte Musterrechnung zeigt, wie es funktioniert: Bei einer Überschuss- beteiligung von drei Prozent und einem Ver- tragsguthaben von 10.000 Euro stünden für die Finanzierung der Indexbeteiligung 300 Euro zur Verfügung. Kauft der Versicherer für diese Summe eine Option und erzielt über die Indexpartizipation eine Wertsteigerung des Vertragsguthabens in Höhe von zehn Prozent, erhöht sich dieses auf 11.000 Euro Indexpolicen mit Erhöhungsoptionen funk- tionieren vom Prinzip her genauso. „Sie bie- ten dem Versicherungsnehmer aber die Mög- lichkeit, nicht nur den Überschuss für die In- dexbeteiligung einzusetzen, sondern auch ei- nen gewissen Teil des Vertragsguthabens“, er- läutert Hauer. In Zeiten immer schwerer zu erzielender Überschüsse ist das im Grunde eine pfiffige Tuning-Idee der Anbieter. Noch mehr gehebelt Das zusätzliche Geld ermöglicht es dem Versicherer, Optionen zu erwer- ben, die auf dem Papier mehr als 100 Prozent des Vertragsguthabens, also mehr als den tatsächlichen Policen- wert, an der Indexentwicklung teil- haben lassen. Die Hebelwirkung wird also verstärkt. Für den Sparer erhöht sich damit de facto die Partizipations- quote. Auch hier illustriert eine verein- fachte Beispielrechnung, wie es geht: Das Vertragsguthaben liegt zu Beginn des In- dexjahres bei 10.000 Euro, der Versicherer nimmt – zusätzlich zu den Überschüssen von 300 Euro – drei Prozent aus dem Guthaben für den Erwerb der Option. Ließe sich über eine damit erreichte höhere Partizipationsquote eine Wertsteigerung von 15 Prozent erzielen, so würde sich das Ver- tragsguthaben am Ende des Indexzyklus allerdings nicht um 1.500 Euro erhöhen, son- dern lediglich um 1.455 Euro. Denn: Der Ver- sicherer hat dem Guthaben für den Options- kauf 300 Euro entnommen, die Bemessungs- grundlage für die Indexpartizipation sind da- her also nur 9.700 Euro. Das Vertragsgut- haben steigt somit auf 11.155 Euro. „Natürlich können Indexpolicen mit Push- Optionen in guten Jahren höhere Renditen er- zielen“, sagt Assekurata-Experte Heermann. Dies zeigt auch eine Untersuchung des IVFP. Um zu prüfen, ob sich Erhöhungsoptionen rentieren, haben die Experten zunächst die Indexmodelle, die die Anbieter bei ihren Tur- bo-Policen einsetzen, zugrunde gelegt und auf Basis historischer Zeitreihen analysiert. Als Annahmen für die Berechnung der Indexren- diten wurden die aktuellen Konditionen der Versicherer herangezogen. Erhöhung um 50 Prozentpunkte So ist etwa bei der Police der Stuttgarter Leben, der Index-Safe, eine Erhöhungsoption von 1,5 Prozent möglich, mit der die Partizi- pationsquote von 66 auf 116 Prozent gestei- gert wird. Hier zeigt sich, dass die Push-Op- tion in guten Börsenjahren eine deutlich höhe- re Rendite im Vergleich zur Variante ohne Turbo gebracht hätte (siehe Grafik unten). „Solchen Chance stehen aber erhöhte Risi- ken gegenüber“, mahnt Heermann. Bei einer negativen Indexentwicklung gehen nicht nur die Überschüsse verloren, sondern auch die für den Optionskauf eingesetzten Teile des Vertragsguthabens. „Folgen mehrere Verlust- jahre aufeinander, schmilzt das Guthaben immer weiter ab, sofern sich der Policeninha- ber für die Indexbeteiligung entschieden hat“, sagt Heermann. Keine Beitragsgarantie Für den Sparer hat dieser Verlust weitere unangenehme Folgen. Denn weil dem Versi- cherer im Deckungsstock immer weniger Ka- pital zur Verfügung steht, mit dem er arbeiten kann, sinken tendenziell die Überschüsse. So ist auch weniger Geld für den Optionskauf verfügbar. Damit der Erwerb von Finanzderi- vaten weiter möglich ist, haben die Produk- tanbieter eine Art Zusatz-Turbo eingebaut. „Alle Anbieter mit Erhöhungsoption verzich- ten auf eine Brutto-Beitragsgarantie“, weiß Hauer. Auch das erzeugt nicht gerade ein Ge- fühl von Sicherheit. Und selbst wenn der Index ein Plus erzielt, können Po- licen mit Turbo schlechter abschnei- den als solche ohne. Das ist der Fall, wenn die Indexentwicklung nicht hoch genug ist, um die höheren Kosten für den Optionskauf hereinzuholen. „Berater müssen Indexpolicen mit Push-Optionen sehr gut erklären“, mahnt Heermann. Kapitalmarktaffine Sparer mit einer höheren Risikotole- ranz könnten auf den komplexen Ga- rantie- und Anlagemechanismus aber womöglich verzichten. Und auf das ganze Turbo-Tuning. ANDREA MARTENS | FP Foto: © IVFP Lars Heermann, Assekurata: „Berater müssen Index- policen mit Push-Optionen sehr gut erklären.“ Mit und ohne Tuning Vergleich der Renditen mit der Index-Safe mit Turbo und ohne Push Die Indexpolice der Stuttgarter Leben mit einem Turbo von 1,5 Prozent hätte in guten Börsenjahren deutlich höhere Erträge erzielt. Quelle: IVFP 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 2015 2010 2005 2000 ohne Index-Turbo mit Index-Turbo Michael Hauer, IVFP: „Mit Erhöhungsoptionen kann ein Teil des Guthabens in die Indexpartizipation fließen.“ 234 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 fonds & versicherung I indexpolicen
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