FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

I m Schnitt misst ein Virus nur 22 bis 330 Nanometer. Dennoch trat der winzige Schädling namens SARS-CoV-2 im März ein Beben an den Börsen los, wie es schon lange nicht mehr gesehen war. An der sich von China über Südkorea bis hin nach Europa und Amerika ausbreitenden Infektion erkrank- ten rapide immer mehr Menschen. Das tücki- sche Coronavirus forderte ein Opfer nach dem anderen. Die rasante Ausbreitung schürte die Furcht, dass das Wirtschaftsleben vollends er- starrt – die Aktienkurse gerieten ins Rutschen. Der Verfall kulminierte ein erstes Mal in einemAusverkauf, als zu den Sorgen um eine virusinjizierte Konjunkturflaute ein Auseinan- derbrechen der Opec offenbar wurde: Das Öl- kartell konnte sich nicht auf eine Förderkür- zung einigen. Der Ölpreis brach daraufhin ein, die Aktienkurse folgten. Der deutsche Leit- index Dax etwa ging am 9. März mit einem Minus von 7,9 Prozent aus dem Handel. Auf diesen „Schwarzen Montag“ folgte noch ein „Schwarzer Donnerstag“, der 12. März, an dem der Dax um 12,2 Prozent absackte – das zweitheftigste Minus in seiner Geschichte. Die Europäische Zentralbank schnürte zwar ein eiliges Hilfspaket, enttäuschte die Erwar- tungen der Finanzmärkte aber dennoch. Bestseller im Check Die vom Coronavirus ausgelöste Lungen- krankheit Covid-19 darf als Schwarzer Schwan gelten, also als Ereignis, das sich nicht vorhersehen lässt. Die Aussichten für die Märkte waren allerdings ohnehin schon getrübt: Landauf, landab sprachen Fonds- manager davon, dass die Schwankungen zu- nehmen würden. Doch hatten sich die Fonds- lenker darauf auch eingestellt? Oder hat der Kurssturz die Manager vermögensverwalten- der Fonds kalt erwischt? FONDS professionell hat einige aktuelle und frühere Bestseller unter den VV-Fonds einem Krisencheck unterzogen. Dieser stützt sich auf Daten der Ratinggesellschaft Scope. Die Analysten haben für ihr neues Fondsportal „Scope Explorer“ die Kenn- zahl „Crash Drawdown“ ersonnen, die an- zeigt, wie ein Fonds in bestimmten Börsen- krisen abgeschnitten hat – festgemacht an vier Stressphasen. Das sind erstens die Fi- nanzkrise nach dem Platzen der US-Immo- bilienblase und der Pleite der Investment- bank Lehman Brothers 2008 und 2009 so- wie zweitens die Eurokrise im Jahr 2011. Drittens machten die Experten die Ende 2015 und Anfang 2016 grassierende Angst vor einer Rezession aus und viertens den Herbst 2018, als zunächst die Furcht vor steigenden Zinsen und später der eskalie- rende Handelskonflikt zwischen China und den USA die Kurse einbrechen ließen. Das neue Virus ließ die Kurse einbrechen. Grund genug für eine kurze Analyse: Wie gut konnten die Bestseller unter den VV-Fonds die großen Krisen meistern? Schwarzer Schwan Corona Foto: © Alex Kraus | Bloomberg Schock in Frankfurt – und an anderen wichtigen Börsenplätzen: Das Coronavirus lähmt die Weltwirtschaft so dramatisch, wie das die wenigsten erwartet hatten. Rund um den Globus geraten die Kurse rasant ins Rutschen. Krisen-Quintett MSCI World Index mit Stressphasen Die Grafik zeigt, welche Zeiträume die Ratingagentur Scope für ihre „Crash Drawdown“-Analyse berücksichtigt. Die Corona- Krise war bei Redaktionsschluss noch voll im Gange. Quelle: Scope Explorer, Bloomberg | * 10.2.2020–10.3.2020 1.000 2.000 1.750 1.500 1.250 750 2.250 2.500 MSCI World Index 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2010 2007 2008 2009 Finanzkrise (8/2008–3/2009) Kreditkrise (2/2011–9/2011) Rezessions- angst (11/2015–2/2016) Handels- konflikt (9/2018– 12/2018) Corona- Crash* (2/2020– 3/2020) 120 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 markt & strategie I corona-crash

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