FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Foto: © snaptitude | stock.adobe.com, Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) B alletttänzerinnen beherrschen ihn in Perfektion, ebenso Turnerinnen oder Artisten. Für die meisten anderen Men- schen ist ein Spagat jedoch eine schwierige Angelegenheit, und das gilt auch im übertra- genen Sinne. Ob in der Politik, beim Design neuer Produkte oder in der Geldanlage: Nur selten gelingt ein Spagat mit dem Ziel, die Vorteile von zwei Sachverhalten, die sich dia- metral gegenüberstehen, zusammenzubringen. Indexpolicen allerdings sind eines der weni- gen Beispiele, in denen die Grätsche glückt. Denn sie verbinden Sicherheit mit Renditen, die sich nur an den Kapitalmärkten erzielen lassen. So lautet zumindest die Verheißung der Anbieter. Das Versprechen kommt bei Beratern und ihren Kunden offensichtlich gut an. Und für die Versicherer entwickeln sich indexgebun- dene Policen immer mehr zu einem echten Produktrenner. Dabei ist das Konstrukt weder neu noch unkompliziert. Als erster Versicherer brachte die Allianz im Jahr 2007 ihr Vor- sorgekonzept „Index Select“ heraus, das seit 2018 in einer zweiten Auflage als „Index Select Plus“ zu haben ist. Die Police garantiert Kunden zwar keinen Zins, sichert ihnen aber immerhin den Erhalt des eingezahlten Kapitals oder zumindest einen großen Teil der Summe. Zusätzlich hat man die Möglichkeit, über zwei Indizes von der Entwicklung an je nach Gestaltung im Detail und mit ein biss- chen Glück durchaus vernünftige Renditen bringen – oder auch nicht. Mittlerweile haben 18 Versicherungsunter- nehmen indexgebundene Policen in ihrer Pro- duktpalette. Die Axa und ihre Tochter, die Deutsche Ärzteversicherung, bieten einen gemeinsamen Tarif an, ebenso ist es bei der R+V Versicherung und Condor. Die Index- police der Generali ist ausschließlich in der betrieblichen Altersversorgung zu haben. Zudem bieten die Allianz, die Ergo und die Stuttgarter Leben ihre Indexpolicen auch in einer Turbo-Variante mit Erhöhungsoption an. Die Stuttgarter hat sogar gleich zwei solche Versionen im Programm, bei denen der Inha- ber zusätzlich zum Überschuss auch einen Teil des angesparten Kapitals für die Index- beteiligung einsetzen kann, um so im Opti- malfall die Rendite zu pushen. 21 Policen unter der Lupe FONDS professionell hat sich die wesent- lichen Merkmale von 21 Indexpolicen ange- schaut, darunter vier Produkte mit Erhöhungs- option (siehe Tabellen ab der nächsten Seite). Im Vergleich zum Mai 2016, als sich die Redaktion den Zwitter-Policen zum ersten Mal gewidmet hatte, und auch gegenüber dem Update vom Herbst 2018 fällt auf: In Zeiten, da es für Versicherer immer schwieri- ger wird, Überschüsse zu erwirtschaften, ver- abschieden sich manche Anbieter zugunsten höherer Renditen von der hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie, die ursprünglich ein wichtiges Kernelement der Produkte war. Neu in der Familie Die neuesten Mitglieder im Club der index- gebundenen Versicherungen sind die Policen „Plan X“ der Neue Leben und der jüngste Sprössling in der Index-Safe-Familie der Stuttgarter Leben. Beide Produkte sind erst 2019 auf den Markt gekommen. Zwar haben die Stuttgarter ihre seit 2016 bekannte „Flex Rente Index Safe“ nur um einen zweiten Index, den „Stuttgarter Grüne Rente Index“, ergänzt. Immerhin ist dieses Produkt aber die erste und bisher einzige Indexpolicenversion mit Anspruch auf eine nachhaltige Geldanlage – und trifft damit den Zeitgeist (siehe dazu auch das ESG-Spezial ab Seite 300). Ohnehin erfreuen sich Indexpolicen bei Versicherungskunden großer Beliebtheit. „Zwar sind hohe Garantien derzeit finanz- mathematisch eigentlich kontraproduktiv“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Ratingagentur Assekurata. Die meisten deutschen Altersvor- sorgesparer seien aber nun einmal vorsichtig und wollten auf einen Erhalt ihrer Beiträge möglichst nicht verzichten. Daher Immer mehr Versicherer bringen Indexpolicen auf den Markt, die Sicherheit und gleichzeitig die Chance auf Kapitalmarktrenditen versprechen. Doch dieses Kunststück gelingt nur bedingt. Schwieriger Spagat Einen Spagat kriegt nicht den Kapitalmärkten zu profitie- ren. Dass Konzepte wie „Index Select“ ihren Charme haben, wurde so manchem Versicherer erst mit dem fortschreitenden Zinsdilemma bewusst. Ab 2011 kamen daher nach und nach wei- tere Produkte auf den Markt. In guten Börsenjahren können solche Konstrukte kommen ihnen Policen, die eine ge- wisse Sicherheit mit Renditechan- cen kombinieren, natürlich ge- legen. So setzen denn auch vie- le Berater auf die Zwitter-Po- licen, wie eine Umfrage des Instituts für Vorsor- ge und Finanzpla- nung (IVFP) un- jeder hin: Auch Index- policen, die den Spagat zwischen Sicherheit und Rendite ver- suchen, schaffen ihn nicht im- mer. 224 fonds & versicherung I indexpolicen

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