FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Geld mit Waffengeschäften, Streubomben oder Kinderarbeit mehren“, sagt er. Der Vermögensverwalter Gies & Heim- burger aus Kelkheim im Taunus bietet sei- nen eigenen Kunden seit rund vier Jahren zwei nachhaltige Fonds-Vermögensver- waltungen an. Bald werden die beiden Strategien auch für Dritte verfügbar sein. „Aktuell finalisieren wir die digitale Umsetzung mit der DAB BNP Paribas, im Anschluss soll die V-Bank folgen“, sagt Geschäftsführer Bernd Heimburger. Bei der Frage, wie das Geld der Kunden zwi- schen den verschiedenen Anlageklassen aufgeteilt wird, verlässt sich der Ver- mögensverwalter auf den Algorithmus „Topas“, den der Bad Homburger Finanz- dienstleister Elan Capital-Partners für den Einsatz in institutionellen Mandaten ent- wickelt hat. Umgesetzt wird die Alloka- tion dann mit aktiv und passiv gemanag- ten Fonds. „In einigen Anlageklassen gibt es mittlerweile ETFs, die plausible ESG- Kriterien anwenden. In anderen Segmen- ten verlassen wir uns lieber auf aktives Management“, erläutert Heimburger. Angebote der Maklerpools Auch der digitale Vermögensverwalter Vividam, der vier Strategien mit aktiv gemanagten Nachhaltigkeitsfonds bereit- hält, steht prinzipiell allen Finanzberatern offen. In diesem Fall schließen sie einen Zuführervertrag mit Finet Asset Manage- ment, dem Unternehmen hinter Vividam. In erster Linie richtet sich das Angebot aber an Makler aus dem Finet-Netzwerk. Andere Maklerpools und Haftungsdächer vertreiben ihre ESG-Fonds-VV ausschließlich über ihre Partner. Das größte Angebot hat mittlerweile Netfonds. 2014 lancierte der Hamburger Finanzdienstleistungskonzern seinen „Vermögensplan Nachhaltig“ in drei Risikostufen. „Dort verwenden wir zunächst die FNG-Matrix zur Vorfilterung nach Nachhaltigkeitskriterien“, erläutert Christian Hammer, Geschäftsführer des Netfonds-Haftungsdachs NFS. „Danach bewerten wir die Fonds nach verschiede- nen Performance- und Risikokennzahlen mit einem Scoring-Modell in Morning- star.“ Im März dieses Jahres folgten drei ETF-Strategien. „Die jüngst gewachsene Auswahl an nachhaltigen ETFs machte es möglich“, so Hammer. BCA und Jung, DMS & Cie. (JDC) verlassen sich bei ihren Angeboten auf Experten. Advisor der schon 2012 vom BCA- Konzern lancierten Strategie „Private Inves- ting Ökorendite“ ist Acatis, JDC lässt seine im Juli 2019 aufgelegte „Fine Folio Nachhal- tigkeits-Strategie“ von Amundi steuern. BCA- Makler können außerdem die Fonds-VV-Port- folios des Finanzberaters Mehrwert ver- mitteln, der sich seit Gründung 2010 auf Nachhaltigkeit spezialisiert hat. Das Bam- berger Maklerhaus beschäftigt einen eige- nen Research-Mitarbeiter, der in einem dreistufigen Verfahren die Fonds für die Mehrwert-Portfolios auswählt. Seit Kurzem können auch Fonds- konzept-Partner eine nachhaltige Fonds- VV vermitteln, die ihre Hamburger Mak- lerkollegen Stefan Könnecke und Sven Nowroth von Hammonia nVest initiiert haben. Auch sie steigen tief in die Analyse der Zielfonds ein, um „Marketingproduk- te“ zu meiden, wie Nowroth es formuliert. Strategien umgestellt Eigene Fonds-VV-Konzepte mit Nach- haltigkeitsfokus haben außerdem zwei Fondsplattformen aufgelegt, die im freien Vertrieb aktiv sind. Die Fondsdepot Bank stützt sich bei ihrem Angebot auf Ara- besque, einen Asset Manager aus Frank- furt, der sich auf ESG-Quant-Strategien spezialisiert hat. Ebase wiederum hat ihre fünf „Managed Depots“, die schon im Oktober 2012 aufgelegt wurden, im ver- gangenen Jahr auf Nachhaltigkeit umge- stellt. „In den Portfolios setzen wir jeweils rund zur Hälfte ETFs und aktiv gemanag- te Fonds ein“, sagt Marcus Halter aus dem Finanzportfolioverwaltungs-Team von Ebase. Von insgesamt rund 6.000 Ak- tien- und Rentenfonds haben Halter und seine Kollegen über 600 als nachhaltig identifiziert. Die Sondervermögen, die min- destens 50 Millionen Euro auf die Waage bringen, werden im zweiten Schritt nach Per- formance, Kosten und Risikokennzahlen gefiltert. „Die besten dieser Fonds analysieren wir dann genauer mit Nachhaltigkeitskenn- zahlen wie dem MSCI-ESG-Score oder dem Morningstar-Sustainability-Rating“, erklärt Halter die Zielfondsauswahl. Nachhaltiger Auftritt Vermittler, die ihren Kunden eine Ver- mögensverwaltung mit Öko- und Ethik- anspruch anbieten möchten, haben mittler- weile also zumindest ein klein wenig Aus- wahl. Um das Thema glaubhaft zu vertre- ten, reicht das freilich nicht. Zum profes- sionell-nachhaltigen Auftritt gehört auch, nicht unbedingt mit der Diesel-Limousine zum Kundentermin zu fahren. Das Fahr- rad kommt bei dieser Zielgruppe wahr- scheinlich besser an. BERND MIKOSCH | FP Foto: © GSAM + Spee » In einigen Anlageklassen gibt es mittlerweile ETFs, die plausible ESG-Kriterien anwenden. In ande- ren Segmenten verlassen wir uns lieber auf aktives Management. « Bernd Heimburger, Gies & Heimburger Lothar Koch, GSAM + Spee: „Keiner unserer Mandanten möchte sein Geld mit Waffengeschäften oder Kinderarbeit mehren.“ Grüne Robos Wer die zweite Staffel der TV-Serie „Bad Banks“ gesehen hat, weiß, welches Fintech die Protagonisten aufziehen: Green Wallet – einen Roboberater, der auf nachhaltige Geldanlage setzt. Auch in der Realität haben einige digitale Vermögensverwalter ein ent- sprechendes Angebot. So bieten beispielsweise Visualvest und Liqid nachhaltige Strategien an, Investify kooperiert dafür mit der Pax-Bank. Oskar bestückt seine Portfolios bevorzugt mit ESG- ETFs. „Sobald am Markt in Bezug auf Liquidität, Rendite und Kosten vergleichbare Alternativen zu den anderen ETFs verfügbar sind, werden wir auch diese auf nachhaltige Versionen umstellen“, betont das Start-up. Auch der Vermögensverwalter DJE Kapital berücksichtigt bei seinem Roboberater Solidvest ESG-Kriterien. Vividam (siehe Tabelle vorige Seite) setzt ausschließlich auf nach- haltig gemanagte Fonds – konventionelle Strategien werden erst gar nicht angeboten. 338 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 esg-spezial I fonds-vermögensverwaltung

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