FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019
tur in Deutschland einen Bärendienst erwie- sen“, sagt Krautscheid. Kleinere Institute könnten sich den Aufwand für die Beratung imWertpapiergeschäft gar nicht mehr leisten. Die Deutsche Kreditwirtschaft befürchtet daher einen Rückgang des Angebots. Zudem seien Kunden derart genervt, dass sie ihr Geld lieber auf dem Sparbuch ließen. „Deutschland braucht eine ausgeprägte Wertpapierkultur“, erklärt Krautscheid. Dieses Ziel werde durch Mifid II jedoch konterkariert. Daher will der Dachverband der Banken und Sparkassen darauf hinwirken, dass die neue EU-Kommission die Überarbeitung des Regelwerks ganz oben auf ihre Agenda für den Herbst 2019 setzt. Darüber, welche Schritte die DK hier im Einzelnen plant, kön- ne sich der Verband noch nicht äußern, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage von FONDS professionell. Ein Vertreter der Branche, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagt allerdings: „Es wird nicht damit getan sein, einzelne Vorgaben zu ändern.“ Stattdessen müsse das gesamte Regelpaket aufgeschnürt und neu zusammengesetzt werden. Dass eine neue Kommission die umfassen- de Überarbeitung einer noch relativ neuen EU-Finanzmarktrichtlinie ganz oben auf ihren Arbeitsplan setzen wird, ist allerdings zu bezweifeln. Immerhin ist in Mifid II selbst zumindest ein „Review“ vorgesehen, eine Überprüfung der bisherigen Vorschriften durch den europäischen Gesetzgeber also – Gut gemeint – schlecht gemacht So beurteilen Kunden und Bankberater die Anlageberatung unter dem Regime von Mifid II Probleme aus Kundensicht Mehr Zeit, nicht mehr Nutzen „Aufwand einer Order/Wertpapiertransaktion ist angemessen“ „Beratungsgespräche dauern länger“ Für eine umfassende Studie hat die Ruhr- Universität Bochum im Auftrag der Deut- schen Kreditwirtschaft (DK) im Spätherbst 2018 über 150 Banken und Sparkassen sowie rund 3.000 Kunden dazu befragt, wie sich die Anlageberatung seit dem Inkrafttreten der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II verändert hat. Im Kern kommen beide Gruppen zu dem Schluss, die Beratung nehme mehr Zeit in Anspruch, sie gestalte sich weniger persön- lich und individuell. Anleger fühlen sich von der Masse an Informationen, die Berater ihnen zwingend zukommen lassen müssen, überfordert. Viele Anlageberater wiederum empfinden die neuen Anforderungen als belastend und sind verunsichert. Sie haben Angst, Fehler zu machen, und fürchten, ihren Job nicht mehr gut ausüben zu können. 12,1 % 1,0 % 35,9 % 33,2 % 17,8 % 59,9 % 0,6 4,9 10,9 % 23,7 % Probleme aus Beratersicht Immer mehr Zeit investieren „Beratung und Bearbeitung dauern länger“ „Der Verwaltungsaufwand ist höher“ 67,3 % 0,7 2,6 7,8 % 21,6 % 69,3 % 0,7 2,0 3,9 24,2 % Weniger wäre mehr „Die Menge an Informationen überfordert mich“ „Würde gerne auf Aufklärung verzichten können“ 32,4 % 1,0 % 15,3 % 21,4 % 29,9 % 46,3 % 0,9 % 11,1 % 16,9 % 24,8 % Individualität bleibt auf der Strecke „Die Beratung ist weniger individuell“ „Beratungsleistungen sind stärker austauschbar“ 45,1 % 0,7 5,2 10,5 % 38,6 % 17,6 % 1,3 % 5,9 % 32,7 % 42,5 % Beratung weniger persönlich „Mein Berater ist früher auf meine Wünsche flexibler eingegangen“ „Die stärkere Standardisierung hilft mir beim Filtern relevanter Informationen“ 32,7 % 1,2 % 20,3 % 20,7 % 25,1 % 5,4 % 1,2 % 29,3 % 41,4 % 22,8 % Verunsicherung steigt „Ich bin bei der Beratung zunehmend verunsichert“ „Ich habe Angst, formale Fehler zu machen und schlecht zu beraten“ 39,9 % 2,0 0,7 13,1 % 44,4 % 52,9 % 1,3 0,7 13,7 % 31,4 % Trifft zu Trifft eher zu Trifft eher nicht zu Trifft nicht zu Keine Angaben K 336 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 bank & fonds I mifid II
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=