FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © pureshot | stock.adobe.com E in Sprint über 100 Meter, ein Halbma- rathon oder die vollen 42 Kilometer – jeder Lauf beginnt, wenn der Start- schuss fällt. Jede Versicherungspolice und jeder Fondssparplan beginnt zu laufen, sobald der erste Beitrag eingezahlt wird. Wer danach im Rennen vorn liegt, welcher Läufer schließ- lich als Erster ins Ziel geht, hängt ganz ent- scheidend von den individuellen Stärken der Gegner ab. Das ist im Wettkampf der Spar- größen nicht anders als im Sport. Im Wettbewerb um das beste Sparprodukt ohne staatliche Förderung stehen nun in den Startlöchern: eine klassische Rentenversiche- rung, eine Indexpolice, eine … Stopp, Früh- start. Bevor die Konkurrenten tatsächlich ins Rennen geschickt werden, sollten sich faire Schiedsrichter noch einmal die Wettkampf- regeln ins Gedächtnis rufen. Denn diese haben sich am 1. Januar 2018 zumindest für die Kontrahenten Fondspolice und Fondsspar- plan maßgeblich geändert. Seit dem Inkrafttreten des Investment- steuerreformgesetzes müssen deutsche Publi- kumsfonds auf in Deutschland erzielte Divi- denden, Mieterträge und Gewinne aus dem Verkauf von Immobilien 15 Prozent Steuern zahlen. Als Ausgleich dafür hat der Gesetz- geber steuerliche Teilfreistellungen für Privat- anleger vorgesehen. So erhält der Anleger bei Mischfonds mit einer Aktienquote von min- destens 25 Prozent auf laufende Erträge und Veräußerungsgewinne einen Abschlag in Höhe von 15 Prozent. Bei Fondspolicen bekommt der Sparer eine pauschale Teilfrei- stellung von ebenfalls 15 Prozent auf die Erträge, die er mit den Investmentanteilen in seiner Police erzielt. Realitätsnahe Bedingungen Eine weitere Regeländerung: Seit 1. Januar 2018 werden bei thesaurierenden Fonds nicht mehr die tatsächlichen laufenden jährlichen Erträge besteuert. Stattdessen wird die Steuer auf die Vorabpauschale erhoben. Der Basis- zins, der von der Bundesbank veröffentlicht wird, ist eine wichtige Größe für die Berech- nung der Pauschale. Um für das bevorstehen- de 32-Jahre-Rennen möglichst realitätsnahe Bedingungen zu schaffen, wird der durch- schnittliche Basiszins der vergangenen fünf Jahre gewählt: 1,4 Prozent. Für die Fondspolice wird ein Brutto-Jahres- einkommen des 35-jährigen Spar-Starters von 42.000 Euro angenommen, dessen Steuersatz bei 35,79 Prozent liegt. Alle zugrunde geleg- ten Kosten entsprechen realistischen Bedin- gungen (Annahmen für die Berechnungen siehe Tabelle auf Seite 342). Unter diesen Vor- aussetzungen treten jetzt gegeneinander an: eine klassische Rentenversicherung, eine In- dexpolice, ein Police mit einem thesaurieren- den Mischfonds im Versicherungsmantel und ein Sparplan auf einen solchen Fonds. Der Startschuss fällt Startschuss: Die klassische Rentenversiche- rung leidet unter ihrer seit Jahren bekannten Leistungsschwäche und fällt sogleich zurück. Sie erzielt eine Wertentwicklung von jährlich drei Prozent, ein Durchschnittswert, der in der Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien 2019 der Kölner Ratingagentur As- sekurata zu finden ist. Nach 32 Jahren ergibt sich eine Ablaufleistung in Höhe von 58.845 Euro vor Steuern, mit der die Rentenversiche- rung deutlich hinter allen Konkurrenten liegt. Um einiges besser schlägt sich schon der jüngste Wettkampfteilnehmer, die Indexpolice. Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), das die Altersvorsorgeprodukte für FONDS professionell ins Rennen geschickt hat, hat in einer aktuellen Studie für Index- policen eine um etwa einen Prozentpunkt hö- here Wertentwicklung im Vergleich zur klas- sischen Rentenversicherung ermittelt. Ange- nommen werden also vier Prozent pro Jahr. So erzielt das Sparprodukt vor Steuern eine Ablaufleistung von immerhin 69.196 Euro. Die drei Sparvarianten, die im Versiche- rungsteam gestartet sind, können alle mit einer klaren Stärke punkten – dem Halbeinkünfte- verfahren. Während bei einem Fondssparplan auf die erzielten Kapitalerträge 25 Prozent Abgeltungsteuer plus Solidaritätszuschlag an- fallen, wird bei den Policen nur die Hälfte des persönlichen Einkommensteuersatzes erhoben (siehe Tabelle nächste Seite). „Nicht zu ver- gessen ist dabei allerdings die Steuerprogres- sion“, sagt Thomas Dommermuth, Steuer- berater und Vorsitzender des fachlichen Bei- rats des IVFP. Heißt: Im Jahr der Auszahlung Normale Lebenspolice, Riester, Rürup oder Fondssparplan: Welches Produkt die höchste Altersver- sorgung erzielt, hängt nicht allein von der Rendite ab, sondern auch von der Steuer. Ein Vergleich. Spargrößen im Steuer duell Auf die Plätze, fertig, los: Welcher Sprinter als Erster ins Ziel geht, hängt von den Stärken der einzelnen Gegner ab. Ähnlich ist es, wenn Sparprodukte in den Wettkampf um die höchste Altersversorgung geschickt werden. 340 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 steuer & recht I altersvorsorge-varianten

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