FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Foto: © Emil Basting V or vier Jahren war noch einiges an Improvisationstalent gefragt: Rund 100 Frauen, dicht gedrängt in einem kleinen Tagungsraum, die Veranstaltung war mit wenigen Ressourcen gerade so gestemmt worden. Der erste Gipfel des Karrierenetz- werks der „Fondsfrauen“ im Januar 2016 wurde argwöhnisch beäugt – und teilweise sogar belächelt. Das ist kaum erstaunlich, schließlich hatten Anne E. Connelly, Manuela Fröhlich und Anke Dembowski das Netzwerk erst im Jahr zuvor gegründet. „Was sollen die schon groß bewegen“, wird sich so mancher männliche Fondsprofi gedacht haben – und wurde dann eines Besseren belehrt. Inzwischen werden die Fondsfrauen in der Asset-Management-Branche längst ernst genommen. „Heute sind wir eine Bewegung“, sagte Initiatorin Connelly in ihrer Rede, mit der sie den fünften Fondsfrauen-Gipfel eröff- nete, der am Vorabend des FONDS professio- nell KONGRESS in Mannheim stattfand. Über 2.000 Damen in Deutschland, Öster- reich, der Schweiz und Luxemburg zählt das Karrierenetzwerk mittlerweile. Mit mehr als 270 Anmeldungen stellte der erste Jubiläums- gipfel einen neuen Rekord auf. Und seit die Fondsfrauen an den Start gegangen sind, ha- ben sie in der Finanzbranche tatsächlich eini- ges angestoßen und in Bewegung gebracht. Echte Veränderungen schaffen Dass für Frauen im Asset Management Veränderungsbedarf besteht, haben verschie- dene Studien gezeigt, die das Netzwerk mit Partnerorganisationen erstellt hat. Die Fonds- frauen haben es aber nicht bei Untersuchun- gen belassen, sondern sich aktiv dafür ein- gesetzt, dass sich das wenig erfreuliche Bild verbessert. So hat das Karrierenetzwerk im Oktober 2019 erstmals verdiente Frauen aus dem Asset Management in drei Kategorien ausgezeichnet, um sie „sichtbar“ zu machen und anderen Frauen Vorbilder an die Hand zu geben (lesen Sie dazu auch „Ausgezeichnete Frauenpower“ in FONDS professionell 4/2019 ab Seite 352). Auch ein Nachwuchsprogramm haben Connelly und ihre Mitstreiterinnen zusammen mit verschiedenen Fondsanbietern gestartet. „Ich denke, dass wir alle davon profitieren werden, wenn wir mehr weibliche Talente für die Finanzbranche anziehen“, erklärt Connel- ly. Mit dieser Überzeugung steht die Fonds- frauen-Initiatorin nicht mehr allein da. Immer- hin begleiten mittlerweile über 30 Unterneh- men aus der Investmentbranche das Netzwerk als Förderer, Unterstützer oder Business- mitglieder und zeigen damit, dass sie es ernst meinen mit der Frauenförderung. Doch nicht nur in der Finanzbranche, son- dern überall dort, wo Männer bis heute die Führungsetagen dominieren und verkrustete hierarchische Strukturen das Arbeitsleben bestimmen, warten künftig womöglich ganz neue Chancen auf Frauen. Dafür könnte die immer weiter voranschreitende Digitalisierung sorgen, wie Kira Marrs vom Institut für So- zialwissenschaftliche Forschung (ISF) in München in ihrem Vortrag erläuterte. „Für die digitale Transformation gibt es zwei Lesarten“, sagt Marrs. Nach dem ersten Modell werde der digitale Umbruch verstan- den als Übertragung von menschlichen Kom- petenzen, Fähigkeiten und Entscheidungsver- antwortung auf Systeme, die etwa mit künst- licher Intelligenz (KI) arbeiten – also letztend- lich auf Maschinen . „Die zweite Lesart defi- niert die digitale Transformation jedoch als Unterstützung von Menschen durch ebendiese Systeme“, so die Forscherin. Sollte sich dieses Modell in der Praxis durchsetzen, könnten vor allem Frauen davon profitieren. „In einer Welt, in der Menschen stark unterstützt von digitalen Systemen arbeiten, werden Produkte komplexer, Entwicklungen schneller“, sagte Marrs. Um diese Herausfor- derungen zu meistern, sei es unumgänglich, das Wissen jedes Mitarbeiters dem gesamten Unternehmen zugänglich zu machen, also auf Vertrauen statt auf Herrschaftswissen zu set- Kaum zu glauben, aber wahr: Der diesjährige Gipfel des Karrierenetzwerks „Fondsfrauen“ war schon der fünfte. Das Gründerinnen-Trio hat schon einiges erreicht. Doch es bleibt noch viel zu tun. Mit Power ins Jubiläumsjahr Die drei Gründerinnen der Fondsfrauen Anne E. Connelly, Manuela Fröhlich und Anke Dembowski (v. l.) beim ersten Jubiläumstreffen ihres Karrierenetzwerks am Vortag des FONDS professionell KONGRESS in Mannheim. » Ich denke, dass wir alle davon profitieren werden, wenn wir mehr weibliche Talente für die Finanzbranche anziehen. « Anne E. Connelly, Fondsfrauen 378 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 vertrieb & praxis I frauen im asset management

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