FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

Foto: © pressmaster | stock.adobe.com D as dichter wachsende Regelwerk treibt so manchen Finanzanlagenvermittler in die Verzweiflung. Die Umsetzung von Mifid II und Co. tritt eine Welle bürokra- tischer Aufgaben los und frisst Zeit – die bei Kundenpflege und -akquise fehlt. Angesichts der aufwendigen Dokumentationspflichten denkt manch einer gar daran, das Geschäft aufzugeben. Umso willkommener erscheint ein Ausweg: der Vertrieb einer Fonds-Vermö- gensverwaltung (Fonds-VV). Dabei vermittelt der Berater eine Vermögensverwaltung, die mit Zielfonds bestückt ist. Der regulatorisch- bürokratische Aufwand ist damit deutlich reduziert. Manche der Modelle stoßen jedoch auf Skepsis. Grundsätzlich eröffnet sich mit einer Fonds- VV ein charmanter Ausweg aus dem Pflich- tendschungel. Finanzanlagenvermittler nach Paragraf 34f Gewerbeordnung müssen sich nicht mehr bei jedem Umbau im Kundende- pot aufs Neue durch das Dickicht an Abfragen sowie Aufklärungs- und Dokumentations- pflichten schlagen, sondern haken zu Beginn der Geschäftsbeziehung alle Erfordernisse ab. „Angesichts der wachsenden Hemmnisse durch Haftung und Dokumentationsaufwand sehen sich viele Vermittler in ihrem Fondsge- schäftsmodell bedrängt“, sagt Dirk Fischer von Patriarch Multi-Manager. „Viele geben das Fondspicking ganz auf. Die Vermittlung einer Fonds-VV stellt im Grunde eine hervor- ragende Lösung dar.“ Der Trend sei auch nicht neu. „Das Interesse an dieser Dienstleis- tung setzte schon mit Mifid I und der Einfüh- rung der Beratungsprotokolle ein“, berichtet Alrik Haug, Vorstand von Reuss Private Deutschland. „Zusätzlicher Schwung kam mit Mifid II und aktuell durch die zunehmende Verunsicherung im Hinblick auf die Zukunft der Finanzanlagenvermittlungsverordnung.“ „Eine Fonds-Vermögensverwaltung ermög- licht es Finanzanlagenvermittlern, sich auf ihre Kernkompetenzen im Vertrieb und in der Kundenbetreuung zu konzentrieren“, erläutert Gabriel von Canal, Vertriebsleiter bei der Augsburger Aktienbank (AAB). Die wesent- lichen regulatorischen Themen würden dabei vom Vermögensverwalter übernommen. „Das führt in der Praxis zu einer deutlichen Ent- lastung für den Finanzanlagenvermittler“, sagt von Canal. Gerade bei Kunden mit kleineren Vermögen biete die Vermittlung einer Fonds- VV in puncto Verhältnis von Aufwand und Ertrag erhebliche Vorteile. Doppelrolle Auch die Auswahl der Zielfonds über- nimmt häufig der Vermögensverwalter oder ein Dritter. „Viele 34fler stecken in einer Art Doppelrolle. Sie übernehmen die Produkt- auswahl und den Vertrieb zugleich“, erläutert Haug. „Einige möchten jedoch die Auswahl der Zielfonds abgeben und sich ganz auf die Betreuung ihrer Kunden konzentrieren.“ Reuss Private kooperiert bei der Auswahl der Zielfonds mit Morningstar. Die AAB hat Strategien von DJE Kapital, HSBC Asset Management, MMD und Greiff Capital sowie den Kölner Häusern RP Rheinische Portfolio Management und Sauren im Sortiment. Die Fondsdepot Bank wiederum arbeitet mit Arabesque und Veritas zusammen, Patriarch mit DJE, Starcapital und Consortia. Ist der Vertrag zwischen Kunde und Ver- mögensverwalter zustande gekommen, kann sich der Vermittler auf eine Servicerolle zurückziehen. Er beantwortet etwa Kunden- fragen zu Portfolio, Performance und Abrech- nung. Der Kunde bezahlt dem Vermögensver- walter eine Servicegebühr für die Leistung, meist zwischen ein und zwei Prozent per annum. Einen Teil der Einnahmen reicht der Vermögensverwalter an den Vermittler weiter. Mitunter wird ein Einstiegsentgelt verlangt, das vier bis fünf Prozent des investierten Vermögens erreichen kann. Die Auswahl der Topfonds abzugeben ist jedoch nicht im Sinne eines jeden Beraters. „Viele Finanzanlagenvermittler tun sich schwer, die Fondsauswahl und das Portfolio- management einem externen Vermögensver- walter anzuvertrauen“, beobachtet von Canal. „Sie fürchten, ihre Kernkompetenz und ihren Eine Fonds-Vermögensverwaltung birgt Charme. Einige Modelle erlauben Beratern gar, eigene Ideen einzubringen. Manche Beobachter mahnen jedoch zur Vorsicht. Schatten- Verwalter Schattenlenker: Eine Fonds-Vermögensverwaltung nach dem White-Label-Prinzip ermöglicht es Finanzanlagenvermittlern, eigene Strategien zu vermarkten. Dieses Modell erfreut sich großer Beliebtheit, wirft aber auch Fragen auf. » Angesichts der wachsenden Hemmnisse sehen sich viele Vermittler in ihrem Fonds- geschäftsmodell bedrängt. « Dirk Fischer, Patriarch Multi-Manager 300 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 vertrieb & praxis I fonds-vermögensverwaltung I white label

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