FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

haben. „Es gibt einige Indizien für Fake- Investoren“, sagt Peine. Die Merkmale, woran er gefakte Ausschreibungen erkennt, möchte Peine verständlicherweise jedoch nicht veröf- fentlicht sehen. „Momentan sind 150 Investo- ren registriert, wir schätzen, dass ein Viertel davon Fake-Investoren sind“, so der Initiator. „Das finde ich aber nicht verwunderlich, schließlich ist das Modell neu und weckt des- wegen Neugier. Die Fake-Quote wird voraus- sichtlich stark abnehmen.“ Schwieriger sei es abzuschätzen, ob Inves- toren sich anmelden, um einfach nur den Markt zu testen. Peine: „Für uns ist entschei- dend, für die Interessierten, die nach meinem Eindruck die überwiegende Mehrheit bilden, den Übergang von der Ausschreibung bis zum persönlichen Kontakt möglichst gut zu mode- rieren und die richtigen Brücken zwischen Verwaltern und Investoren zu bauen.“ Vermögensverwalter Lux sieht es ähnlich: „Wir können nicht unterscheiden zwischen ‚echten‘ und ‚unechten‘ Anfragen. Letztlich gehen wir aber ohnehin davon aus, dass die Gebote auf der Plattform für Interessenten nur ein erster Überblick sein können und erst ein vertiefendes persönliches Gespräch zur Kon- kretisierung und zu einem Abschluss führt“, so Lux. Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Anlegerwünsche sehr unterschiedlich sei- en und manche potenzielle Kunden falsche Erwartungen hätten. „Wir erwarten nicht, dass uns der Selektionsalgorithmus sämtliche Ar- beit in der Akquise abnimmt. Wir sind jedoch offen für neue Entwicklungen und Anbah- nungsformungen in der Kundengewinnung.“ Verbesserungsbedarf sieht Lux noch in Sachen Transparenz. Für ihn sei nicht ersicht- lich, was nach Ablauf der Ausschreibungsfrist passiere. Er könne nicht nachvollziehen, ob sein Angebot angenommen oder abgelehnt wurde. Offen sei auch, ob der Anleger weiter- hin an einer Vermögensverwaltung interessiert sei. „Hier wäre die Einholung eines Kunden- feedbacks hilfreich“, meint Lux. Plattform für Institutionelle Was für Privatanleger neu ist, gibt es für institutionelle Investoren bereits seit einiger Zeit. So feierte das „Mandate-Tool“ von Institutional Money, dem Schwestermagazin von FONDS professionell, dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. In Summe haben In- vestoren wie Pensionskassen oder Versicherer schon 116 Ausschreibungen im Gesamtvolu- men von mehr als 16 Milliarden Euro veröf- fentlicht. Das Angebot ist als sogenannte „Pre- Request for Proposal“-Plattform konzipiert, bei dem institutionelle Anleger und Consul- tants die Möglichkeit haben, anonym eine Vorausschreibung einzustellen. Der Fragenkatalog, den Asset Manager für ihre Bewerbung ausfüllen, ist speziell auf die Vorselektion abgestimmt und enthält jene Informationen, die für den Investor in dieser frühen Phase wichtig sind. „Der Questionnaire bietet dem Investor auch Platz für eigene, in- dividuelle Fragen. Alle Antwortfelder sind mit einer Zeichenbeschränkung versehen, sodass die Bewerber gefordert sind, ihre Angebote präzise zu gestalten. Dies stellt eine erhebliche Erleichterung für den Ausschreibenden dar“, sagt Ingrid Punz, die das Mandate-Tool für Institutional Money betreut. Ein individuelles Auswertungsprofil und ein automatisches Kennzahlen-Ranking gehören ebenfalls zu den Leistungsmerkmalen der Plattform. Vermittler profitieren Auch Finanzausschreibung.de möchte sich künftig kleineren institutionellen Kunden wid- men. Zur Zielgruppe sollen bald auch Stiftun- gen, Family Offices und Verbände gehören. Daneben möchte Peine kleinere Kommunen sowie öffentliche und kirchliche Vermögens- träger, die aus Governance-Gründen aus- schreiben wollen oder müssen, als Kunden gewinnen. Für sie gilt genauso wie für Privat- anleger, dass sie ihre Anonymität erst dann aufgeben müssen, wenn sie mit den Verwal- tern näher in Kontakt treten möchten. Um Mandate zu gewinnen, kooperiert Pei- ne auch mit Vermittlern. Diese können sich kostenfrei auf der Seite registrieren und Aus- schreibungen für ihre Kunden vornehmen. Dafür benötigt der Vermittler nicht zwingend eine Erlaubnis als Finanzanlagenberater. „Ver- mittler in unserem Sinne sind Personen, die für einen Investor einen Verwalter suchen. Wir denken an Stiftungsverwaltungen, Rechts- anwaltskanzleien oder auch Tippgeber, die wie beim Zeitungsabo eine Prämie kassieren möchten“, erklärt Peine. Kommt es zum Abschluss eines Verwaltungsvertrags, erhält der Vermittler die Hälfte der Gebühr, die der Plattform zusteht. Ob Finanzausschreibung.de langfristig überlebt, hängt vor allem von einer ausrei- chend hohen Zahl an ausgeschriebenen Man- daten ab. Ein erfahrener Berater einer großen deutschen Privatbank sieht die Erfolgschancen eher kritisch: „Ich weiß nicht, ob es gelingt, genügend Privatanleger zu finden, die bereit sind, über die Plattform ihre Mandate aus- schreiben zu lassen. In der Regel legen ver- mögende Private ihr Geld bei ihrer Hausbank an oder bekommen einen Tipp von einem gu- ten Freund, der ihnen seine Bank empfiehlt.“ Auch bei den wirklich Wohlhabenden sieht der Banker wenig Aussicht auf Erfolg. „Hoch- vermögende Kunden betreiben meistens ein eigenes Family Office, das sich um die Aus- wahl der Vermögensverwalter kümmert.“ Peine lässt sich von den Bedenken jedoch nicht abschrecken – und arbeitet kontinuier- lich am Ausbau der Plattform. Derzeit sucht er weitere Geldgeber, um Ausschreibungen auf anderen Feldern, beispielsweise Finanzie- rungen, zu ermöglichen. MARCUS HIPPLER | FP Foto: © Photo-Fires; Schelke Umbach Marc-Oliver Lux, Vermögensverwalter: „Sympathisch ist, dass die Teilnahme an der Plattform kostenfrei ist.“ Elmar Peine, Finanzausschreibung.de: „Digitalisierung bringt mehr Licht in den intransparenten Markt.“ 320 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 bank & fonds I vermögensverwaltung

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