FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © lassedesignen | stock.adobe.com E s ist noch gar nicht so lange her, da wäre es kaum vorstellbar gewesen, dass sich der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht für das Thema Nachhaltigkeit im Finanzsektor stark macht. Inzwischen ist das anders. Denn auch wenn innerhalb der Finanzbranche noch intensiv darüber diskutiert wird, ob Investoren, ins- besondere institutionelle Anleger, überhaupt die richtigen Adressaten sind, um den Klima- wandel zu stoppen, und wie effektiv es eigent- lich sein wird, Großanleger durch regulato- rische Zwänge zu mehr ESG-Investments zu bewegen, um auf diese Weise die angestreb- ten Ziele zu erreichen: Die Bafin-Chefetage scheint inzwischen davon überzeugt zu sein, dass ohne die Berücksichtigung und Integra- tion von ESG-Kriterien künftig nichts mehr gehen wird. „Wer langfristig im Finanzsektor erfolg- reich sein will, wird am Thema Nachhaltig- keit nicht mehr vorbeikommen“, erklärte jedenfalls Bafin-Präsident Felix Hufeld zum Auftakt der ersten Konferenz „Nachhaltige Finanzwirtschaft“ in Berlin, wo Investoren über aktuelle europäische Regulierungsvorha- ben und die Ansätze der deutschen Aufsichts- behörde diskutiert haben. Das Thema „Nach- haltige Finanzwirtschaft“ sei für die Bafin kei- neswegs neu, so Hufeld. Im März 2018 habe das Direktorium Nachhaltigkeit zum strate- gisch wichtigen Thema erklärt und beschlos- sen, dass beaufsichtigte Unternehmen mate- rielle Umwelt- und Klimarisiken explizit im Risikomanagement berücksichtigen sollten. Regelrecht aufs Tempo drückt beim Thema Nachhaltigkeit auch der Münchner Allianz- Konzern. Auf der vor Kurzem abgehaltenen Hauptversammlung kündigte Europas größter Versicherer jedenfalls ehrgeizige Klimaziele an. Bereits vor einem Jahr hatte Allianz-Chef Oliver Bäte verkündet, sein Konzern verzichte ab sofort auf die Einzelversicherung von Koh- lekraftwerken und Kohleabbau, bis 2040 solle es „keine Art von Kohlerisiko“ mehr geben. Jetzt legte Bäte noch eins drauf: Bis 2050 will der Konzern sein Milliardenvermögen zur Gänze „klimaneutral“ anlegen. Bereits bis 2023 soll der gesamte Stromverbrauch des in über 70 Ländern aktiven Konzerns aus er- neuerbaren Energien gedeckt werden. „Es ist uns sehr ernst mit dem Thema“, so Bäte, „und wir wollen weiterhin einen starken Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.“ Die Allianz gilt dabei schon heute als Vor- reiter unter den Versicherern, was das nach- haltige Wirtschaften angeht. Bereits zum zweiten Mal in Folge ist die Allianz im Dow Jones Sustainability Index die Nummer eins unter den Versicherern weltweit. Und auch die Analysten des US-Finanzdienstleisters MSCI bewerten den Konzern mit dem höchsten Nachhaltigkeits-Ranking „AAA“. Noch nicht angekommen Aber wie sieht das eigentlich bei anderen Versicherern aus? Dieser Frage ist Carsten Zielke, Gründer von Zielke Research Consult in Aachen, nachgegangen. Er hat unter ande- rem die sogenannten CSR-Berichte der deut- schen Versicherer zum Thema Nachhaltigkeit unter die Lupe genommen. Sein trauriges Ur- teil in Bezug auf die Berichterstattung über ökologische und soziale Aspekte in der Asse- kuranz: „Das Thema Umwelt und Soziales ist bei der Mehrheit der deutschen Versicherer noch nicht angekommen.“ Die Abkürzung CSR steht für „Corporate Social Responsibi- lity“ und bezieht sich auf das Umwelt- und Sozialengagement von Unternehmen. Bereits im Jahr 2014 haben Parlament und Mitgliedsstaaten der Europäischen Union die entsprechende CSR-Richtlinie verabschiedet. Damit sind alle börsennotierten Gesellschaften sowie alle Finanzinstitute der EU mit mehr als 500 Mitarbeitern seit dem Geschäftsjahr 2017 zu einer entsprechenden Erweiterung ih- rer Unternehmensberichterstattung verpflich- tet, um so für mehr Transparenz in Bezug auf ökologische und soziale Aspekte zu sorgen. Eine Analyse der Pflichtberichte deutscher Versicherer offenbart bei einigen Unternehmen erheblichen Nachholbedarf beim Thema Nachhaltigkeit. Mehr Pflicht als Engagement Seit dem Jahr 2017 müssen große Unternehmen nach der sogenannten CSR-Richtlinie der EU über ihre Aktivitäten im Zusammenhang mit ökologischen und sozialen Aspekten berichten. » Wer langfristig im Finanzsektor erfolgreich sein will, wird am Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbeikommen. « Felix Hufeld, Bafin 238 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 fonds & versicherung I nachhaltigkeit

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