FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Schauen Sie sich unsere Palette an US-Publikumsfonds an. Die- se umfasst gerade einmal 35 Fonds. Das müssen Sie sich ein- mal vorstellen: Jeder Fonds, den wir seit 1931 aufgelegt haben, ist immer noch zum Vertrieb zugelassen. Die Summe unserer Produktinnovationen aus fast 90 Jahren konzentriert sich in 35 Fonds. Andere Asset Manager ver- suchen mit Innovationen, etwa mit Themenfonds, neue Mittel zu generieren. Wäre das nicht auch für Sie verlockend? Wir sind kein Haus, das immer neue Fonds auflegt. Wir werden keine hochspezialisierte Berg- baustrategie oder einen Fonds auf zentralasiatische Wachs- tumstitel oder irgendetwas in dieser Richtung starten. Wir konzentrieren uns auf bestimmte Felder, die wir gut können. Das halten wir schon für eine gro- ße Herausforderung. Denn akti- ves Management ist wirklich schwierig genug, wenn man es ernsthaft betreibt. Wird es künftig überhaupt noch menschliche Fondsmanager geben? Ja, davon sind wir fest überzeugt. Wir inves- tieren in neue Technologien wie Big-Data- Analysen oder künstliche Intelligenz und loten aus, wie diese Systeme die Investmentanalyse verbessern können. Aber wir sind recht sicher, dass es auf lange Zeit noch Menschen sein werden, die die Entscheidung treffen, ob ein Unternehmen an der Börse fair bewertet wird oder nicht. Zuletzt gab es in der Branche einige Übernahmen und Fusionen. Wird auch Ihr Haus bei einer Konsolidierung mit- mischen? Das halte ich für unwahrscheinlich. Wir sind nie durch Übernahmen gewachsen, immer organisch. Daher sind wir ein einheitliches Haus. Bei uns nutzt kein Team ein anderes IT- System oder sondert sich gar vom Rest des Hauses ab, weil es einer anderen Firmenkultur entstammt. So bilden wir eine schlagkräftige Mannschaft. Vielleicht gelangt Ihr Haus in die Situation, in der eine Über- nahme unausweichlich scheint. Natürlich kann ich für die Zu- kunft nichts völlig ausschließen. Auch wir beobachten die Kon- solidierung in der Branche. Die- se rührt sicherlich zum Teil vom Preisdruck her. Die Gebühren werden auch noch weiter sinken. Das betrifft uns aber nur am Rande. In den USA zählen wir ohnehin schon zu den günstigen Anbietern von aktivem Manage- ment. Somit weisen wir die nö- tige Größe auf, um Skaleneffek- te umzusetzen und in Form von geringen Gebühren an die Kun- den weiterzureichen. Braucht es mehr erfolgsab- hängige Fondsgebühren, um die Interessen von Kunden und Anbietern besser auf eine Linie zu bringen? Zunächst möchte ich festhalten: Wir bezahlen unsere Investment- profis anhand der Renditen, die sie erzielen. Wer gute Ergebnisse erzielt, erhält mehr Geld, egal wie klein oder groß der jeweilige Fonds ist. Wir messen das an rollierenden Acht-, Fünf-, Drei- und Einjahreszeiträumen, wobei acht Jahre mit Abstand die größte Bedeutung einneh- men. Höhere Gebühreneinnahmen stellen bei uns also keinen Anreiz dar. Aufgrund unserer langfristigen Orientierung ergäbe es auch kei- nen Sinn, eine erfolgsabhängige Gebühr ein- zuführen. Diese bemisst sich ja meist an eher kürzeren Zeiträumen wie über ein Jahr. Dennoch werden solche Modelle in der Branche verstärkt diskutiert. Wir erachten es als schwierig, eine erfolgs- abhängige Gebühr auch wirklich genau den Kunden zuzuweisen, die in den Genuss der besseren Performance gekommen sind. Zu- dem sollte nicht allein die Höhe der Ver- waltungsgebühr im Fokus stehen, sondern die gesamten anfallenden Kosten. Eine niedrige Gesamtkostenquote ist für Anleger viel wich- tiger. Eine Performancegebühr fördert dieses Ziel unseres Erachtens nicht. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER | FP Hamish Forsyth Seine gesamte berufliche Laufbahn verbrachte Hamish Forsyth bei der Capital Group – insgesamt 26 Jahre. Derzeit nimmt er die Rolle des „President“ für Europa und Asien ein. Der Unternehmensveteran zählte zu dem Team, das den Vertrieb von Publi- kumsfonds außerhalb der USA aufbaute. Forsyth sitzt auch der Luxemburger Verwaltungsgesellschaft der Amerikaner vor. Er studierte Philosophie, Politik und Wirtschaft an der Universität Oxford. Darüber hinaus ist Forsyth ein Fan der Oper. So engagiert er sich bei der Gesellschaft Glyndebourne, die in der Grafschaft East Sussex ein Opernhaus betreibt und seit 1934 jährlich ein Opernfestival veranstaltet. » Jeder Fonds, den wir seit 1931 aufgelegt haben, ist immer noch zum Vertrieb zugelassen. Die Summe unserer Produktinno- vationen aus fast 90 Jahren konzentriert sich in 35 Fonds. « Hamish Forsyth, Capital Group Hamish Forsyth: „Wir sind recht sicher, dass es auf lange Zeit noch Menschen sein werden, die die Entscheidung treffen, ob ein Unternehmen an der Börse fair bewertet wird.“ Foto: © Axel Gaube vertrieb & praxis I hamish forsyth | capital group 318 www.fondsprofessionell.de | 4/2019

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=