FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © Jürgen Fälchle | stock.adobe.com E lektroautos eroberten bisher nur im Schleichtempo das Herz der Deutschen. Zuletzt nahm der Verkauf der E-Vehi- kel jedoch Fahrt auf, immerhin kletterte der Absatz 2018 um fast ein Viertel. Zögerlich zeigten sich die Deutschen nicht nur bei ihrem liebsten Gefährt: Die grüne Geldanlage fristete ebenfalls lange Zeit ein Schattendasein. Doch auch das ändert sich. Das Thema Nachhaltig- keit gewinnt bei der Anlageberatung in den Banken zunehmend an Bedeutung. Immerhin hat jeder zweite Sparer in Deutschland von dieser Art der Anlage gehört, zeigt eine Umfrage von Union Investment aus dem Herbst 2018. Zudem erscheinen den Menschen ethisch und ökologisch vorbildliche Investments attraktiv – sie würden dafür sogar auf Rendite verzichten. Wollten bei einer ähn- lichen Studie im Jahr 2010 noch 35 Prozent der Befragten keinerlei Abstriche hinnehmen, waren es 2018 lediglich elf Prozent (siehe Grafik „Rendite mit Moral“, Seite 330). „Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass das Thema Nachhaltigkeit längst keine Mode- erscheinung mehr ist und mittlerweile auch unter deutschen Privatanlegern einen hohen Stellenwert genießt“, sagt Giovanni Gay, Ge- schäftsführer beim zentralen Fondsanbieter der Volks- und Raiffeisenbanken. Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Umfra- ge von Allianz Global Investors von April 2019. Demnach halten 73 Prozent der befrag- ten Deutschen nachhaltige Investments für wichtig, was nah am europäischen Durch- schnitt liegt (siehe Grafik „Grüner Süden“, Seite 332). Bei der europaweiten Unter- suchung rechneten nur rund 14 Prozent mit Einbußen bei der Wertentwicklung durch die nachhaltige Ausrichtung. 20 Prozent erwar- teten keine und 40 Prozent sogar positive Effekte auf die Rendite. Doch so offen Sparer sich gegenüber der grünen Geldanlage geben, tatsächlich inves- tieren nur die wenigsten nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien (ESG). Zu diesem ernüchternden Fazit kommen die Stu- dien unisono. Der Union-Investment-Umfrage vom Herbst 2018 zufolge waren es lediglich zwölf Prozent der Teilnehmer. Die mit Ab- stand am häufigsten genannten Gründe für die ESG-Abstinenz waren, dass kein Geld für Investments übrig und das Produktangebot zu unübersichtlich sei. Bei der Untersuchung von Allianz GI gab ebenfalls nur ein Bruchteil der Befragten an, mit ihrem Finanzberater über ESG-Invest- ments gesprochen zu haben. Beim über- wiegenden Teil kam dieser Aspekt bei der Finanzberatung nicht auf die Agenda – ge- schweige denn, dass die Teilnehmer über- haupt einen Finanzberater haben (siehe Grafik „Beratung als Brachland“, Seite 332). Doch selbst wenn die Sprache auf nachhaltige Geld- anlagen kam, führte dies längst nicht immer zu einer entsprechenden Investition. Gut ein Viertel berichtete, dass ihnen der Berater kein entsprechendes Produkt angeboten hat. Branche in der Pflicht Gay von Union Investment sieht angesichts dieser Ergebnisse die Branche in der Pflicht. „Mangelnde Transparenz und fehlendes Wis- sen scheinen die Sparer davon abzuhalten, ihr Geld mit gutem Gewissen anzulegen“, resü- miert er. „Um den Kundenbedürfnissen ge- recht zu werden, müssen nachhaltige Produkte einfacher und verständlicher gestaltet wer- den.“ Auch Mathias Müller, Leiter des euro- päischen Privatkundengeschäfts von Allianz Global Investors, erkennt Handlungsbedarf: „Wir sehen dieses Ergebnis einerseits als Auf- trag, noch gezielter zu informieren, anderer- seits aber auch als langfristige Chance.“ Die Banken als Vertriebskanal nehmen das Thema ebenfalls zunehmend ernst – mitunter schon seit geraumer Zeit. „Wir bieten bereits seit 2004 im Private Banking jeweils eine nachhaltige Variante in der klassischen indi- viduellen Vermögensverwaltung und seit 2007 auch in der Mandatslösung ‚Vermögensport- folio‘ an“, sagt Ansgar Oberreuter, Leiter Pro- dukt und Kundenmanagement bei der Hypo- vereinsbank (HVB). Hinter den Vermögens- portfolios der Unicredit-Tochter stecken Noch legen nur wenige Privatkunden ihr Geld nachhaltig an. Doch das Interesse wächst. Kein Wunder, dass auch die Banken das Thema für sich entdecken. Grün für den Schalter Buntes Angebot: Nachhaltige Investmentprodukte erlangen zunehmend Bekanntheit. Auch wenn erst wenige Privat- anleger tatsächlich zu Öko- und Ethikfonds greifen, stellen sich die Banken auf eine zunehmende Nachfrage ein. » Mangelnde Transparenz und fehlendes Wissen scheinen die Sparer davon abzuhalten, ihr Geld mit gutem Gewissen anzulegen. « Giovanni Gay, Union Investment 328 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 bank & fonds I nachhaltigkeit

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