FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Foto: © Simone | stock.adobe.com W as kann ein Vermittler tun, wenn er seine Kunden glaubhaft zu nachhal- tigen Geldanlagen beraten möchte? „Es reicht nicht, drei oder vier ESG-Fonds im Angebot zu haben“, meint Andreas Korth, Geschäftsführer des Good Growth Instituts aus Sankt Augustin bei Bonn. „Wichtig ist vielmehr ein systematischer Ansatz.“ Die seiner Einschätzung nach beste Lösung liegt in der Vermittlung standardisierter Fonds- Vermögensverwaltungen (Fonds-VV). „Für diese Variante sprechen gleich mehrere Punk- te – einige haben nichts mit der nachhaltigen Geldanlage zu tun, andere schon“, sagt Korth. Da ist einmal die Tatsache, dass die Beratung zu Einzelfonds wegen der Regulierung immer aufwendiger geworden ist. „Gerade im Coro- na-Crash hat sich wieder gezeigt, dass ein Berater gar nicht schnell genug reagieren kann, sollte es in den Einzelfondsdepots seiner Kunden Handlungs- bedarf geben. In einer Fonds-VV dagegen lassen sich die Port- folios der Kunden problemlos auf einen Schlag anpassen.“ Hinzu kommt die Herausforderung, Fonds auszuwählen, die den An- sprüchen der Kunden gerecht werden. „Wer neu in die Beratung zu nachhaltiger Geldanlage einsteigt, wird schnell merken, wie unterschiedlich verschiedene Asset Manager das Thema angehen“, berichtet Korth. „Da kann es gerade am Anfang helfen, auf die Exper- tise eines Vermögensverwalters mit ent- sprechender Erfahrung zu bauen.“ Korth nennt einen dritten Vorteil: „Noch haben die wenigsten Banken eine nachhaltige Vermögensverwaltung imAngebot. Damit können sich die freien Berater gut von ihren Wettbewerbern abheben.“ Die Argumente klingen überzeugend. Dennoch ist es gar nicht so einfach, sich als Berater entsprechend zu positionieren, denn das Angebot frei verfügbarer Fonds-Vermö- gensverwaltungen ist überschaubar. Korth hat das Glück, seinen Kunden über Reuss Private Deutschland eigene Strategien anbieten zu können, doch diese Option steht insbesondere kleineren Vermittlern nicht offen. FONDS professionell hat sich deshalb am Markt umgehört, welche nachhaltigen Fonds-VV- Strategien einer breiteren Vermittlerschaft zugänglich sind (siehe Tabelle nächste Seite). Nachhaltige Auswahl Einige Angebote stehen allen Beratern offen, bei manchen ist nicht einmal eine Er- laubnis gemäß Paragraf 34f Gewerbeordnung nötig – in diesem Fall agieren die Vermittler als Tippgeber. Andere Strategien sind den Partnern eines Maklerpools oder Haftungs- dachs vorbehalten, wieder andere setzen die Anbindung an eine bestimmte Fondsplattform Zu den Vorreitern der Öko- und Ethik- investments zählt der Bonner Vermögens- verwalter Murphy & Spitz, der sich seit Grün- dung 1999 auf die nachhaltige Geldanlage konzentriert. Das Haus bietet fünf standardi- sierte Anlagestrategien an, in denen je nach Chance-Risiko-Profil fünf bis acht Renten-, Misch- und Aktienfonds liegen. Bei der Aus- wahl der Zielfonds achtet das Researchteam darauf, dass die Einzeltitel in den Fonds die hauseigenen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Stimmt dann auch noch die Performance, ist der Fonds ein heißer Kandidat für die Strate- gieportfolios. „Auch selbstständige Vermittler haben die Möglichkeit, unsere nachhaltigen Vermögensverwaltungen ihren Kunden anzu- bieten“, erläutert Kundenbetreuerin Suzanne Kemperdick. Voraussetzung hierfür ist eine 34f-Erlaubnis. Exklusiv für Vermittler Exklusiv an freie Vermittler und deren Kun- den richtet sich die „RP Strategie Nachhaltig- keit Flexibel“, die der Kölner Ver- mögensverwalter RP Rheinische Portfolio Management seit Herbst 2018 anbietet. Zum Einsatz kommen Ak- tien- und Mischfonds, deren Manager ESG- Kriterien berücksich- tigen. „Es reicht aber nicht, dass der Fonds in einer der üblichen Daten- banken mit einem ESG- Häkchen versehen ist“, betont RP-Portfoliomanager Mirko Hajek. „Viele davon tragen dieses H Label aber nur im Namen, ohne das Thema wirklich zu forcieren.“ RP stuft einen Fonds als nachhaltig ein, wenn der Manager nicht nur ESG-Krite- rien beachtet, sondern zudem den Bereich „Engagement“ ernst nimmt, also die Füh- rungskräfte auf der Hauptversammlung oder in persönlichen Gesprächen zu einer nachhaltigeren Firmenpolitik drängt. „Wir möchten mit unseren Investments einen positiven Effekt erreichen und Verän- derungen in den Unternehmen bewirken, etwa mit Blick auf den Klimaschutz“, sagt Hajek. Um zu erfahren, wie ein Fonds vor- geht, sind häufig Gespräche mit dem Manager erforderlich. Hajek: „Nur geprüft nachhaltige Fonds schaffen es in unser Universum.“ Einen Öko- oder Ethikfonds vermitteln kann jeder. Eine nachhaltige Vermögens- verwaltung ist dagegen ein Alleinstellungsmerkmal. Ein Marktüberblick. Gesunde Mischung B - a a voraus. H » Es reicht nicht, dass ein Fonds in einer der üblichen Datenbanken mit ESG-Häkchen versehen ist. « Mirko Hajek, RP Rheinische Portfolio Management 334 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 esg-spezial I fonds-vermögensverwaltung

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