FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Foto: © JackF | stock.adobe.com B iolebensmittel, Elektroautos und Strom aus erneuerbaren Energien zählen für viele deutsche Verbrau- cher bereits zum Standard. Doch nachhal- tige Finanzprodukte sind für die meisten Bundesbürger noch unbekanntes Terrain. Dies zeigt eine Yougov-Umfrage imAuf- trag der Unternehmensberatung Bearingpoint (siehe Grafik folgende Seite). FONDS pro- fessionell hat sich daher bei den größeren privaten Filialinstituten umgehört, wie sie den Markt bedienen wollen. Klar ist, dass das Feld den Banken durch- aus Perspektiven eröffnet. „Im Abbau dieser Informationsdefizite liegt unseres Erachtens großes Potenzial für die Neukundengewin- nung“, sagt Thomas Steiner, globaler Leiter Banking und Capital Markets bei Bearing- point. Gerade bei der jüngeren Generation gebe es deutliches Interesse, sich zukünftig auch beim eigenen Konto nachhaltiger aus- zurichten. „Ein enormes Potenzial, das Ban- ken nicht liegen lassen sollten“, meint Steiner. Das haben die deutschen Institute durchaus erkannt. „Das Interesse an nachhaltigen Geld- anlagen hat seit einigen Monaten spürbar zugenommen. Sicherlich auch beflügelt durch die gesellschaftliche Diskussion, fragen die Kunden verstärkt nach Anlagen mit ESG- Fokus“, berichtet Peter Körndl, bei der Com- merzbank für nachhaltige Investmentstra- tegien verantwortlich. „Der Mittelzufluss in unsere Nachhaltigkeits-Vermögensverwaltung liegt deutlich über den Werten vergangener Jahre. Die Coronakrise hat zwar kurzzeitig für etwas nachlassende Zuflüsse gesorgt, dies dürfte sich aber bei einer anhaltenden Norma- lisierung schnell wieder geben.“ Ein stark gestiegenes Interesse beobachtet auch die Targobank. „Im Geschäftsjahr 2019 hat die Nachfrage nach ESG-Produkten bei uns erneut deutlich an Fahrt aufgenommen“, sagt Tom Engel, Bereichsleiter Investmentpro- dukte bei der Targobank. Entsprechend habe das Institut reagiert und das ESG-Angebot ausgebaut auf aktuell zwölf Fonds, davon sie- ben aktive und fünf passive. „Gleichzeitig stieg das Volumen für die nachhaltige Geld- anlage von rund 40 auf 325 Millionen Euro per Februar 2020 signifikant an.“ Der Branchenprimus meldet für seine Pri- vatkundenmarken Deutsche Bank und Post- bank ebenfalls, dass entsprechende Angebote gut ankommen. Die Deutsche Bank biete seit März 2018 nachhaltige Fonds an. „Seither stellen wir ein steigendes Interesse fest“, be- richtet Christoph Zschätzsch, Leiter Invest- mentprodukte, Versicherungen und Einlagen für Deutsche Bank und Postbank. Die Post- bank stellte im März 2019 den DWS Invest SDG Global Equities ins Schaufenster. Der bei der Fondstochter DWS aufgelegte Aktien- fonds investiert in Unternehmen, die einen Großteil ihrer Umsätze in Bereichen erwirt- schaften, die zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen beitragen. Im Juni kam dieser Fonds bei der Deutschen Bank dazu. Hoher Anteil Die Postbank erweiterte zudem das Sortiment im dritten Quartal um den DWS Green Bonds. Weiterhin wurden bei den Postbank-Wachstumsfonds – dabei handelt es sich um Strategiefonds mit drei unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen – per Ende 2019 die Anlagestrategie an- gepasst und Nachhaltigkeitskriterien berück- sichtigt. „Das heißt, die drei Fonds investieren ausschließlich in Anlagen, die Nachhaltig- keitskriterien entsprechen“, sagt Zschätzsch und ergänzt: „Wir planen, unser Angebot an nachhaltigen Fonds weiter auszubauen.“ Die Hypovereinsbank (HVB) wiederum sieht sich im ESG-Bereich schon gut positio- niert. „Bereits seit 2004 bieten wir in Deutsch- land nachhaltige Vermögensverwaltungen und -portfolios an“, erläutert Jörg Frischholz, Privatkundenvorstand der HVB. Im Private Banking und im Filialgeschäft sei das Thema Nachhaltigkeit voll in das Beratungs- und Pro- duktangebot integriert. „Im Private Banking sind mittlerweile mehr als die Hälfte der von uns verwalteten Vermögen in Nachhaltigkeits- varianten investiert – mit klar zunehmender Tendenz“, ergänzt Frischholz. Den Trend zu nachhaltigen Finanzen haben auch die großen Banken erkannt. Manche bieten bereits ein breites Sortiment, andere stehen noch am Anfang. Frische Saat Grüne Ware im Blumenladen: Die großen deutschen Finanzinstitute stocken ihr Sortiment an Fonds und anderen Produkten mit ESG-Fokus auf. Die Berater durchlaufen entsprechende Schulungen. » Das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen hat seit einigen Monaten spürbar zugenommen. « Peter Körndl, Commerzbank 348 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 esg-spezial I bankberatung

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