FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

A ls seelenlose Gestalten treiben sie in Horrorstreifen ihr Unwesen: Zombies. Doch nicht nur in Filmen, auch in der Fondswelt tummeln sich die Scheintoten – jedenfalls im übertragenen Sinne. Denn dem Großteil neu lancierter Fonds gelingt es nicht, die Schwelle von 100 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen zu überschreiten. Dies zeigt eine Auswertung des auf den Asset- Management-Markt spezialisierten Analyse- hauses Broadridge. Demnach verfehlen zwei Drittel der welt- weit aufgelegten Fonds die- somit ertragsschwache Produkte aus dem Sor- timent zu tilgen. In der Praxis zeigt sich bislang aber noch ein anderes Bild. Im weltweiten Vergleich unter der eigenen Kategorie „International“ zusammenfasst. Hier liegt die Erfolgsquote zwar etwas höher, dennoch ziehen auch in dem Großherzogtum und auf der Insel, eben- so wie in Nordamerika, immer noch mehr als die Hälfte der Neuauflagen weniger als 100 Millionen Euro an. Nicht nur für Anbieter, auch für Anleger können Ladenhüter zum Ärgernis werden. Eigner müssen jederzeit damit rechnen, dass der Fonds liquidiert oder auf ein größeres Sondervermögen verschmolzen wird. Weiter- hin haben die Manager kleiner Portfolios nur Nur ein kleiner Teil der neu aufgelegten Fonds schafft es, nennenswert Geld ein- zuwerben. Die blutleeren Fonds erreichen nie die Schwelle zur Wirtschaftlichkeit. Die Zombie -Horde se Marke. Dies entspricht einem Vermögen von 1,2 Billionen Euro, das rund um den Globus in solch blutleeren Fonds dahin- vegetiert. Erreichen Pu- blikumsfonds nicht ein gewisses Volumen, sind sie kaum wirtschaftlich zu betreiben – und von der Einstellung bedroht. „Es gibt viel zu viele kleine Fonds“, sagt Studienautor Chris Chancellor. Branche unter Druck Dies wirft ein Schlaglicht auf die Produktentwicklung der Asset Ma- nager. Denn steigende Kosten bei fallenden Preise setzen die Anbieter eigentlich unter Zugzwang, ihre Ge- schäftsprozesse schlank und effizient aufzustellen. Der zunehmende Wettbe- werb sollte es zudem kaum mehr zulas- sen, anämische Vehikel durchzufüttern, geschweige denn Geld in Neuentwick- lungen zu stecken, die letztendlich keinen Vertriebserfolg verzeichnen. Die zuletzt markant gestiegenen Schwan- kungen an den Börsen ver- schärfen den Druck, volumen- und schneiden Fond s neu - heiten in der Asien-Pazifik- Region besonders schlecht ab (siehe Grafik nächste Seite). Auch Fonds mit Domizil in Europa ringen mit Anlaufschwierigkeiten, wobei Broadridge die Standorte Luxemburg und Irland wegen des welt- weiten Vertriebs von UCITS-Vehikeln einen geringen Spielraum, die Kosten zu sen- ken. Einige Dickschiffe, etwa von Vanguard, J.P. Morgan Asset Management oder M&G in Großbritannien, gewähren dagegen Men- genrabatte, je größer das Volumen ist. Breites Sortiment Die Broadridge-Experten haben für die Auswertung Fonds herangezogen, die zwi- schen 2011 und 2016 lanciert wurden – je- weils zum Ende des dritten Quartals – und 2019 das Volumen gemessen. Somit sind alle Auflagen über fünf Jahre erfasst, die zumin- dest drei Jahre auf dem Markt existierten. Studienautor Chancellor wirft angesichts des mäßigen Erfolgs der Neuauflagen die Frage auf, ob die Fondskonstrukteure allzu häufig am Bedarf vorbei und ohne Rat von Vertrieb und Marketing neue Strategien entwickeln. Als Gegenargument führt Chancellor wie- derum an, dass das Investmentumfeld sehr wechselhaft ist: „Die Anbieter müssen eine ganze Bandbreite an Ansätzen im Sortiment führen.“ Nur dann seien sie gut aufgestellt, um die an den Kapitalmärkten denkbaren Szenarien abdecken zu können. „Eine gewisse Fehlerquote gehört für die Produktentwickler dazu“, meint der Studienautor. Und die waren in den vergangenen Jahren besonders aktiv, berichtet Warren Miller, Gründer und Ge- schäftsführer des Analysehauses Flowspring. Seit 2014 stieg die Zahl der Anteilsklassen weltweit um mehr als zehn Prozent, bei bör- Auferstehung der Untoten: Eine große Zahl der Fondsneuheiten weltweit sam- melt nicht genug Kundengeld ein, um dauer- haft lebensfähig zu sein. Der Großteil dieser „Zombie-Fonds“ fristet ein Dasein als Ladenhüter. » Die Anbieter müssen eine ganze Bandbreite an Ansätzen im Sortiment führen. Eine gewisse Fehlerquote gehört für die Produktentwickler dazu. « Chris Chancellor, Broadridge Foto: © Sergey | stock.adobe.com 346 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 vertrieb & praxis I fondsvolumen

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