FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

U nd plötzlich ist er wieder da: Jahrelang stand Bert Flossbachs Flaggschifffonds FvS Multiple Opportunities ganz oben in der Bestsellerauswertung von FONDS professionell, bis er im zweiten Halbjahr 2017 deutlich abrutschte. Und nun? Schießt er zurück nach oben, so wie ein „Schachtelteu- fel“ – diese Puppe an der Feder, die in eine kleine Kiste gezwängt war. Der Vermögensverwalter besticht mit kon- stanter Outperformance – eine Qualität, die nicht nur bei freien Vermittlern gefragt ist, sondern in jedem Vertriebskanal. Über alle Publikumsfonds hinweg sammelte Flossbach von Storch im ersten Halbjahr 2,3 Milliarden Euro ein – mehr als jeder andere Anbieter in Deutschland, der seine Zahlen an den Bran- chenverband BVI meldet. Mittlerweile beschäftigen die Kölner gut 200 Mit- arbeiter, mehr als dreimal so viele wie noch 2011. Das verwaltete Volumen stand Ende Juni bei stolzen 42,6 Mil- liarden Euro, was eine Verdopp- lung binnen vier Jahren bedeutet. 29,1 Milliarden davon liegen in Publi- kumsfonds, die, man mag es kaum glau- ben, seit 45 Quartalen in Folge Zuflüsse verbuchen (siehe Grafiken Seite 292). Angesichts solcher Zahlen ist es viel- leicht doch nicht so verwunderlich, dass Flossbach an die Spitze der Topsellerliste zurückgekehrt ist. Erstaunlicher ist da wohl das Comeback des M&G Optimal Income, der auf Platz zwei steht – und zwar die Luxemburger Version des Milliardenfonds, die mit Blick auf den Brexit im September 2018 aufgelegt worden war. Auf diesem Rang der halb- jährlichen Maklerpoolumfrage von FONDS professionell war das britische „Original“ schon in den Jahren 2012 und 2013 zu finden, ebenfalls hinter dem Multiple Opportunities. Im ersten Halbjahr 2014 hatte Richard Wool- nough mit seinem Flaggschiffportfolio sogar den ersten Platz erobert. Seither tauchte der Fonds nicht mehr auf einem Spitzenrang dieser Auswertung auf, was auch daran lag, dass Woolnough zeitwei- se mit einer Performanceschwäche zu kämp- fen hatte. Was ist nun der Grund für das plötz- liche Comeback? Ein wichtiger Aspekt ist technischer Natur: Im März dieses Jahres wurden alle Anteilsklassen des Originalfonds, die nicht auf britische Pfund lauteten, auf das Luxemburger Vehikel übertragen – in Summe fast 20 Milliarden Euro. Ein Teil davon entfällt auf die Vertriebe, die an der FONDS professionell Umfrage teilnehmen. Die Redaktion erhebt die Nettomittelzuflüsse der absatzstärksten Produkte. Zu- und Abflüsse innerhalb eines Fonds werden also saldiert. Da es sich bei den Varianten des M&G Opti- mal Income aber um zwei verschiedene recht- liche Hüllen handelt, finden sich in der Erhe- bung nur die Zuflüsse in den Luxemburger Fonds wieder – die Abflüsse aus dem briti- schen Vehikel bleiben unberücksichtigt. „Basisinvestment“ Dieser Sondereffekt mag einen Teil der Zuflüsse erklären, ist aber nicht für das gesamte Plus verantwortlich. „Der M&G Optimal Income ist und bleibt hierzulande unser erfolgreichstes Produkt“, betont Werner Kolitsch, der das Geschäft des britischen Fondsanbieters in Deutschland und Österreich verantwortet. „Der Fonds gilt zu Recht als defensives Basisinvest- ment. Er eignet sich beispielsweise als Pro- dukt für konservative Anleger, die einen ersten Schritt raus aus Cash und rein in die Kapi- talmärkte tun möch- ten.“ Kolitsch ver- weist auf den Börsen- einbruch Ende vergangenen Jah- res. Nicht nur Aktien-, auch viele Multi-Asset-Fonds mussten im vierten Quartal 2018 herbe Rückschläge einstecken. „Nach einer solchen Phase setzen Privat- anleger bevorzugt auf defensive Produkte. Davon hat auch der Optimal Income profi- tiert, zumal Richard Woolnough die vola- tilen Phasen 2018 gut gemeistert hat.“ Wichtig sei auch die Lancierung der Luxemburger Variante gewesen. „Das hat viele Kunden darin bestärkt, wieder in den Optimal Income zu investieren“, sagt Kolitsch. Zuvor hatten sich manche Anleger wohl gescheut, kurz vor dem Brexit zu einem britischen Fonds zu greifen. Auf Platz drei der Bestseller im freien Ver- trieb ist der Acatis Gané Value Event zu fin- den, was nicht als Überraschung gelten darf. Das Fondsberater-Duo Henrik Muhle und Uwe Rathausky (siehe auch das Porträt ab Wer „Jack in the Box“ erfunden hat, ist unklar. Fest steht aber, dass ein britischer Spielzeug- hersteller den „Schachtelteu- fel“ vermarktete und er so in England zum beliebten Neu- jahrsgeschenk wurde. 286 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 vertrieb & praxis I bestseller im fondsver trieb Foto: © fergregory | stock.adobe.com Bert Flossbach erobert den Spitzenplatz im Topseller-Ranking zurück. Auch der M&G Optimal Income erlebt ein Revival – genau wie die offenen Immobilienfonds. Dreifaches Comeback Die Umfrage Halbjährlich ermittelt FONDS professionell, welche Investmentfonds in den zurückliegenden Monaten den freien Finanzvertrieb, gemessen an den Nettomittel- zuflüssen, dominiert haben. Die Liste ihrer Top-Produkte vom 1. Januar bis 30. Juni 2019 stellten die Makler- pools BCA, Fonds Finanz, Fondskonzept, Fondsnet, Jung, DMS & Cie., Komm, Netfonds sowie WWK und die Fondsvertriebe Comdirect, Consorsbank und DAB BNP Paribas zur Verfügung.

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