FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © david_franklin | stock.adobe.com E in Schreibtisch reiht sich an den ande- ren in dem Großraumbüro. Auf den Stühlen sitzen Frauen und Männer, die telefonieren, eifrig auf ihren Tastaturen tip- pen – oder gebannt auf die Zahlenkolonnen blicken, die über die Monitore vor ihnen flackern. Kaum einer richtet seine Augen nach draußen, wo sich vor den Fenstern die impo- santen Mauern der St. Paul’s Cathedral erhe- ben. Hier, im Herzen Londons, klopfen die Analysten von Fidelity International die Lage der Weltwirtschaft sowie von Staaten und Unternehmen ab und bereiten die Anlage- entscheidungen der Portfolio Manager vor. Wie bei Fidelity in London loten rund um den Globus Analysten Chancen an den Märkten aus und lenken mit ihren Ergebnissen, wohin Milliardenbeträge fließen. Während sich die Aufgaben der Experten kaum verändert haben, vollzog sich in ihrem Umfeld ein gewaltiger Um- bruch. Bislang konnten die Analysten der Asset Manager für ihre Kalkulationen Studien und Ergebnisse externer Anbieter heranziehen – meist praktisch umsonst. Seit der Neuregelung, die mit der Finanz- marktrichtlinie Mifid II Anfang 2018 in Kraft trat, ist diese Praxis passé. Nunmehr müssen Fondsanbieter die Ausgaben für volkswirtschaftliche Stu- dien oder Wertpapieranalysen von Dritt- anbietern genau aufschlüsseln. Früher verteil- ten Investmentbanken und Broker die Papiere umsonst – im Tausch gegen Handelsaufträge. Solche Gegengeschäfte erschienen den Regu- lierern aber zu undurchsichtig. Jetzt weisen Asset Manager die Kosten für Wertpapier- transaktionen und Research gesondert aus. Das soll eine höhere Transparenz schaffen. Die Anbieter, meist Investmentbanken oder Broker, handeln erstmals mit den Abnehmern einen verbindlichen Preis für Analysen und Studien aus. FONDS professionell hörte sich bei den in Deutschland und Österreich aktiven Asset Managern um, wie sich die Umwäl- zungen bei ihnen bemerkbar machen. Zulieferer entlassen Generell greifen die Veränderungen auf ver- schiedenen Ebenen. Ein Punkt war, wer die Gebühren für das Research trägt, die zuvor meist in der Geld-Brief-Spanne der gehandel- ten Wertpapiere versteckt waren: die Fonds- anleger oder die Anbieter? Nach und nach entschieden sich immer mehr Asset Manager für einen Weg: Fast alle Unternehmen verbu- chen die Auslagen für externes Research in ihrer eigenen Gewinn-und-Verlust-Rechnung – und nicht in denen der Fonds. Am Ende bürden von den großen Häusern nun nur Carmignac Gestion aus Paris und der Wert- papierdienstleister der deutschen Sparkassen, die Deka, die Kosten den Portfolios auf. Dies führt dazu, dass die Asset Manager genauer prüfen, wie viel Geld sie ausgeben und von wem sie Research beziehen. Von den 40 Gesellschaften, die an der Umfrage von FONDS professionell teilnahmen, äußerten sich 21 zum externen Research. Ein erhebli- cher Teil ließ die Zahl der Drittanbieter seit dem Inkrafttreten der Finanzmarkt- richtlinie zwar unverändert, ebenso viele reduzierten die Zahl jedoch – zum Teil drastisch um die Hälfte. Insbesondere größere Häuser beendeten Kooperationen im großen Stil. Nur wenige stockten die Zahl der Zulieferer auf. „Europas Invest- mentfirmen haben in den vergangenen Jahren klar angekündigt, dass sie ihre Ausgaben für Research kürzen wollen“, sagt William Llamas von der Beratungs- gesellschaft Greenwich Associates. Dies setzen einige nun augenscheinlich um (siehe Grafik links). Die Ergebnisse decken sich mit einer europaweiten Umfrage des Berufsverban- Fondsgesellschaften stocken nach Inkrafttreten der Finanzmarktrichtlinie Mifid II ihr hauseigenes Research auf, zeigt eine Umfrage von FONDS professionell. Die Preisfrage Studiensparschweine: Bei der Mehrheit der Fondsgesellschaften geht die Rechnung für volkswirtschaftliche Analysen oder Aktienresearch nach den Änderungen durch Mifid II aufs Haus. Abo gekündigt Entwicklung der Zahl externer Research-Anbieter seit Mifid II Einige Fondsgesellschaften haben die Zahl externer Studienlieferanten deutlich reduziert. Quelle: Umfrage von FONDS professionell im April 2019 erhöht 14 % reduziert (um 1 bis 30 %) 24 % reduziert (um 30 % oder mehr) 19 % unverändert 43 % » Europas Investmentfirmen haben in den vergangenen Jahren klar angekündigt, dass sie ihre Ausgaben für Research kürzen wollen. « William Llamas, Greenwich Associates 286 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 vertrieb & praxis I analysen

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=