FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

2 0 Milliarden Euro – die Zahl saß. Mit diesem Absatzziel machten sich der ehemalige „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann und der Ex-Banker Leonhard Fischer vor einem Jahr daran, den Fondsmarkt aufzurollen. Das Duo scharte Partner um sich, darunter Volker Schilling von Greiff Capital. Zusammen wollten sie mit ihrem „Zukunfts- fonds“ die Massen weg vom zinslosen Spar- buch hin zu Kapitalmarktinvestments locken – und das erreichen, was der Asset-Manage- ment-Industrie nie gelungen ist: den Deutschen das Fondssparen schmackhaft zu machen. Die Bilanz nach einem Jahr Zukunftsfonds: Das Volumen kletterte von elf auf knapp 16 Millionen Euro. Das Nettoneugeld beziffere sich auf rund vier Millionen Euro, heißt es von den Gründern. Geht der Absatz in diesem Tempo weiter, braucht die Truppe gut 5.000 Jahre, um die 20 Milliarden Euro voll zu ma- chen – ohne Rückenwind von den Märkten. Dem mageren Mittelzufluss steht das enorme öffentliche Echo gegenüber, das das Projekt fand. Wegen dieses Missverhältnisses zirku- lierte bereits das Urteil „Fehlstart“. Anspruchsvolles Geschäft Das sehen die Zukunftsfonds-Initiatoren natürlich anders. „Ich würde es eher einen anspruchsvollen Start nennen“, sagt Fischer im Gespräch mit FONDS professionell. „Mit unserem Geschäftsmodell fordern wir die klassische Lehrmeinung heraus, die lau- tet: Fonds werden nicht gekauft, sondern verkauft.“ Dass sich der Erfolg nicht von heute auf mor- gen einstellen würde, sei dem Team von Anfang an klar gewesen, so der frühere Vor- stand der Dresdner Bank. „Die Vermögensverwaltung ist ein anspruchsvolles Ge- schäft“, stellt Fischer fest. „Eine Marke und Vertrauen aufzubauen braucht Zeit.“ Die Gruppe mit Sitz in Berlin vermarktet den Misch- fonds vor allem über die eige- ne Webseite. Er lässt sich aber auch über Filial- und Direktbanken kaufen. Den Internetauftritt flankiert das von Diekmann entworfene Online-Finanzmagazin „Zaster“, das Aufmerksamkeit schaffen soll. Der Vertrieb sei ohnehin noch gar nicht richtig angelaufen, argumentieren die Macher. „Wir sind mit der Produktwerbung bisher noch extrem zurückhaltend gewesen“, meint Martha Böckenfeld, Verwaltungsratschefin der DFG Deutschen Fondsgesellschaft, der Firma hinter dem Zukunftsfonds. „Vielleicht ist es etwas weniger, als wir uns erhofft hatten“, räumt die Mitgründerin ein. „Insgesamt gese- hen ist der Verlauf für ein neues Finanzpro- dukt – und dazu noch eines, das vorwiegend digital vertrieben wird – völlig normal.“ Berater eingespannt Allein auf den Onlinevertrieb mögen sich die Initiatoren aber augenscheinlich nicht mehr verlassen. Denn auf der Internetseite fin- det sich nunmehr eine Suchfunktion, über die potenzielle Kunden Kontakt zu persönlichen Ansprechpartnern finden. Das Netz spannt sich über ganz Deutschland. Die unabhängi- gen Finanzberater, die den Zukunftsfonds ver- markten, gewannen Fischer, Böckenfeld und Schilling über ihre Kontakte in die Szene. Der Anreiz ist derselbe wie im klassischen Finanzvertrieb. „Natürlich erhalten unsere Partner auch die gängigen Vertriebsprovisio- nen“, sagt Böckenfeld. Die Zahlungen würden transparent dargelegt, lägen in einem niedri- Der Zukunftsfonds startete als digitaler Revoluzzer und erntete im ersten Jahr keine Erfolge. Nun versuchen es die Gründer mit persönlichem Kundenkontakt. Auf Ochsentour Foto: © DFG, Norman Posselt » Mit unserem Geschäftsmodell fordern wir die klassische Lehre heraus. Dass wir nicht von heute auf morgen erfolgreich sind, war uns von Anfang an klar. « Lenny Fischer, DFG Kai Diekmann, Martha Böckenfeld und Lenny Fischer (von links), DFG Deutsche Fondsgesellschaft Invest: 20 Milliarden Euro sehen die Initiatoren als Potenzial für ihren Zukunftsfonds, was nur einem Prozent des Gesamtmarktes entspreche. Als konkretes Absatzziel wollen die Gründer die Zahl aber nicht verstanden wissen. 278 vertrieb & praxis I der zukunftsfonds

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