FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

Foto: © Andreas Laich S tuttgart, Karlsruhe und Mannheim sind die drei größten Städte in Ba- den-Württemberg. Eine Stadt wie Pforzheim mit ihren knapp 126.000 Ein- wohnern kommt erst auf Rang acht, ganz zu schweigen von Calw, der Geburtsstätte von Hermann Hesse, die mit ihren rund 24.000 Einwohnern gerade mal auf Platz 82 in dieser Liste landet. Und dennoch können die beiden ehemals unabhängigen Institute, die sich erst im Jahr 2003 zur Sparkasse Pforzheim Calw zusammenge- schlossen haben, für sich in Anspruch nehmen, mit einer Bilanzsumme von rund 12,5 Milliarden Euro das größte Sparkas- seninstitut Baden-Württembergs zu stel- len. Auf ganz Deutschland bezogen landet man unter den Top Ten aller 385 Sparkas- sen hierzulande. Und nach den jüngsten Zah- len wächst die badische Sparkasse nach wie vor überdurchschnittlich. Mit dem Vorstands- vorsitzenden Stephan Scholl und Stefan Saile, der die Bereiche Vermögensverwaltung und Private Banking verantwortet, haben wir nicht nur über die Hintergründe dieses Wachstums gesprochen, sondern auch darüber, warum die Sparkasse Pforzheim Calw eine nach wie vor dynamisch zunehmende Zahl von Stiftungen verzeichnet. Anlässlich der Feiern zum 185-jährigen Bestehen Ihrer Sparkasse haben Sie bei Ihrem jährlichen Finanzforum in diesem Jahr den Aspekt ökologische Geldanlage nach vorn gestellt – weil das Thema Nachhaltigkeit gerade im Trend liegt? Stephan Scholl: Schon eher weil wir als Spar- kasse aus meiner Sicht schon lange, um nicht zu sagen schon immer besonders nachhaltig sind. Anders als viele andere Unternehmen ar- beiten wir seit 185 Jahren im Prinzip mit dem gleichen Geschäftsmodell, mit dem gleichen Leistungsangebot an die gleichen Kunden- schichten in der gleichen Region beziehungs- weise an den gleichen Standorten. Wenn man es genau nimmt, dann geht kaum noch mehr Nachhaltigkeit. Daher ist die Sparkasse aus meiner Sicht genau der richtige Ort, um über Themen wie Nachhaltigkeit zu philosophie- ren, und folgerichtig auch der richtige Partner, um über die Kombination von Nachhaltigkeit und Geldanlage zu diskutieren und zu beraten. Auch hier gilt wie auch für andere Bereiche unseres Instituts: Wir sind zwar 185, aber wir sind nicht 0815. Stefan Saile: Wobei man sagen muss, dass es ein Stück weit auch eine Art Glückstreffer war, dass wir im Herbst letzten Jahres begon- nen haben, darüber nachzudenken, was wir in diesem Jubiläumsjahr thematisch in den Vor- dergrund stellen wollen. Denn zu dieser Zeit war das Thema Nachhaltigkeit noch gar nicht so omnipräsent, wie das heute der Fall ist. Wir glauben aber, dass es inzwischen kein vor- übergehendes Trendthema mehr ist. Es ist vielmehr zu einem Thema geworden, das ge- kommen ist, um zu bleiben. Man muss sich ja nur die aktuell geführte politische Diskus- sion um die Finanzierung des Klimawandels vor Augen führen, um zu erkennen, dass uns dieses Thema noch auf Jahre hinaus beschäf- tigen wird. Im Konsumentenverhalten ist es schon längst angekommen, wenn man an die zunehmenden Bemühungen um die Vermei- dung von Plastik, eine bewusstere Ernährung oder die Vermeidung von Müll denkt. Die Gesellschaft als Ganzes, vor allem aber Politik und Wirtschaft sind zunehmend gefordert, Antworten auf den Klimawan- del und den Abbau natürlicher Ressourcen zu finden. Und die Finanzbranche wird aktuell immer stärker in die Pflicht ge- nommen, denn ökologische oder nachhal- tige Geldanlagen sind derzeit gefragt wie noch nie. Und darauf mussten auch wir als Sparkasse reagieren. Warum setzen Sie bei dem Thema gerade auf Ökoworld statt auf ein spar- kasseninternes Produkt? Scholl: Wir arbeiten beim Thema Nach- haltigkeit keineswegs nur mit Ökoworld zusammen, aber dazu vielleicht später mehr. Dass wir zum diesjährigen Finanzforum gerade die Spezialisten aus Hilden eingeladen haben, hat durchaus seinen Grund: Es ging uns vor allem um eine hohe Glaubwürdigkeit bei einem Komplex wie der ökologisch orien- tierten Geldanlage. Und die bringt eine unab- hängige Boutique wie Ökoworld als reinras- siger Anbieter nachhaltiger Anlagekonzepte in höchstem Maße mit. Das Unternehmen hat mit dem Ökovision Classic seinen ersten Nachhaltigkeitsfonds bereits vor gut 23 Jahren aufgelegt und verwaltet inzwischen ein Fondsvolumen von deutlich über einer Mil- liarde Euro in diesem Produkt. Und anders als bei anderen Anbietern entscheidet ein unab- hängiger Anlageausschuss aus Wissenschaft- lern verschiedenster Fachrichtungen darüber, ob ein vom Fondsmanagement vorgeschlage- nes Unternehmen auch tatsächlich den haus- eigenen hohen ökologischen Ansprüchen ent- spricht. Aber wir arbeiten auch mit anderen Anbietern zusammen. Wie zum Beispiel? Saile: Wir haben neben Ökoworld zum Bei- spiel Produkte einer Gesellschaft wie der LBBWAsset Management im Angebot. Der bereits 2007 aufgelegte Fonds LBBWGlobal Warming investiert weltweit gezielt in Unter- Was macht den Erfolg eines regional tätigen Instituts wie der Sparkasse Pforzheim Calw , immerhin das größte Institut seines Sektors in Baden-Württemberg, eigentlich aus? Das wollten wir von Stephan Scholl , Vorstandschef, und Stefan Saile , Leiter Vermögensverwaltung und Private Banking, wissen. „Wir sind zwar 185 , aber wir » Die Sparkasse ist aus meiner Sicht genau der richtige Ort, um über die Kombination von Nachhaltigkeit und Geld- anlage zu diskutieren und zu beraten. « Stephan Scholl, Sparkasse Pforzheim Calw bank & fonds I stefan saile und stephan scholl | sparkasse pforzheim 366 www.fondsprofessionell.de | 3/2019

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