FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019
DAUERKRISE Europas Banken erleiden Ertrags- misere – und verpassen Anschluss Europas Banken laufen ernsthaft Gefahr, den Anschluss an ihre internationalen Wettbewer- ber zu verlieren. Von 2013 bis 2017 haben sie Verluste von 465 Milliarden Euro angehäuft – allein 71 Milliarden davon 2017 –, wohin- gegen ihre US-Rivalen zur gleichen Zeit Ge- winne abzüglich Risiko- und Kapitalkosten von 195 Milliarden Euro erwirtschafteten. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Global Risk Report der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG). Er basiert auf Aus- wertungen der Jahresberichte von mehr als 350 Retail-, Geschäfts- und Investmentbanken weltweit, die in Summe mehr als 80 Prozent des weltweiten Bankenmarktes abdecken. Auf demAlten Kontinent hält die Misere an: „Speziell die europäischen Banken stehen unter Druck“, sagt BCG-Studienautor Gerold Grasshoff. „Sie haben auch nach mehr als zehn Jahren den Weg aus der Krise noch nicht gefunden.“ Die Spätfolgen schlagen gewaltig ins Kontor: Die Strafzahlungen europäischer und amerikanischer Banken wegen nach- gewiesenen Fehlverhaltens bei der Vergabe von Hypothekenkrediten in den USA, Verstö- ßen gegen Geldwäschebestimmungen sowie Marktmanipulationen beliefen sich von 2009 bis 2018 weltweit auf insgesamt 372 Milliar- den Dollar. Auf Europas Banken entfallen demnach Strafen und Entschädigungen in Höhe von 145 Milliarden, auf amerikanische Institute 226 Milliarden Dollar. Im Gegensatz zu ihren nordamerikanischen Herausforderern haben Europas Konzerne vor allem mit nied- rigen Zinsen sowie der Bereinigung ihrer Bi- lanzen um notleidende Kredite zu kämpfen – unter anderem weil eine Rekapitalisierung nach der globalen Finanzkrise weniger schnell und umfangreich erfolgt sei als in Nordame- rika und dadurch entsprechende Abschreibun- gen erschwert würden, so die BCG-Studie. HAUPTVERSAMMLUNG Aktionäre erteilen Führung der Großbank UBS eiskalte Abfuhr DieAktionäre der Schweizer Bank UBS haben ihrem Ärger Luft gemacht und gegen die Ent- lastung der Führungsriege gestimmt. Nur 41,67 Prozent votierten für eine Entlastung von Verwaltungsrat und Vorstand. Mit dem Misstrauensvotum halten sich die Aktionäre die Möglichkeit einer Schadenersatzklage offen. Hintergrund der Protestwahl ist ein schwelender Steuerstreit in Frankreich. Ein Pariser Gericht hatte die UBS im Februar wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche zu einer Rekordstrafe von 4,5 Milliarden Euro verurteilt. Die UBS legte Berufung gegen das Urteil ein. Ein weiterer Kritikpunkt der Aktionäre ist die Bezahlung der Führungsrie- ge. UBS-Vorstandschef Sergio Ermotti hat für das Jahr 2018 nebst Bonus Gesamtbezüge in Höhe von 14,1 Millionen Franken erhalten (12,4 Mio. Euro). Für Verwaltungsratschef Axel Weber gab es sechs Millionen Franken (5,3 Mio. Euro). Angesichts eines Rückgangs des Aktienkurses von 32 Prozent im Jahr 2018 sind die hohen Bonuszahlungen für viele Aktionäre nicht nachvollziehbar. Nicht nur bei der UBS rebellierten Aktionäre auf der Hauptversammlung (siehe auch den Artikel „Aufmüpfige Eigner“ ab Seite 138). Gerold Grasshoff, Boston Consulting Group: „Speziell die europäischen Banken stehen unter Druck.“ Finanzprofis in Bewegung (Die aktuellsten News täglich auf www.fondsprofessionell.de) Ulrich Voigt, Sparkasse Köln-Bonn Der Verwaltungsrat der Sparkas- se Köln-Bonn hat Ulrich Voigt Anfang Mai einstimmig zum Vorsitzenden des Vorstandes er- nannt. Voigt tritt die Nachfolge seines erkrankten Vorgängers Rüdiger Linnebank an. Voigt sitzt seit 2008 im Vorstand des Insti- tuts. Er hatte Linnebank bereits seit August 2018 vertreten. Christian Gervais, Volksbank Köln-Bonn Die Volksbank Köln-Bonn hat Anfang April Christian Gervais zum neuen Vorstandsmitglied berufen. Er folgt dem langjähri- gen Vorstand Bruno Hollweger nach, der Ende Juni in den Ruhestand tritt. Gervais arbeitet seit 2004 bei der Kölner Bank, einem der Vorgängerinstitute der Volksbank Köln-Bonn. Matthias Kröner, Fidor Bank Matthias Kröner, Vorstandschef und Mitgründer der Münchener Fidor Bank, hat das seit 2016 zur zweitgrößten französischen Ban- kengruppe BPCE gehörende Un- ternehmen verlassen. Vor zehn Jahren hatte Kröner die Fidor Bank gemeinsam mit Partnern als Antwort auf die Finanzkrise gegründet. Alexander Boldyreff, Werhahn Alexander Boldyreff zog im Mai in den Vorstand des Mischkon- zerns Werhahn ein. Der 50-Jäh- rige leitete bislang die Geschicke der zur DZ-Bank-Gruppe gehö- renden Teambank, die sich auf Ratenkredite spezialisiert hat. Bei Werhahn verantwortet er die Fi- nanzsparte mit den Marken ABC Finance, Bank 11 und Yareto. Frank Nickel, Helaba Frank Nickel ist neuer General- bevollmächtigter der Helaba. Er folgt Klaus-Jörg Mulfinger nach, der sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hat. Der neue Mann ist unter anderem verantwortlich für das Sparkas- senkreditgeschäft und den Ver- bundservice sowie die Sparkas- senbetreuung Nord und Süd. 54 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 news & products I banken Foto: © BCG, DSGV, Volksbank Köln-Bonn, Fidor Bank, Werhan, Helaba
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