FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Zum einen hängen solche Mittelbewegungen natürlich in erster Linie von den vorherrschen- den Marktbedingungen ab. Dass im vergan- genen Jahr gerade Anleihen so hohe Netto- mittel zugeflossen sind, ist darauf zurückzu- führen, dass festverzinsliche Wertpapiere eines der wichtigsten Investments vor allem insti- tutioneller Anleger wie Lebensversicherungs- gesellschaften darstellen. Das ist in Frankreich nicht anders als in Deutschland. Und auch wenn der Anteil der Gelder, die wir für unsere nationalen wie internationalen Netzwerke sowie für Drittvertriebe managen, voriges Jahr um gut zehn Prozent zugelegt hat, so stellen Anlagen von institutionellen Investoren mit einem Gesamtvolumen von rund einer Billion Euro noch den Großteil der von uns verwal- teteten Assets. Und der Rückgang bei Multi-Asset? Der Rückgang in diesem Segment ist unter anderem auf Mittelabflüsse aus einem institu- tionellen Mandat in Italien zurückzuführen. Andererseits konnten wir im Bereich soge- nannter Laufzeitfonds mit einem konkreten Ablaufdatum erfreuliche Zuwächse erzielen. Ganz allgemein gesagt, planen wir unser Ge- schäft nicht anhand von Absatzzielen für be- stimmte Assetklassen, sondern vielmehr nach den Anforderungen unserer verschiedenen Vertriebssegmente für private und institutio- nelle Kunden. Eine Art Alleinstellungsmerkmal weist Amundi in Bezug auf das Verhältnis von Kosten und Ertrag auf. Die sogenannte Cost-Income-Ratio liegt bei Amundi bei einem sensationell niedrigen Wert von 50,9 Prozent, sogar noch einmal 0,7 Pro- zentpunkte niedriger als im Vorjahr. Das schafft kein anderer Vollsortimenter im Fondsbereich. Wie geht das? In dieser Beziehung haben wir tatsächlich einen klaren Wettbewerbsvorteil von etwa zehn bis 15, zum Teil sogar 20 Prozentpunk- ten gegenüber dem Mitbewerb. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Der erste ist das, was ich gemeinhin als industriellen Ansatz unserer Organisation bezeichne, eine Idee, die ich schon bei meinem Eintritt in die Fondsbranche vor rund zwölf Jahren ent- wickelt habe. Ein wesentlicher Pfeiler dabei ist eine einheitliche und von all unseren Hubs genutzte Investmentplattform. Vergleichen Sie es am besten mit der sogenannten Plattform- ökonomie, wie sie sich im Automobilsektor durchgesetzt hat. Auch in unserer Industrie lassen sich durch gezielte Planung der Art und Weise, wie ein Produkt, in dem Fall ein In- vestmentfonds, hergestellt wird, die Kosten senken und der entsprechend erzielbare Ertrag erhöhen. Ein zweiter wichtiger Grund für eine gute Kosten-Ertrags-Relation ist die qualitativ hochwertige IT-Struktur, über die wir ver- fügen. Wir arbeiten ausschließlich mit selbst entwickelten Softwarelösungen, statt auf extern zugekaufte Programme zu setzen. Und diese IT-Plattform findet in all unseren 37 Niederlassungen Anwendung, was zu einer enormen Effizienzsteigerung führt. Als dritter Aspekt trägt eine Vergütungspolitik, die ich als vernünftig bezeichnen würde, zu einer kostengünstigen Produktivität bei. Was meinen Sie mit „vernünftig“? Im Grunde die Art und Weise, wie die Men- schen bezahlt werden, die für uns arbeiten. Ich denke schon, dass wir es geschafft haben, die Interessen des Unternehmens und seiner Ak- tionäre klar mit den Interessen unserer Kun- den in Einklang zu bringen. Aber gerade weil Yves Perrier: „Wir planen unser Geschäft nicht anhand von Absatzzielen für bestimmte Assetklassen, sondern vielmehr nach den Anforderungen unserer verschiedenen Vertriebssegmente für private und institutionelle Kunden.“ Foto: © François Daburon Französisches Fonds-Urgestein: Amundi-Chef Yves Perrier Yves Perrier ist stellvertretender Gene- raldirektor des Crédit Agricole und für den Bereich Sparen, Versicherung und Immobilien zuständig. In dieser Funktion ist er gleichzeitig Geschäftsführer von Amundi und beaufsichtigt zusätzlich die Aktivitäten von Crédit Agricole Assu- rances und Crédit Agricole Immobilier. Im September 2007 übernahm der Franzose als Vorsitzender und CEO von Crédit Agricole Asset Management und als Vorsitzender des Aufsichtsrats von Caceis die Verantwortung für die Abteilung Asset Management und Services to Institutions von Crédit Agricole. Im Jahr 2009 leitete er die Fusion der Ver- mögensverwaltungsaktivitäten von Crédit Agricole und Société Générale zum Asset Manager Amundi, zu dessen Vorstandschef er am 1. Januar 2010 ernannt wurde. Von 2007 bis 2015 beaufsichtigte er dar- über hinaus die Fondsverwaltung und Verwahrungsaktivitäten der Gruppe Crédit Agricole. Perrier ist Absolvent der ESSEC Business School und gelernter Wirtschaftsprüfer. Der 1954 Geborene ist zudem Ehrenvorsitzender des fran- zösischen Fondsverbands AFG (Asso- ciation Française de Gestion Finan- cière). Im Jahr 2017 wurde er von der „Financial News“ als CEO des Jahres ausgezeichnet. 2018 erhielt er den European Outstanding Achievement Award bei den Funds Europe Awards 2018. Yves Perrier, Vorstands- chef von Amundi vertrieb & praxis I yves perrier | amundi 338 www.fondsprofessionell.de | 1/2020

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