FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Foto: © drubig-photo | stock.adobe.com E s ist Mitte Februar, als der BVI seine Jahrespressekonferenz in Frankfurt ver- anstaltet. Die Welt an der Börse ist noch heil, der Dax notiert auf einem Rekordhoch – und der Branchenverband kann erfreuliche Zahlen vermelden: Deutschlands Asset Mana- ger verwalten 3,4 Billionen Euro in offenen Fonds, doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Trotz der guten Zahlen mag keine Party- stimmung aufkommen. Das Geschäft mit den institutionellen Investoren, deren Anlagedruck immer größer wird, brummt. Aber der Absatz im Privatkundengeschäft könnte besser sein. Publikumsfonds sammelten 2019 unterm Strich 17,5 Milliarden Euro ein, deutlich we- niger als im Vorjahr und ein Bruchteil dessen, was die Branche 2015 und 2017 einwerben konnte (siehe Grafik Seite 322). Am erfolgreichsten waren noch die offenen Immobilienfonds, sie schafften sogar mehr Neugeschäft als die früher so be- liebten Mischfonds. Scheint so, als hät- ten sich viele noch nicht vom Börsen- einbruch im vierten Quartal 2018 er- holt. Die Aktienrally des Jahres 2019 ging deshalb an den meisten vorbei. Rückblickend war die Zurückhal- tung der Privatanleger vielleicht gar nicht so verkehrt. Denn einen Monat nach der BVI-Pressekonferenz ist die Börsenwelt nicht mehr heil: Das Coronavirus ließ den Dax unter die 9.000-Punkte-Marke rauschen, ge- schlossene Grenzen, Fabriken und Schulen schüren die Furcht vor einer schweren Rezession. Die Stimmung, die schon vor wenigen Wochen nicht sonderlich gut war, ist endgültig gekippt. „Die Frage, wie sich der jüngste Börsenabsturz auf unser Geschäft auswirken wird, lässt sich noch nicht seriös beantworten“, sagt Evi Vogl, die Deutschlandchefin des französischen Fonds- giganten Amundi. Sie erinnert daran, dass in der Vergangenheit die meisten Privatanleger verschreckt auf eine derartige Unruhe an den Märkten reagiert haben. „Ich fände es schade, wenn das wieder passieren würde – denn das würde das zarte Pflänzchen Wertpapierkultur zerstören, das in den vergangenen Jahren gerade erst herangewachsen war“, sagt sie. Von diesem Pflänzchen war im vergan- genen Jahr tatsächlich einiges zu sehen. So entfielen von den insgesamt 10,5 Milliarden Euro, die Anleger im vergangenen Jahr in Mischfonds pumpten, satte 8,7 Milliarden auf aktienbetonte Portfolios. Schaffen es die Kun- den, ihren Fonds auch in diesen schwierigen Zeiten treu zu bleiben, dürften sie damit auf lange Sicht eine deutlich höhere Rendite er- wirtschaften als mit rentenlastigen Produkten. Was lässt sich sonst noch aus dem Fondsjahr 2019 mitnehmen? FONDS professionell hat sich die Zahlen der größten Asset Manager aus der BVI-Statistik näher angeschaut. Flossbach von Storch Für die größte Überraschung sorgte ohne Frage Flossbach von Storch. Der Kölner Vermögensverwalter feiert zwar schon seit Jahren Absatzerfolge mit seiner Flaggschiff- strategie. Doch 2019 schaffte es das Team um Bert Flossbach und Kurt von Storch, mehr Geld mit Wertpapierpublikumsfonds einzuwerben als jeder andere Anbieter in Deutschland. In Summe belief sich das Mit- telaufkommen auf gut 6,2 Milliarden Euro. Zwei Drittel davon entfielen auf die beiden Fonds, die die Multi-Op- portunities-Strategie verfolgen. Der Fairness halber sei ange- merkt, dass die Zahlen, die Flossbach von Storch dem BVI meldet, nicht aus- schließlich das Deutsch- landgeschäft abbilden. Ende 2019 verwalte- ten die Kölner gut sechs Milliar- den Euro von Kunden au- Deutschlands Fondsbranche hat ein solides, aber kein sonderlich erfolgreiches Jahr hinter sich, zeigt eine Analyse der BVI-Zahlen. Nun droht ein Einschnitt. Stimmung verflogen » Die Frage, wie sich der jüngste Börsenabsturz auf unser Geschäft auswirken wird, lässt sich noch nicht seriös beantworten. « Evi Vogl, Amundi Noch Mitte Februar hatte der Dax bei 13.789 Punkten ein Rekordhoch erreicht. Einen Monat später fiel der Index unter 9.000 Zähler. Der Einbruch an der Börse drückt auch in der Fondsbran- che auf die Stimmung. 320 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 vertrieb & praxis I bvi-statistik

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