FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

Von passiven Investments hält Joe Amato , Chief Investment Officer für Aktien bei Neuberger Berman , nicht viel. Er fürchtet, dass vielen Investoren die unter Umständen damit verbundenen Risiken nicht wirklich bewusst sind. B ereits 1939 von Roy Neuberger und Robert Berman gegründet, agierte das Investmenthaus Neuberger Berman in den ersten 60 Jahren seiner Geschichte als privat geführtes Unternehmen. Im Jahr 1999 er- folgte der Gang an die New Yorker Börse, wo das Unternehmen allerdings nur vier Jahre lang gelistet war, bevor es 2003 von Lehman Brothers übernommen wurde. Mit dem Konkurs der Muttergesellschaft begann im September 2008 ein zähes Ringen um den Verkauf aus der Konkurs- masse, bei dem sich am Ende die Füh- rungsmannschaft von Neuberger durch ein Management-Buy-out durchsetzte. Bis heute befindet sich die Gesellschaft als unabhängiges Haus in den Händen von Geschäftsleitung und Mitarbeitern. Ein Gespräch mit Joe Amato, Chief Investment Officer bei Neuberger Berman. Herr Amato, im vorigen Jahr feierte Ihre Gesellschaft ihr zehnjähriges Bestehen in Unabhängigkeit. Welche Erinnerungen hat das in Bezug auf den Lösungsprozess von der früheren Muttergesellschaft geweckt? Joe Amato: Die Phase vor und nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers war natürlich eine aufregende Zeit, nicht nur für uns als mehr oder weniger direkt Betroffene, auch für alle anderen Marktteil- nehmer. Immerhin waren wir alle damals Zeugen einer nie vorher erlebten Volatilität an den Kapitalmärkten. Daher stand wäh- rend dieser Zeit im Grunde jeder in unse- rer Firma – Management und Mitarbeiter – im ständigen Kontakt mit unseren Kun- den.Wir haben zudem von Anfang an ver- sucht, den Insolvenzverwalter von Lehman von einem Verkauf der Investmentsparte zu überzeugen. Aber es hat quälende 14 Tage gedauert, bis er dem Ende September 2008 zugestimmt hat. Neben dem Ma- nagement von Neuberger Berman gab es allerdings noch zwei Private-Equity-Gesell- schaften, die an einer Übernahme unserer Gesellschaft interessiert waren, aber nicht zum Zug gekommen sind. So hat es noch bis Mai 2009 gedauert, bis das Spin-off durch unser Management-Buy-out kom- plett unter Dach und Fach war. Heute befinden wir uns erneut in einer kri- senhaften Situation.Wie kommt Neuberger Berman durch die Corona-Zeit? Wir haben diese herausfordernden Zeiten bisher in einer überraschend guten Verfas- sung überstanden. Über unsere Niederlas- sungen in 35 Städten weltweit haben wir unser insgesamt verwaltetes Volumen in den unterschiedlichsten Investmentfonds für unsere privaten und institutionellen Kunden auf rund 360 Milliarden US-Dol- lar steigern können. Damit haben sich unsere Assets under Management in den vergangenen elf Jahren mehr als verdop- pelt, natürlich nicht nur durch Zuflüsse neuer Mittel, sondern auch aufgrund einer insgesamt sehr positiven Gesamtmarkt- entwicklung. Die Zahl unserer Mitarbeiter ist in dieser Zeit von damals 1.500 auf heu- te gut 2.300 gestiegen, rund 650 davon arbeiten als Investmentprofis. Und wir sind heute sehr viel breiter aufgestellt, was unse- re Produktpalette betrifft. „Uns könnte ein heißer Herbst bevorstehen“ » Wir haben diese herausfordernden Zeiten bisher in einer über- raschend guten Ver- fassung überstanden. « Joe Amato, Neuberger Berman MARKT & STRATEGIE Joe Amato | Neuberger Berman FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 156 fondsprofessionell.de 3/2020

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