FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Foto: © jakkapan | stock.adobe.com A us demAlltag ist die di- gitale Kommunikation nicht mehr wegzuden- ken. Erstaunlich daher, was das Softwarehaus Pegasystems kürzlich bei einer Befragung von Kundendienstmitarbeitern in Deutschland herausfand: Demnach bieten nur 28 Pro- zent der Unternehmen ihren Kunden an, sich über Social Media zu melden. Das Fax hingegen bringt es immer noch auf erstaunliche 51 Prozent. Die Finanzdienstleistungsbran- che ist keine Ausnahme, auch zwischen Fondsplattformen und Vermittlern wird noch viel Papier verschickt, wenn Orders aufgeben oder Depots eröffnet werden. Doch warum ist das so? Und wird das noch lange so bleiben? FONDS profes- sionell hat sich in der Branche umgehört. Alle können digital Alle sieben befragten Fondsplattformen geben gegenüber der Redaktion an, dass sie ihren Geschäftspartnern Tools zur Verfügung stellen, mit denen sie automatisch Kauf- oder Verkaufsaufträge einstellen können. Da ge- werbliche Fondsvermittler die Order nicht im Auftrag ihrer Kunden erteilen können, haben sie eine Botenfunktion, Finanzportfoliover- walter handeln ohnehin mit Kundenauftrag. „Wenn ich beispielsweise einen Fonds austau- schen möchte, schicke ich dem Kunden einen Vorschlag per Mail inklusive Begründung, Factsheet und der wesentlichen Anlegerinfor- mationen des neuen Fonds“, erläutert Udo Heißwolf, Finanzanlagenvermittler aus Schwaig bei Nürnberg, den Prozess bei der FFB, mit der er seit 15 Jahren zusammen- arbeitet. Dabei nutzen sowohl Berater als auch Kunde den onlinegestützten Prozess eines „Ordervorschlags“. „Beide müssen sich dann durch eine Strecke mit allen relevanten Infos durchklicken, inklusive aller Kostenauswei- se“, sagt Heißwolf. „Daraufhin hat der Kunde eine Woche Zeit, die Order per TAN freizu- schalten.“ Davor muss der Anleger Haken set- zen, die dokumentieren, dass ihm alle Pflicht- informationen angeboten wurden. Andere Plattformen arbeiten ebenfalls mit der TAN, wieder andere verlangen eine elek- tronische Unterschrift. Einmal aufgegeben, werden die Orders von den Plattformen digital weitergeleitet. Niemand muss mehr händisch eingreifen, beteuern die Plattformen (zu den Prozessen im Hintergrund siehe auch FONDS professionell 2/2016, Seite 224). Die Prozesse für Sparpläne sind ebenfalls digitalisiert. Bei der Eröffnung eines Depots sieht die Sache anders aus. Lediglich vier der sieben befragten Plattformen ermöglichen aktuell die digitale Depoteröffnung inklu- sive Video-Ident, wodurch die Identifikation des Anlegers am Bildschirm möglich ist und das Wertpapierkonto innerhalb weniger Minuten eröffnet ist. Die übrigen bieten entweder digitale Teillösungen ohne Video-Ident oder bauen die digitale Strecke erst auf. Kosten und Gesetze „Die Fondsplattformen ha- ben ihre Digitalisierungsbemü- hung offenbar erfolgreich ver- stärkt. Die Branche ist auf dem richtigen Weg“, kom- mentiert Wesselin Kruschev, Managing Principal bei der Unternehmensberatung Capco, die Angaben. Den Gesell- schaften bleibt nach Meinung des Experten auch nichts an- deres übrig. „Plattformen tra- gen als vollregulierte Kredit- institute die Verantwortung dafür, dass alle rechtlichen Vorschriften eingehalten werden.“ Mit digitalisierten Prozessen falle etwa die Protokollierung wesentlich leichter. Viele Mifid-II-Pflichten, etwa die Zustel- lung eines individuellen Ex-ante-Kostenaus- weises vor Abschluss der Transaktion, lassen sich in der Praxis ohne IT gar nicht mehr umsetzen. Ferner kostet die händische Bear- beitung natürlich Geld. Ein weiterer wichtiger Treiber der Digitalisierung sind daher Kosten- senkungen – das Plattformgeschäft ist be- kanntlich margenarm. So verwundert es nicht, dass das Bankhaus Metzler den im Juni ange- kündigten Verkauf seines Retail-Plattform- geschäfts an die FFB mit dem „hohen regu- latorischen Aufwand und enormen Margen- druck“ begründete. Noch viele Faxe Dennoch, trotz der digitalen Angebote beziffern die Augsburger Aktienbank (AAB) und die Fondsdepot Bank den prozentualen Anteil der via Papier aufgegebenen Orders auf rund 60 beziehungsweise 50 Prozent. Bei den Die Fondsplattformen haben ihre Systeme nach und nach digitalisiert. Jetzt müssen nur noch die Vermittler nachziehen: Viele ordern immer noch per Fax. Fax- Anhänger Lieber Vermittler, nutze doch bitte unser Tool für digitale Orders. Fax ist echt out … Wir schreiben das Jahr 2019! Herzlichst, Deine Fondsplattform Führungskräfte aller für den freien Vertrieb relevanten Fondsplattformen treffen Sie Ende Januar auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim. Sichern Sie sich am besten gleich Ihr Ticket! Anmeldung: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 29. + 30. JAN. 2020 286 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 vertrieb & praxis I fondsplattformen

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