FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Foto: © charles taylor | stock.adobe.com F ür die Schar der digitalen Vermö- gensverwalter stellte das Börsen- beben im Zuge der weltweiten Aus- breitung des Coronavirus die erste echte Feuerprobe dar. Die meisten jungen Robo-Advisors sind in ein überwiegend freundliches Börsenumfeld hineingeboren worden. FONDS professionell wirft einen Blick auf die Performance der Anlageroboter und hat sich bei größeren Anbietern umge- hört, wie die Kunden reagierten. Ein umfassender Vergleich der einzelnen Strategien fällt schwer. Immerhin halten die Onlinevermögensverwalter je nach Risikonei- gung zahlreiche Investmentmodelle parat. Ei- nen recht umfassenden Versuch der Perfor- mancemessung startete das Portal Broker- vergleich.de, das echtes Geld in Strategien mit mittlerer Risikoneigung steckt. Dieser Echt- geldtest startete 2015 und nimmt jeweils im Mai die Angebote neuer Anbieter auf. Die Macher werteten zusätzlich das Abschneiden der Robos in der Coronakrise aus. Dabei gaben die Maschinen keine überra- gende Figur ab. Schlagzeilen wie „Anlage- roboter schwächeln“ oder gar „Crash der Roboter“ waren zu lesen. Die Spannweite der Ergebnisse reicht von „nur“ minus neun Pro- zent bis fast 25 Prozent Verlust. Im Mittel erlitten die 20 Portfolios im Corona-Test von Brokervergleich.de Einbußen von rund 15 Prozent (siehe Tabelle auf Seite 282). Wandten sich die Kunden daher in Scharen von den Robos ab? Den Anbieter zufolge im Großen und Ganzen nein. „Entsprechend der ex- tremen Umstände in diesen Zeiten haben einige Kunden erwartungs- - gemäß Kapital abgezogen“, berich- tet Kim Felix Fomm, Investment- chef von Raisin, das das Angebot Weltinvest betreibt. „Wir beobach- ten jedoch, dass Aufstockungen und Neuanlagen das abgezogene Vo- lumen deutlich übersteigen. Seit Februar verzeichnen wir einen Net- F tomittelzufluss in mittlerer zweistel- liger Millionenhöhe.“ Wachstum ungebrochen Auch andere Anbieter melden einen nahezu ungebrochenen Zuspruch. „Die Anleger sind uns bei Cominvest auch in den letzten Wochen treu ge- blieben“, sagt Frank Silber, Produktmanager Investing bei der Comdirect und für das digitale Anlageangebot der Commerzbank- Tochter zuständig. „Es gab keine zusätzlichen Kündigungen über die übliche Fluktuation hinaus.“ Bis auf wenige Tage am Höhepunkt der Markt- unsicherheit habe das Angebot der Quick- borner vielmehr kontinuierlich Neukun- den gewonnen und Nettomittelzuflüsse verzeichnet. „Abzüge hatten wir fast keine – oder in Zahlen gesprochen: Weniger als vier Pro- zent unserer Kunden haben Mittel abge- zogen. Dagegen haben mehr als 15 Prozent ihr Portfolio sogar aufgestockt“, ergänzt Jo- hannes Gamroth, Geschäftsführer von Liqid Asset Management. Der Dienst gehört zur HQ-Gruppe, dem Vermögensverwaltungsarm der Industriellenfamilie Quandt. Ähnliches be- richtet Martin Daut von Quirion, der digitalen Anlageplattform der Quirin Privatbank. „Wir verzeichnen kontinuierlich steigende Kunden- zahlen und haben wöchentliche Nettomittel- zuflüsse im mittleren siebenstelligen Bereich.“ Es gebe also auch Anleger, die neu einsteigen. Der Kursverfall an den Börsen geriet zum ersten echten Belastungstest für das junge Feld der Roboberater. Wie Anbieter und Kunden reagieren. Vereinzelte Sieger Schlag für eine heranwachsende Branche: Die Kunden mancher Anbieter mussten im Corona-Crash hohe Kurseinbußen einstecken. Dennoch berichten die Robo-Advisors von anhaltendem Interesse. » Einige Kunden waren in der Phase des starken Kurseinbruchs an den Märkten natürlich besorgt und haben auch Geld abgezogen. « Erik Podzuweit, Scalable Capital 278 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 vertrieb & praxis I robo-advisor

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