FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Frage kommen. Aktuell möchten wir uns aber auf den Bereich der liquiden Invest- ments konzentrieren. Vorbild ist unser Biotechnologie-Fonds, den wir vor mitt- lerweile 20 Jahren lanciert haben und der sich hervorragend entwickelt hat. Übri- gens finden Sie auch in unserem Onko- logie-Fonds Unternehmen, deren Wert sich in den vergangenen Monaten ver- doppelt oder verdreifacht hat – solche Renditen sind nicht Venture Capital oder Private Equity vorbehalten. Unser Fonds hat 2019 mit einem Plus von 41,5 Prozent beendet. Das würde ich als durchaus lukrativ bezeichnen, auch wenn man eine solch hohe Rendite nicht unbedingt als die Norm für die kommenden Jahre bezeichnen darf. Zur guten Wertentwicklung beige- tragen hat, dass vier Unternehmen aus dem Portfolio von Wettbewer- bern übernommen wurden. Achten Sie bei der Aktienauswahl darauf, ob ein Titel ein attraktiver M&A- Kandidat ist? Nein, darauf spekulieren wir nicht. Jeder Titel muss auch ohne M&A-Fantasie Aufwärtspotenzial haben. Wir würden nie eine teure Aktie nur in der Hoffnung kau- fen, dass sie bald noch teurer aufgekauft wird. Übernahmen sind nur die Kirsche auf der Torte. Sowohl für den Biotech- als auch für den Onkologie-Fonds versucht Ihr Team, sehr nah an der Forschung zu sein, um daraus Rückschlüsse auf einen möglichen wirtschaftlichen Erfolg zu zie- hen. Wie läuft das in der Praxis ab? Um keine falschen Vorstellungen aufkommen zu lassen: Wir verfügen natürlich nicht über Insider-Informationen – das wäre verboten. Wir arbeiten aber sehr wohl mit klinischen Daten, um abzuschätzen, wie erfolgreich ein Medikament werden kann, sollte es die Zulas- sung erhalten. Mein Kollege Servaas Michiels- sens, der den Onkologie-Fonds mit mir ge- meinsam verantwortet, hat in Biotechnologie promoviert. Auch im Analystenteam sitzen Wissenschaftler, die auf Augenhöhe mit den Forschern diskutieren können. Das hilft unge- mein dabei, die Produktpipeline eines Phar- makonzerns bewerten zu können. Darüber hinaus stehen wir in Kontakt mit Fachärzten, die Patienten mit dem betreffenden Krebs be- handeln. Sie sind zwar nicht in die Entwick- lung des konkreten Medikaments eingebun- den, können uns aber beispielsweise sagen, ob sie eine solche Arznei verschreiben wür- den, wie sie die Nebenwirkungen einschätzen oder ob ihr Krankenhaus wegen der Kosten vielleicht zögern würde, das Medikament ein- en den Krebs unterstützen“ » Jeder Titel muss auch ohne M&A- Fantasie Aufwärts- potenzial haben. Übernahmen sind nur die Kirsche auf der Torte. « Rudi Van den Eynde, Candriam www.fondsprofessionell.de | 1/2020 149

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