FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Unfälle im eigentlichen Sinn, sondern auch Höhenkrankheit, Oberschenkelhals- bruch oder Armfraktur führten zu einer Leistung – unabhängig von einem Unfall- ereignis. Auch Erweiterungen wie Be- wusstseinsstörung durch Zuckerschock und epileptische Anfälle sowie Nahrungs- mittelallergie seien mitversichert. Die Ascore-Analysten loben ferner, dass bei diesem Tarif darauf verzichtet wird, nach einem Unfall gegebenenfalls „Mitwir- kungsanteile“ von vorhandenen Krankheiten und Gebrechen anzurechnen. Sprich: Der Ver- sicherer behauptet beispielsweise nicht, eine bestehende Muskelkrankheit sei mitverant- wortlich dafür, dass sich das Bein seit dem Skiunfall nicht mehr bewegen lässt, darum werde nicht die volle Gliedertaxe bezahlt. Einen 40-jährigen Mann mit Bürojob kostet diese Police bei 280.000 Euro Invaliditäts- summe samt 750 Euro Unfallrente und 350 Prozent Progression rund 41 Euro im Monat. Die Progression, die bei Unfallversicherungen üblich ist, sorgt dafür, dass die Grundsumme (100 Prozent) steigt, wenn es nach einem Un- fall zu einer Teil- oder Vollinvalidität kommt. Die versicherte Person ist somit bei höheren Invaliditätsgraden finanziell deutlich besser versorgt. Unfallrente mit Einschränkung Trotz der inhaltlichen Stärke zahlt auch die Haftpflichtkasse eine Unfallrente erst ab 50 Prozent Invaliditätsgrad, obwohl die sonstigen Leistungen innerhalb der Unfallversicherung schon bei gerings- ter Invalidität fließen. Das ist leider immer noch marktüblich, auch bei der neuen Unfallrente samt Grundfä- higkeitsschutz der VPV (Tarif „VPV Vital“). Dieses Angebot des Mehrka- nalversicherers beinhaltet bei Unfällen oder schweren Erkrankungen finan- zielle Unterstützung, Beratung zu ge- eigneten Fachärzten oder Hilfe im Haushalt. Wer einen Unfall erleidet, Grundfähigkeiten wie Sehen, Hören oder Sprechen verliert oder zum Pflegefall wird, erhält bis zum 67. Le- bensjahr eine monatliche Rente. Der Grundschutz lässt sich über drei Bau- steine individuell erweitern. Im Bau- stein Premium gibt es 10.000 Euro Einmalzahlung sowie eine monatliche Rente bis 67 Jahre auch bei Organ- schäden. Bei Krebs, schwerer Depres- sion oder Schizophrenie zahlt die VPV eine monatlich befristete Rente. Cross-over-Deckungen Die genannten Beispiele zeigen, wohin der Trend bei den privaten Unfallversicherern geht: in Richtung Kombiprodukte, die eine Erweiterung des Unfallbegriffs sowie zusätz- liche Versicherungsbausteine beinhalten. Auf der anderen Seite kommt ernst zu nehmende Konkurrenz für klassische Unfallpolicen auf: Multi-Risk-Versicherungen, auch Cross-over- Deckungen genannt, bieten finanziellen Schutz bei Erwerbsunfähigkeit, schweren Krankheiten und beim Verlust von körper- lichen Fähigkeiten. Dieser Basisschutz ist für viele gemacht, für die das „Luxusgut“ BU- Versicherung unerreichbar geworden ist. In diesem Segment ordnet sich auch die VPV mit ihrem neuen Angebot ein. Eine Neuerung ganz anderer Art brachte zum Jahreswechsel der Assekuradeur Manu- faktur Augsburg auf den Markt: eine voll- digitale Unfallversicherung, bei der bei- spielsweise eine explizite Gesundheitsprü- fung entfällt. Die Tarifvarianten „Unfall Premium“ und „Unfall Premium-Plus“ sind für unterschiedliche Bedürfnisse ver- schiedener Lebensphasen gedacht. „Dabei lassen sich individuelle Anforderungen der Kunden einfach berücksichtigen“, er- klärt Armin Christofori, der Geschäfts- führer des Unternehmens. Die Unfallversicherung wurde in Koope- ration mit der White-Label-Produktfabrik Element Insurance aus Berlin entwickelt. Ele- ment-Vorstandschef Christian Macht rechnet damit, dass die gemeinsame Digitalpolice bald zu den führenden Produkten am Markt zählen wird. Die Tarife können aktuell ausschließlich über die Vergleichsplattformen Smart Insur- tech, Mr. Money und Softfair sowie über den Abschlussrechner der Manufaktur Augsburg vermittelt werden. Dass der Leistungsumfang wächst, beob- achtet auch Roland Roider, Vorstand der Haft- pflichtkasse. „Der Verbraucher wird in Zu- kunft für den gleichen Beitrag immer mehr Leistung absichern können“, ist er sich sicher. Doch er sieht auch die Risiken von Kombi- produkten: Eine solche Police sei immer kom- plizierter als das Kernprodukt und erfordere eine aufwendigere Produktberatung, zumal die Vergleichbarkeit im Markt tendenziell schwieriger werde. » Die Unfall-Pflegerente ist eher eine unbekannte Art der Pflegevorsorge, zu Unrecht. « Bert Heidekamp, Sachverständiger Armin Christofori, Manufaktur Augsburg: „Individuelle Anforderungen lassen sich einfach berücksichtigen.“ Roland Roider, Haftpflichtkasse: „Der Verbraucher wird in Zukunft immer mehr Leistung absichern können.“ www.fondsprofessionell.de | 1/2020 285

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