FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Foto: © Cornelis Gollhardt W ie wird man eigentlich zu einer lebenden Legende? Wenn man Wikipedia fragt, dann versteht man darunter eine Person, der schon zu Lebzeiten eine besonders bemerkenswerte Lebensgeschichte sowie zeitüberdauernde Bedeutung zugesprochen wird. Und was die Wesenszüge einer solchen Person an- geht, gehören sicher Eigenschaften dazu wie Disziplin und Ehrgeiz, aber auch eine Portion Besessenheit im Detail und nicht zuletzt gesunder Menschenverstand. Am Ende ist es wahrscheinlich die Gesamtheit all dieser Eigenschaften, durch die man zur lebenden Legende wird. Wer zum ersten Mal auf einen Fondsmanager wie John A. Carey trifft, bemerkt sehr schnell, dass all das auf diesen Mann durchaus zutrifft. Zum Ausnahmemanager ist er schon allein deshalb geworden, weil er nicht nur fast 30 Jahre lang die Geschicke des Pioneer Fund, eines der ältesten US-Aktien- fonds überhaupt, bestimmt hat. Er managt seit dessen Auflage im Jahr 1990 auch den Amundi Funds Pioneer US Equity Dividend Growth. Und auch das sind inzwischen wieder fast 30 Jahre. Nahezu geräuschlos hat der Fondsveteran vor rund vier Jahren begonnen, die Verant- wortung für den Fondsklassiker Pioneer Fund an seinen Kollegen Jeff Kripke zu übergeben, der Mitte 2015 von Allianz Global Investors zu Pioneer gestoßen war. Carey ist aber nach wie vor als Co-Manager des Fonds aktiv. Genauso nahtlos ist im Juli 2017 auch die Übernahme der früheren Pioneer Investments durch den französischen Fondsriesen Amundi über die Bühne gegangen. Seither war Carey nur selten in Europa. Wir haben die Gelegen- heit genutzt, ihn am Rande des Petersberger Treffens in Königswinter bei Bonn zum Gespräch zu treffen. Dr. Carey, wie kommt man als studierter Historiker ins Fondsgeschäft? John A. Carey: Das Studium herausragender Persönlichkeiten und ihrer besonderen Leis- tungen hat mich schon immer fasziniert. Ich habe aber schon während der Arbeiten an meiner Promotion gemerkt, dass Geschichte nicht das ist, womit ich mich beruflich be- schäftigen wollte. Ich hatte mich schon wäh- rend meiner Zeit im College mit Wirtschaft auseinandergesetzt und war eigentlich immer schon recht gut in Mathematik. Also habe ich ein zweites Studium, das der Wirtschaftswis- senschaften, begonnen. Auch dabei kann man durchaus andere Menschen und deren beson- dere Leistungen studieren und analysieren. Das habe ich bei der damaligen Pioneer In- vestments, die heute zum Amundi-Konzern gehört, erfahren, wo ich mir in Teilzeit den Unterhalt für meine Promotion verdient habe. Daher kannte ich natürlich schon einige Leute im Unternehmen und habe 1979 nach dem Abschluss meiner Studienzeit das Angebot einer Festanstellung angenommen und arbeite heute immer noch für das gleiche Unternehmen. Sie haben die Strategie des von Ihnen gemanagten Amundi Funds Pioneer US Equity Dividend Growth einmal so beschrieben: „Wir investieren nur in Unternehmen, die zwei bis drei kom- plette Geschäftszyklen durchlaufen haben, damit wir sehen können, wie gut ihr Geschäftsmodell funktioniert.“ Verpassen Sie damit nicht den inter- essanten Teil bei einem Börsengang? Ich verstehe meine Rolle als die eines langfristig orientierten Investors. Wenn ich in ein Unternehmen investiere, dann in der Regel mit dem Ziel, die entsprechende Aktie für längere Zeit in meinem Portfolio zu halten. Deshalb ist es mir besonders wich- tig, ein Unternehmen und dessen Entwicklung über einen gewissen Zeitraum beobachten und einschätzen zu können, bevor ich meine end- gültige Investitionsentscheidung treffe. Ich möchte sehen, wie ein Unternehmen sich so- wohl in Aufwärts- als auch in Abwärtsphasen der Aktienmärkte schlägt, wie es mit einer für sein Geschäft günstigen Periode umgeht, aber auch wie es sich in schwierigeren Phasen ver- hält. Das funktioniert aber nur, wenn ich das jeweilige Unternehmen in diesen unterschied- lichen Zyklen beobachtet habe. Erst dann kann ich eine fundierte Investmententschei- dung treffen. Es funktioniert aber nicht bei einem Unternehmen, das erst vor seinem Börsengang steht oder erst vor Kurzem an den Markt gekommen ist. Letzteres wollen im Übrigen auch unsere Kunden nicht. Woher wissen Sie das? Aus regelmäßigen Gesprächen sowohl mit In- vestoren als auch Vertriebspartnern wissen wir, dass die meisten Anleger in dem von mir verantworteten Fonds die darin verfolgte sehr konservative und ertragsorientierte Value-Stra- tegie schätzen. Unsere Kunden wollen keine großen Überraschungen, sie suchen nicht nach Auch im Alter von inzwischen 70 Jahren denkt John A. Carey , langjähriger Fondsmanager des berühmten Pioneer Fund und heute noch verantwortlich für den Amundi Funds Pioneer US Equity Dividend Growth, nicht ans Aufhören. Im Interview erläutert er die Grundpfeiler seiner Erfolgsstrategie. „Meine Anleger suchen nicht » Wenn ich in ein Unternehmen investiere, dann in der Regel mit dem Ziel, die entsprechende Aktie für längere Zeit in meinem Portfolio zu halten. « John A. Carey, Amundi Pioneer Besuchen Sie den Stand von Amundi auf dem FONDS professionell KONGRESS 2020 und den Vor- trag von Jürgen Stark , ehemals Chefökonom der EZB, der auf Einladung von Amundi sprechen wird. Anmeldung: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 29. + 30. JAN. 2020 markt & strategie I john a. carey | amundi 180 www.fondsprofessionell.de | 4/2019

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