FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Foto: © Boris Stroujko | stock.adobe.com, Impuls Finanzmanagement E ine steile Behauptung ist besser als ein schlechter Beweis. So lautet die Devise von Juristen, wenn sie einen Sachver- halt gern hieb- und stichfest belegen würden, es ihnen dafür aber an harten Fakten mangelt. Fast scheint es, als würden dieser Regel auch manche Liechtensteiner Anbieter von fonds- gebundenen Versicherungen folgen, wenn sie mit vollmundigen Werbebotschaften in Deutschland Kunden und Vermittler von ihren Produkten überzeugen wollen. Das wirkt ganz offensichtlich. Versicherungsgesellschaften aus dem Fürs- tentum ohne Niederlassung in der Bundes- republik, die Fondspolicen in ihrer Produkt- palette haben, entdecken den deutschen Markt derzeit neu. Liechtenstein Life etwa promotet hierzulande seit Kurzem die Nettopolice „Yourlife netto“. Prisma Life bringt sich mit nachhaltigen Fonds in Position. Und der Anbieter Nucleus Life erschließt sich seit Mai 2019 mit einem ausgefeilten Fondspolicen- konzept Finanzplaner als Zielgruppe. Dabei rühren die Liechtensteiner kräftig die Werbetrommel – zum Teil mit Verheißungen, die zwar nicht falsch sind, zumindest aber einen Teil der Wahrheit ausblenden. Vermittler sollten die Botschaften der Fondspolicen- anbieter daher gut überprüfen, bevor sie da- rüber entscheiden, ob sie die Produkte wirk- lich mit denselben Argumenten an ihre Kun- den bringen möchten. Das heißt nicht, dass sie von Fondspolicen aus Liechtenstein Ab- stand nehmen sollten. Denn hinter den Wer- bebotschaften können durchaus interessante Konzepte stehen (siehe Tabelle Seite 274). Vermeintlich besser geschützt Es war im Sommer 2019, als FONDS professionell die Ergebnisse einer Online- befragung unter Versicherungsvermittlern zum Thema Fondspolicen auswertete (alle Ergeb- nisse in Ausgabe 3/2019, Seite 244). Die Re- daktion hatte die Umfrageteilnehmer unter an- derem darum gebeten, in einer vorgegebenen Auswahl von Versichern die zu benennen, deren Produkte sie bevorzugt vermitteln. Und siehe da: Immer wieder fand sich im freien Textfeld die Frage, warum in der Auswahl denn die Anbieter aus Liechtenstein fehlten. Immerhin seien hier prima Policen zu finden. Eine Vermittlerin erklärte auf Rückfrage von FONDS professionell sogar, sie habe aus- schließlich fondsgebundene Versicherungen aus dem Fürstentum im Programm. Die Fonds in den Policen seien in Liechtenstein – anders als in Deutschland – schließlich Son- dervermögen und im Fall einer Insolvenz des Versicherers vor jedem Zugriff geschützt. Mit diesem Mythos räumt Thomas Leit- hoff, Leiter Recht beim Versicherungsmakler Impuls Finanzmanagement in Gersthofen bei Augsburg, kurzerhand auf. „Seit Jahren höre ich immer wieder die Werbebotschaft von den besser geschützten Fonds in den Liechten- steiner Policen“, sagt er. Zwar sei die Aussage der Anbieter richtig: In der Tat bildet das Kapital, das in den Policenfonds lagert, nach dem Liechtensteiner Versicherungsaufsichts- gesetz (VAG) ein Sondervermögen. Das deut- sche VAG hingegen ordnet die Fonds dem Sicherungsvermögen zu. Kein Wettbewerbsvorteil „Damit einen Wettbewerbsvorteil zu postu- lieren, ist aber nicht korrekt“, findet Leithoff. Der Grund: Auch wenn die Fonds in den Poli- cen hiesiger Anbieter nach dem deutschen VAG kein Sondervermögen sind, bedeutet das noch lange nicht, dass sie im Fall einer Schieflage des Unternehmens automatisch ge- fährdet wären. „Man muss sich ja einmal überlegen, was passiert, wenn ein Versicherer in eine finanzielle Schräglage steuert oder tatsächlich Insolvenz anmelden muss“, sagt Leithoff. In diesem Fall würde die Bafin die Übertragung sämtlicher Verträge auf Protektor anordnen. „Die Sicherungseinrichtung führt sie fort und saniert den Bestand“, erklärt Leit- hoff. Für den Fondspoliceninhaber ändert sich dadurch nichts. „Und selbst wenn die Aufsicht ein generel- les Zahlungsverbot verhängen würde, wären nach Paragraf 314 Absatz 2 Satz 2 davon die Gruppen von Versicherungen betroffen, die die Notlage des Unternehmens hervorgerufen haben“, erläutert Leithoff. Und das dürften ganz sicher nicht die Fondspolicen sein. Die erste steile Behauptung wäre mit dem starken Beweis aus Paragraf 314 VAG damit also entkräftet. Stephan Bruckner, Vertriebs- leiter bei Liechtenstein Life, kann aber noch Versicherer aus dem Fürstentum rühren in Deutschland die Werbetrommel für ihre Fondspolicen. Ihre Behauptungen sind zum Teil zu hinterfragen. Sie haben aber interessante Konzepte im Angebot. Neues aus Liechtenstein Das Schloss Vaduz ist Sitz des Fürstenhauses Liechtenstein: In dem kleinen Land haben auch Versicherer ihren Sitz, die ihre Fondspolicen in Deutschland derzeit stark vermarkten. Ihre Werbebotschaften sind zum Teil abenteuerlich. 272 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 fonds & versicherung I fondspolicen aus liechtenstein

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