FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

Hauptleistungsnachweis aufzugeben und damit die Beziehung zum Kunden zu schwä- chen.“ So tauchen Modelle auf, in denen Vermögensverwalter ihren Status praktisch verleihen. Die Vermittler treten als „Berater“ des Portfoliomanagements auf. Der Vermö- gensverwalter setzt dessen Anlagevorschläge um. Ähnlich einer Service-KVG im White- Label-Geschäft gibt es hinter dem offiziellen Vermögensverwalter also einen „Schatten- manager“. Dies erlaubt es dem Berater, gegenüber den Kunden mit der Auswahl sei- ner individuellen Fondsfavoriten zu glänzen. „Strategiekapitäne“ „Wir ermöglichen es auch 34f-Vermittlern, ihren Kunden eine maßgeschneiderte Vermö- gensverwaltung anzubieten“, sagt Christian Hammer, Geschäftsführer des Haftungsdachs NFS Netfonds. Möglich sind sowohl standar- disierte Strategien als auch individuelle Man- date für Einzelkunden. „Im Unterschied zu einem Haftungsdachpartner dürfen diese Ver- mittler in ihren Strategien selbstverständlich nur Fonds einsetzen. Investments in Aktien, Zertifikate oder Anleihen sind nicht möglich.“ Juristisch gesehen berät der 34f-Vermittler die Hamburger Vermögen, den Vermögens- verwalter des Netfonds-Konzerns. „Wir haben sechs Kollegen im Portfoliomanagement und am Orderdesk, die diese Empfehlungen prü- fen und umsetzen“, berichtet Hammer. Der Berater erhält von der Hamburger Vermögen eine „Advisory Fee“, die aus der Verwaltungs- gebühr entnommen wird. „Auf Wunsch kön- nen wir die Vergütung auch in eine Bera- tungs- und eine Vermittlungskomponente auf- teilen“, erläutert Hammer. So kann ein Berater erfolgreiche Strategien auch anderen Kollegen anbieten – er selbst erhält dann eine kleinere Beratungsvergütung, der Vermittler bekommt eine Provision. Das Netfonds-Modell kommt offensichtlich gut an: Mittlerweile gibt es 73 „Strategie- kapitäne“, wie die Berater einer Fonds-VV firmenintern genannt werden. Bei knapp der Hälfte davon handelt es sich um 34f-Berater, der Rest arbeitet unter dem KWG-Regime. In den insgesamt 320 Strategien liegen Hammer zufolge mittlerweile 920 Millionen Euro. Auch Vermittler der BCA können eigene Fonds-Vermögensverwaltungen für ihre Kun- den lancieren. Finanzportfolioverwalter ist in diesem Fall die konzerneigene BfV Bank für Vermögen. Die beratereigenen Strategieport- folios stehen BCA-Vorstand Frank Ulbricht zufolge für rund 60 Prozent des gesamten Volumens der BfV-Vermögensverwaltung. Die Berater verfolgen seiner Meinung nach damit vor allem zwei Ziele: Da gebe es auf der einen Seite die Vermittler, die bestehende Kunden in Vermögensverwaltungsstrategien lotsen, um ihren Mandanten eine höherwerti- gere Dienstleistung zu bieten und sich selbst eine Arbeitserleichterung zu verschaffen. „Auf der anderen Seite gibt es auch Berater, die ihre Bestandskunden weiterhin individuell beraten, im Neugeschäft aber auf die Vermögensver- waltung setzen“, berichtet Ulbricht. Die Anbieter setzen jedoch eine kritische Masse voraus. Immerhin muss sich das Ge- schäft rechnen. „Wenn sich bei uns jemand für die White-Label-Fonds-VV interessiert, sollte diese ein wesentlicher Bestandteil seines Geschäftsmodells werden“, erläutert Haug von Reuss Private. Die Gesellschaft billigt den Partnern eine gewisse Anlaufphase zu. „Mit- telfristig erwarten wir ein Volumen von drei bis fünf Millionen Euro.“ Auch hier kommt die Offerte gut an. Das Haus zählt derzeit rund 100 Modelle mit einem Volumen von mehr als 500 Millionen Euro. Die gleiche Schwelle gibt die BCA an. „Zwischen drei und fünf Millionen Euro Bestandspotenzial auf Sicht der nächsten zwei Jahre sollten Berater mitbringen, sonst wird es schwierig, die Strategie zu attraktiven Konditionen an- zubieten“, erläutert BCA-Vorstand Ulbricht. Allerdings warnen auch Stimmen vor über- zogenen Erwartungen. „Die steigende Nach- frage und die seit Jahren zunehmenden regu- latorischen Aufwände haben zu einer deut- lichen Ausweitung des Angebots von Vermö- gensverwaltungen geführt – doch in vielen Fällen deckt sich das erwartete Volumen nicht mit den tatsächlichen Ergebnissen“, berichtet von Canal. Die Gründe dafür seien viel- schichtig. Mehrere Stimmen erinnern an die Boomphase der Dachfonds. Viele Akteure legten eigene Vehikel auf, von denen nur wenige bis heute überlebten. Furcht vor Sippenhaft Mit Sorge beobachtet Patriarch-Gründer Fischer das Aufkommen der von Vermittler beratenen Fonds-VV. „Der Vermögensverwal- ter agiert hier indirekt nur als ‚Strohmann‘“, hält Fischer fest. „Viele übersehen dabei die Haftungsrisiken, die in solchen Modellen lau- ern.“ So solle im Beratungsgespräch derjeni- ge, der die Fondsvermögensverwaltung ver- mittelt, keinesfalls bei seinen Kunden damit werben, dass er auch die Anlagestrategie maß- geblich mitbestimme beziehungsweise auf deren Aufbau Einfluss habe, mahnt Fischer. „Denn diese Aufgabe obliegt rechtlich aus- schließlich dem Vermögensverwalter. Juristen mahnen hier zu größter Vorsicht!“ Ein Bran- chenbeobachter befürchtet gar, dass die Finanz- aufsicht einschreitet und gleichsam in Sippen- Foto: © Axel Gaube (2) Gabriel von Canal, Augsburger Aktienbank: „Auf Kompe- tenz in Vertrieb und Kundenbetreuung konzentrieren.“ Dirk Fischer, Patriarch Multi-Manager: „Viele übersehen die Haftungsrisiken, die in solchen Modellen lauern.“ » Die Modelle, die kein gutes Verhältnis aus Preis und Leistung abliefern, werden auch kein großes Volumen erlangen. « Peter Nonner, FIL Fondsbank 302 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 vertrieb & praxis I fonds-vermögensverwaltung I white label

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