FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Foto: © Jacob Lund | stock.adobe.com B anken nehmen verschärft Deutsch- lands Reiche ins Visier. Mehrere Institute greifen an und wollen neue Klienten gewinnen. Ambitioniert baut die französische BNP Paribas ihr Wealth Management auf (siehe das Interview mit Bereichsleiter Michael Arends in FONDS professionell 2/2019, Seite 312). Die Société Générale eröffnete ebenfalls eine Private-Banking-Dependance in Frankfurt. Aber auch heimische Akteure wie die Helaba-Tochter Frankfurter Bankgesell- schaft gehen intensiv auf Kundenfang. Hin- zu kommen Neugründungen, die versu- chen, Nischen zu besetzen. Hintergrund der forcierten Jagd auf deut- sche Millionäre ist die desolate Ertragslage in den übrigen Abteilungen. Das Niedrig- zinsumfeld lässt das traditionelle zinsab- hängige Geschäftsmodell zusehends ero- dieren. Somit gewinnen Provisionserträge an Bedeutung. Selbst die eingetrübten Konjunkturaussichten für den Exportwelt- meister schrecken die Geldhäuser nicht ab, sich an die Vermögenden heranzupirschen. „Der deutsche Private-Banking-Markt ist immer noch der größte in Europa, neben dem britischen. Er ist für alle Akteure höchst attraktiv, das gilt ungebrochen“, sagt Oliver Mihm, Gründer und Vorstand der Beratungs- gesellschaft Investors Marketing. „Der Hype von vor zehn Jahren, als zahlreiche neue Akteure auf den hiesigen Markt drängten, ist aber abgeflaut.“ Damals hatte schon einmal ein Wettrennen um die Betreuung der wohl- habenden Bundesbürger eingesetzt. Seither haben sich jedoch einige Akteure zurückge- zogen. So verabschiedete sich etwa die Liech- tensteiner LGT aus dem hiesigen Markt und verkaufte ihr Geschäft 2011 an die zur ABN Amro gehörende Bethmann Bank. Diese übernahm zwei Jahre später auch das deut- sche Private Banking der Credit Suisse. Intensiver Wettbewerb Nun besinnen sich die Topmanager in den Bankzentralen augenscheinlich wieder auf die Vorteile der größten europäischen Volkswirt- schaft. „Der deutsche Private-Banking-Markt ist nach wie vor attraktiv. Daher versuchen einige Akteure, aggressiv Marktanteile zu gewinnen“, berichtet Matthias Hübner von der Unternehmensberatung Oliver Wyman. „Der Wettbewerb ist inten- siver geworden. Die Zahl der Neueintritte überwiegt die der Rückzüge.“ Bestehende Spieler wiederum bauen ihre Kapazitäten aus, um den Markt zu bearbeiten. So forcierte zu- letzt etwa das US-Geldhaus J.P. Morgan seinen Auftritt. Die Amerikaner zielen mit ihrer Private Bank auf die Hochvermögen- den (siehe das Interview mit Bereichsleiter Håkan Strängh in FONDS professionell 4/2019, Seite 362). Auch Goldman Sachs stockte das Team auf, ebenso das Pariser Haus Rothschild & Co. Der deutsche Markt scheint durchaus Platz für neue Akteure zu bieten. Der Wohlstand wuchs in den vergangenen Jah- ren deutlich. Die Zahl der Millionäre hat sich in der Zeit von 2010 bis 2019 mehr als verdreifacht, zeigt eine Auswertung der Banken suchen fieberhaft nach einträglichen Geschäftsfeldern. Einige Institute sehen ihr Heil in der Betreuung vermögender Kunden – und forcieren den Auftritt. Gern gesehene Kunden Freudiger Empfang: Banken buhlen zunehmend um die besonders zahlungskräftige Klientel. In diesem Segment erhoffen sich die Institute auskömmlichere Margen. Wo das Geld sitzt Zahl der US-Dollar-Millionäre in Millionen Die Zahl der Millionäre ist weltweit deutlich gestiegen, so auch in Deutschland. Den rasantesten Zuwachs verzeichnete China. Quelle: Credit Suisse Global Wealth Databook 2019 0 5 10 Spanien Australien Kanada Italien Frankreich Deutschland Großbritannien Japan China USA Mio. , 18 6 Mio. 2,2 Mio. Millionäre 0,6 Mio. Millionäre 4,4 Mio. 0,0 Mio. 7,4 Mio. Zahl der US-Dollar- Millionäre 2019 Zahl der US-Dollar- Millionäre 2010 388 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 bank & fonds I private banking

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