FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

Foto: © Bruno Behier | stock.adobe.com K aum ein Mensch möchte möglichst viel Gewicht auf die Waage bringen. Fondsmanager sehen das anders. Denn ein Maß des Erfolgs ist das Volumen des von ihnen gelenkten Portfolios. Je besser die Wert- entwicklung und je mehr Geld Anleger in den Fonds schaufeln, desto mehr steigen Prestige und Einnahmen des Asset Managers. Doch Strategien können an Übergewicht erkranken und an der Geldflut begeisterter Investoren ersticken. Beispiele dafür finden sich viele. Flaggschiffe wie der Carmignac Patrimoine oder der Ethna-Aktiv ste- hen dafür, wie Erfolg letztendlich der Manövrierfähigkeit schadet. Doch wann ist ein Fonds zu groß? Mit welchen Beeinträchtigungen müs- sen Fondsanleger rechnen, wenn ein Erfolgsportfolio an Größe gewinnt? Denn Größe allein muss einem Fonds noch keine Probleme bereiten. Die Analysten der Ratinggesellschaft Mor- ningstar haben daher Warnsignale und Anzeichen ausfindig gemacht, die auf eine ungesunde Gewichtszunahme deuten. Eigene Grenze kennen „Eine fixe Grenze lässt sich nicht ziehen“, hält TomWhitelaw vomAk- tien- und globalen Managerresearch bei Morningstar zunächst fest. „Wann eine kritische Größe erreicht ist, hängt immer von der konkreten Strategie und dem Markt ab, in dem sich die Manager bewegen.“ Zudem sei kein Faktor allein ausschlaggebend. Je mehr Signale auf Rot stehen, desto eher sollten Fondsanleger jedoch Vor- sicht walten lassen – und das Vor- gehen erfolgsverwöhnter Manager kritisch hinterfragen. Als ersten Schritt klopfen die Mor- ningstar-Analysten daher ab, ob die Portfoliolenker selbst eine Grenze gezogen haben, ab der sie ihr Kapa- zitätsmaximum erreicht sehen und die Mittelzuflüsse eindämmen wollen. „Dabei geht es uns nicht unbedingt um die konkrete Zahl“, erläutert Whitelaw, „sondern darum, wie die Manager zu dieser Zahl gelangt sind.“ Ein zentraler Aspekt ist die Liquidität. Ein offener Publikumsfonds muss stets Anteilsrückgaben der Anleger bedienen. Entsprechend sollten die enthaltenen Papiere gut handelbar sein. Hinzu kommt: Hält ein Fonds viele Anteile eines Titels, dominiert er unter Umständen den Markt – und kann im Krisenfall das Investment nicht oder nur mit erheblichen Abschlägen verkaufen. Stets flüssig bleiben Die Morningstar-Analysten rechnen solche Positionsgrößen selbst nach. Bei der Kalkulation beziehen sie nicht nur das Engagement des jeweiligen Portfolios, sondern auch die Bestände entsprechender Spezialfonds und Mandate sowie ähnlich gelagerter Fonds eines Anbieters ein. Vertreibt ein Haus etwa neben einem China- auch einen Asienfonds, prüfen die Rating-Experten, ob sich in diesen die gleichen Titel finden. Wie hoch genau die Limits dabei liegen dürfen, variiert je nach Anlage- klasse, aber auch nach Investmentstil und Marktphase, betont Whitelaw. Eine Richtschnur bietet ein Rechen- beispiel für Aktien, das die Experten der Frankfurter Boutique Chom Capi- tal aufgestellt haben (siehe Grafik fol- gende Seite). Dieses stellt auf den Streubesitz einer Aktie im Verhältnis zum Fondsvolumen ab und liefert einen Anhaltspunkt, in welchen Marktbereichen sich Fonds abhängig von ihrer Größe bewegen können. „Das Rechenbeispiel zeigt, warum insbesondere großvolumige Fonds nur schwerlich in kleinere Unternehmen investieren können“, erläutert Chom- Geschäftsführer Christoph Brenner. Neben Marktkapitalisierung und Streubesitz verweisen die Chom-Ex- perten auf das Handelsvolumen – ebenso die Analysten von Morning- star. Diese taxieren für die Fonds, die sie beobachten, in wie vielen Handels- tagen sich eine Position komplett auf- Kritische Maße » Eine fixe Grenze lässt sich nicht ziehen. Wann eine kritische Größe erreicht ist, hängt immer von der konkreten Strategie und dem Markt ab, in dem sich die Manager bewegen. « Tom Whitelaw, Morningstar Fähre im Kanal von Korinth: Wie ein Kapitän brauchen auch Fondsmanager viel Geschick, um durch Engstellen zu navigieren. Überhäufen Investoren herausragende Portfolio Manager mit Geld, laufen diese Gefahr, ihrem eigenen Erfolg zum Opfer zu fallen. Eine Bestandsaufnahme. 118 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 markt & strategie I fondsvolumen

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