FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Foto: © José Poblete D as Bankhaus Metzler legt Wert auf Tradition. Mittlerweile ist die zwölfte Generation der Familie von Metzler im Unternehmen aktiv. Geleitet werden die Geschäfte des Privatbank- hauses jedoch von externen Managern. Einer von ihnen ist Emmerich Müller, der unter anderem das Private Banking verant- wortet. FONDS professionell traf Müller in der Frankfurter Zentrale des Bankhau- ses zum Interview. Herr Müller, das Motto der Gründer- familie Metzler lautet „Festina lente“: Eile mit Weile. Wie beherzigen Sie als persönlich haftender Gesellschafter die- sen Leitsatz bei Ihrer täglichen Arbeit? Emmerich Müller: Ich glaube, dass wir alle, die bei Metzler arbeiten, von der Überzeu- gung getragen sind, langfristig zu denken. Wir sehen uns als Treuhänder für die Bank. Sie existiert mittlerweile seit 345 Jahren. Darauf sind wir stolz und wollen, dass die Bank noch eine lange Zukunft hat. Uns treiben keine hek- tischen und kurzfristig orientierten Themen. Uns interessiert nicht der schnelle Profit, son- dern der langfristige Erfolg und der Erhalt des Vermögens. Sie sprechen von Traditionen. In welchen Zeiträumen denkt das Bankhaus Metzler? Wir denken von Generation zu Generation. Jedes Familienmitglied, das im Bankhaus Verantwortung trägt, versucht, das Übernom- mene zu erhalten und erfolgreich an die nächste Generation zu übergeben. Dieses Denken praktizieren wir auch für unsere Kun- den. „Vermögenserhalt über Generationen“ ist ein Thema, das für mich wichtig ist und mit dem ich mich seit Jahrzehnten intensiv be- schäftige: Warum sind einige Vermögen er- halten geblieben und andere nicht? Was lässt sich daraus lernen, und welche Einflussgrößen und Stellschrauben gibt es? In der langen Geschichte der Bank hat man einiges erlebt, man hat vielleicht ein Gespür dafür ent- wickelt, was wirklich wichtig ist. Da geht es nicht um Tagesschwankungen. Journalistenkollegen haben unlängst ge- schrieben, dass Metzler eine langweilige Bank sei, die mit langweiligen Geschäf- ten langweilige Gewinne macht. Wie kommt diese Aussage bei Ihnen an? Ich glaube, der Journalist hat uns sehr gut verstanden. Wir sind daher überhaupt nicht böse. Die Aussage kommt sicher daher, dass wir bekannt dafür sind, nicht jedes Mode- thema und jeden Hype mitzumachen. Wir klopfen viele Anlagemöglichkeiten daraufhin ab, ob sie langfristig profitabel sein können. Und tun deshalb vieles nicht – eben weil wir nicht überzeugt sind. Können Sie Beispiele nennen, welche Dinge Sie im Gegensatz zu anderen Ban- ken nicht praktizieren? Ein Beispiel: Wir legen keine Zertifikate auf und verkaufen unseren Kunden auch keine Zertifikate. Im Private Banking verkaufen wir generell keine Produkte. Wir sind ausschließ- lich als Vermögensverwalter tätig. Allenfalls kaufen wir am Markt Produkte ein, wenn wir denken, dass das Thema zu den Zielen des Kunden und in sein Portfolio passt. Wir kre- ieren auch keine Produkte, um sie dann Pri- vatkunden zu verkaufen. Vielleicht gelten wir deshalb als altmodisch und langweilig. Aber aus der Kundenperspektive sind Zer- tifikate oftmals intransparent, und sie ver- ursachen zusätzliche Kosten. Und man kann sich fragen, ob sich das dahinterste- hende Ziel nicht auf anderemWege errei- chen lässt, direkter und preiswerter. In un- serer Vermögensverwaltung finden Sie nur Aktien, Anleihen und Liquidität. That’s it! Wir bieten auch keine Steuersparmodelle und keine Flugzeug- oder Leasingfonds an. Wie sieht es beispielsweise mit Immo- bilienfonds aus? Immobilienfonds finden Sie bei uns auch nicht; dieses Geschäft haben wir vor rund 25 Jahren eingestellt. Sie finden auch keine Fonds unserer Asset-Management-Sparte in den Private-Banking-Portfolios, außer even- tuell mal einen Schwellenländerfonds, den wir beimischen. Wenn eine Aktie am Markt steigt oder fällt, dann steigt oder fällt sie auch eins zu eins im Kundendepot. Das ist für den Mandanten transparent, und er muss sich nicht mit einer Verpackung beschäftigen. Der Kunde weiß zu jeder Zeit, was er hat. Das komplexeste Produkt, das wir als Finanz- instrument nutzen, ist eine inflationsgeschütz- te Anleihe der Bundesrepublik Deutschland. Unser Ansatz lautet: Wir wollen für den Kun- den nachvollziehbar sein und ein gemeinsa- mes Verständnis haben von dem, was wir tun – und immer gespiegelt bekommen, ob das, was wir tun, auch richtig ist. Wie reagieren Sie auf Wünsche von Kunden, die „exotischere“ Produkte in ihrem Portfolio sehen wollen oder ihr Depot „aufpeppen“ möchten? Da muss man sich fragen, ob das, was der Kunde möchte, auch mit unseren Überzeu- gungen vereinbar ist und damit, was wir für richtig halten. Manchmal stoßen wir an Gren- zen, dann geht es auch nicht weiter. Wir bie- ten keine Anlageberatung an oder beraten zu einzelnen Finanzinstrumenten, sondern setzen „Wir sind keine Hausbank, wir » In unserer Vermögensverwaltung finden Sie nur Aktien, Anleihen und Liquidität. That’s it! « Emmerich Müller, Bankhaus Metzler Emmerich Müller , persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Metzler , über die Vorteile einer einfach gehaltenen Vermögensverwaltung, den Wert langjähriger Erfahrung im Bankgeschäft und die Frage, wie man den typisch deutschen Familienunternehmer als Kunden gewinnt. bank & fonds I emmerich müller | bankhaus metzler 382 www.fondsprofessionell.de | 1/2020

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