FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © Kaspars Grinvalds | stock.adobe.com E lmar Peine wählt große Worte, um sei- ne Idee zu beschreiben: „Die Finanz- marktrevolution zeichnet sich dadurch aus, dass Private erobern, was Institutionellen vorbehalten war“, sagt der Initiator der Inter- netseite Finanzausschreibung.de, die Ende 2018 an den Start gegangen ist. Auf der Platt- form können Privatanleger anonymisiert die Verwaltung ihrer Gelder ausschreiben lassen – und Vermögensverwalter sich darauf bewer- ben. Ein Algorithmus soll berechnen, welche Parteien am besten zueinander passen. Eine solche Dienstleistung gibt es für professionelle Investoren bereits seit geraumer Zeit, für Pri- vatanleger ist das jedoch neu. Derzeit sind Peine zufolge 43 Mandate auf der Plattform ausgeschrieben. So sucht etwa ein Privatanleger einen Verwalter für ein ge- mischtes Aktien- und Rentenportfolio mit 460.000 Euro. Bis kurz vor Ende der Aus- schreibung bewarben sich rund 20 Vermö- gensverwalter auf das Mandat, die für das Management eine Gebühr zwischen 0,7 und 1,35 Prozent pro Jahr veranschlagen würden. Die Ausschreibung ist für den Anleger kosten- frei, während die Verwalter bei einer Man- datsvergabe einmalig einen bestimmten Pro- zentsatz der tatsächlich vereinbarten Anlage an die Plattform entrichten müssen. Der Anteil beträgt bei Summen bis 250.000 Euro 0,92 Prozent und sinkt in mehreren Stufen auf 0,38 Prozent bei Beträgen über 2,5 Millionen Euro. Intransparenter Markt Initiator Peine kennt sich in Sachen Vermö- gensverwaltung aus. Bereits während seiner Promotion beschäftigte er sich mit der Erwar- tungsbildung auf spekulativen Märkten. Zu- dem besaß er drei Jahre lang eine Lizenz als Finanzportfolioverwalter. Auch als Buchautor und Journalist für das „Handelsblatt“ und den Axel Springer Finanzen Verlag beschäftigte er sich mit der Vermögensverwaltung. „Mit der Digitalisierung gibt es endlich die Möglichkeit, mehr Licht in den zu intranspa- renten Private-Banking-Markt zu bringen“, sagt Peine. „Das wird sich für alle auszahlen: Kunden finden den geeigneten Verwalter, ohne viel zu suchen. Verwalter können sich Investoren vorstellen, die sie normalerweise nie und nimmer erreicht hätten.“ Peine zufol- ge gab es in den vergangenen Wochen bereits die ersten Abschlüsse. Wobei er zugibt, dass es ein längerer Prozess ist, bis es schließlich zu einer Mandatsvergabe kommt. „Nach dem Schluss der Ausschreibung entscheidet sich kaum jemand direkt für einen Bewerber, wo- bei es diesen Fall auch schon gab. Stattdessen erfolgt die Auswahl einer kleineren Gruppe“, berichtet der Initiator. „Dabei bieten wir Inves- toren, die weiter anonym bleiben wollen, an, Präsentationen und Referenzen an ihrer statt einzuholen.“ Peine kümmert sich gemeinsam mit drei Mitarbeitern um das Projekt. Insgesamt registrierten sich bis Mitte März 109 Vermögensverwalter auf Finanzausschrei- bung.de, um Gebote abgeben zu können. Da- von nahmen laut Angaben des Anbieters rund 60 bereits an Ausschreibungen teil. Peine spricht aber auch nicht registrierte Vermögens- verwalter, Banken, Sparkassen und Family Offices an. Nach eigener Aussage erreicht er damit, je nach Ausschreibung, „rund 900 Ver- mögensverwaltungsstandorte“, die aufgefor- dert werden, ein Gebot abzugeben. Im Schnitt kämen dann rund 15 bis 20 Bewerbungen auf eine Ausschreibung. Zu den Vermögensverwaltern, die von Be- ginn an auf der Plattform dabei waren, gehört Dr. Lux & Präuner aus Grünwald bei Mün- chen. „Die Plattform ist für uns interessant, weil wir hierdurch neue Kundengruppen er- schließen und mit Kunden in Kontakt treten können, die uns nicht kennen oder nicht auf uns gestoßen wären“, sagt Geschäftsführer Marc-Oliver Lux. „Sympathisch für uns ist auch, dass die Teilnahme an der Plattform kostenfrei ist und erst ein tatsächlicher Man- datsabschluss erfolgsabhängig bezahlt wird.“ Die Grünwalder haben bisher an rund 20 Aus- schreibungen teilgenommen, ein konkreter Abschluss kam bisher jedoch noch nicht zu- stande. „Aber offensichtlich haben wir eine Ausschreibung dahingehend gewonnen, dass ein Interessent exklusiv mit uns in Kontakt treten will. Hierzu wurden gerade unsere Kontaktdaten weitergeleitet“, so Lux. Fake or not? Szenekenner fragen sich, ob alle Ausschrei- bungen auf Finanzausschreibung.de tatsäch- lich ernst gemeint sind. Auch die Macher der Seite beschäftigen sich mit diesem Thema und wollen entsprechende Muster erkannt Die Plattform Finanzausschreibung.de will Privatanleger und Vermögensverwalter zusammenbringen. Auch freie Vermittler können von dem Angebot profitieren. Blind Date für die Geldanlage Ganz ohne Sichtkontakt laufen wohl die wenigsten Blind Dates ab. Ähnlich ist es auf der Plattform Finanzausschrei- bung.de : Hat ein Anleger ernsthaft Interesse an einem Vermögensverwalter, muss er sich zu erkennen geben. 318 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 bank & fonds I vermögensverwaltung

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