FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

A uch in den nächsten Jahren wird die Suche der Anleger nach akzeptabler Ren- dite weitergehen und die Rally am Anlei- henmarkt am Leben erhalten“, erklärt Bezalel im Interview. Die Zentralbanken werden seiner Einschätzung nach weiterhin ihren Teil beitragen und wie bislang dem Markt mit expansiver Politik und Interventionen unter die Arme greifen. Seine Einschätzung in Kürze: vorsichtig in Bezug auf die makroökonomischen Aussichten, aber optimistisch, weiterhin gute Anlagemöglichkeiten zu finden. Bezalels Wort hat Gewicht: Der Chef-Renten- anleger des britischen Asset Managers Jupiter ist seit mehr als zwei Jahrzehnten Portfolioma- nager für Zinspapiere. Seit 2012 steuert Bezalel auch den inzwischen fast 9 Milliarden Euro schweren Jupiter Dynamic Bond. Der Rentenfonds gehört mit seiner flexiblen und eher defensiven Anlagestrategie zu den erfolgreichsten global an- legenden Fonds seiner Klasse und kann sich mit Topnoten der Ratingagenturen schmücken. Trotzdem ist von Euphorie nichts zu spüren: Für die kommenden Jahre sieht der Anleihen- profi zwar weiterhin Chancen, behält seine vor- sichtige Anlagestrategie jedoch bei. Angesichts des unsicheren makroökonomischen und politi- schen Ausblicks sei heute bei Renteninvest- ments ein flexibler Ansatz notwendig, ebenso wie eine belastbare Diversifikation. „Wir befinden uns ein- deutig in einer späten Pha- se des Konjunkturzyklus, und die Zentralbanken tun alles, um die Finanzmärkte zu manipulieren und den Konjunkturzyklus zu verlän- gern. Bislang scheinen sie damit noch Erfolg zu haben“, erklärt der Anleihenexperte. Doch den Markt bei Laune zu halten sei heute nicht mehr so einfach wie früher. Bezalel warnt vor den drei „tödlichen D-Trends“, die den Zentralbanken die Arbeit er- schwerten und die Finanzmärkte vor Herausfor- derungen stellten: Debt (Schulden), Demografie und Disruption (durch neue Technologien). Alle drei Faktoren verhindern seiner Einschätzung nach, dass die Inflationsraten in den Industrie- nationen das Niveau erreichen, das die Zentral- banken für notwendig halten. Sowohl in Europa als auch in den USA wer- den die Notenbanken deshalb nach Bezalels Einschätzung in den nächsten zwei bis drei Jahren an ihrer expansiven Geldpolitik festhal- ten und damit die Zinsen noch weiter nach unten drücken. Doch der ausufernde Schulden- aufbau sei nicht auf ewig durchzuhalten. Durch das anhaltend enttäu- schende Wachstum wer- de das Ende der Party früher oder später kom- men und bei allen Betei- ligten einen „gewaltigen Kater“ auslösen, inklusive Unternehmenspleiten und Rezession. Schon heute lauerten in einigen Ecken des Anleihenmarktes Gefahren, die Investoren un- bedingt im Auge behalten sollten. So sei vor allem im Bereich der Unternehmensanleihen Wachsamkeit Pflicht. Die Bonität vieler Papiere sei heute lange nicht mehr so gut wie in der Vergangenheit. Sobald sich unter den Anlegern die Furcht vor höheren Ausfallraten ausbreite, könne deshalb die Liquidität an den Märkten „sehr, sehr schnell zurückgehen“ und schmerz- hafte Kursverluste zur Folge haben. Der Fondsmanager setzt deshalb auf ein Portfolio, das auch in schwierigen Marktphasen bestehen kann. Ein wesentlicher Baustein dabei sind Staatsanleihen bester Qualität, vor allem US-Treasuries. „Ich bin einfach deshalb bullish für US-Staatsanleihen, weil die Welt anfälliger für Deflationsschocks ist“, sagt Bezalel und nennt zwei Gründe für seinen Optimismus: Zum einen hätten sich die Papiere des ameri- kanischen Staates in der Vergangenheit regel- mäßig als hervorragender Risikopuffer in schwie- rigen Marktphasen erwiesen. Zum anderen seien bei T-Bonds weitere Kursgewinne wahr- scheinlich, denn die US-Zentralbank werde die Zinsen in den nächsten zwölf bis 18 Monaten weiter herunterfahren. „Angesichts der zuneh- menden Verschuldung und der alternden Bevöl- kerung dürften die Zinsen längerfristig noch tiefer sinken. Auch in den USA sind Nullzinsen für zehnjährige Staatsanleihen nicht auszuschlie- ßen“, erklärt der Stratege. Investoren aus dem Euroraum könnten seiner Einschätzung nach künftig auch von Währungsge- winnen profitieren. Angesichts der vielen wirt- schaftlichen und politischen Unsicherheiten und des weiterhin hohen Zinsvorsprungs der USA werde der US-Dollar weiterhin stark bleiben. „Wir gehen davon aus, dass sich der Dollar angesichts Bullish für Treasury-Bonds Die Bond-Rally ist noch lange nicht am Ende, allerdings wird Diversifikation wichtiger, so die Botschaft von Ariel Bezalel, Head of Strategy, Fixed Income, bei Jupiter Asset Management. JUPITER DYNAMIC BOND „Die Bond-Rally ist noch lange nicht am Ende, allerdings wird Diversifikation wichtiger.“ 218

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