FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

Neue Arbeitswelt: Die Covid-19- Pandemie zeigt, dass sich viele Jobs auch von zu Hause aus erledigen lassen. Allerdings leidet im Home- office mitunter die IT-Sicherheit – ein ernstes Risiko für Unternehmen. Unsicherer Arbeitsplatz Das Homeoffice gehört zum Arbeitsalltag. Corona zwang viele dazu, mit privater IT von zu Hause aus zu arbeiten – ein Einfallstor für Hacker. Bieten Cyberversicherungen ausreichend Schutz? D ie Corona-Pandemie sorgt dafür, dass Büroarbeit in großem Stil ins Home- office verlagert wird. „Hacker nutzen es gerade jetzt aus, dass Mitarbeiter teils mit Eigengeräten im Firmennetzwerk arbeiten, durch die heimische Umgebung vielleicht nachlässiger sind und die Sicherheitsstan- dards zugunsten der schnellen Netzan- bindung heruntergefahren wurden“, beob- achtet Frank Huy, Leiter Haftpflicht und Financial Lines der Gothaer Versicherung. Dabei sind sich die Arbeitgeber der Gefahr durchaus bewusst: Ein Angriff auf die IT gilt mittlerweile als größtes Risiko für die Firma, zeigt eine Umfrage der Gothaer unter den Versicherungsverantwortlichen kleiner und mittelgroßer Unternehmen (KMU, siehe Grafik nächste Seite). „Auch bei kleinen Firmen können zum Beispiel Anhänge von Phishing-E-Mails große Schäden anrichten, kann Schadsoft- ware Kundendaten verschlüsseln oder den Betrieb zum Erliegen bringen – gerade bei Sicherheitslücken im Homeoffice“, mahnt Huy. Die Kosten für die Datenwiederher- stellung, für den Hardwareaustausch und für die professionelle Unterstützung durch IT-Experten könnten schnell in die Zehn- tausende Euro gehen. Eine Cyberpolice, die vor solchen Kosten schützt, besitzen laut Umfrage nur 13 Prozent der KMU. Mehr als Kostenübernahme Beim Abschluss kommt es auf verschie- dene Faktoren an. Neben dem Preis, den 47 Prozent der Befragten als wichtigstes Kriterium angeben, sind es vor allem Ser- viceleistungen, die über die reine Kosten- übernahme hinausgehen. So wünschen sich 45 Prozent der KMU Assistance-Leis- tungen im Schadenfall, also etwa die Ver- mittlung von IT-Experten, und 41 Prozent schätzen eine Rund-um-die-Uhr-Hotline. Immerhin gibt es einen Hoffnungs- schimmer: Erstmals sei die Zahl erfolgrei- cher Cyberattacken insgesamt leicht gesun- ken, heißt es im „Hiscox Cyber Readiness Report 2020“. „Wenn es jedoch zu einem Cyberschaden kommt, sind die Kosten aber wesentlich höher als im Vorjahr, im Schnitt um das Sechsfache“, konstatiert Ole Sieverding, Underwriting Manager Cyber bei Hiscox Deutschland. Einige Schadenfälle haben deutlichen Corona-Bezug. So berichten 25 Prozent der von Deloitte Österreich und dem For- schungsinstitut Sora im Mai 2020 befrag- ten Unternehmen, die Angriffe auf ihre Daten- und IT-Systeme hätten seit Beginn der Covid-19-Pandemie zugenommen. Schub dank Corona Mit nur 60.000 bestehenden Verträgen Ende 2019 bleibt die Cyberversicherung hierzulande hinter den Erwartungen der Branche zurück. Doch es sieht so aus, als ob die Coronakrise einen Schub bringt. „Durch die verstärkte Homeoffice-Nut- » Wie oft bei jungen Geschäftsfeldern konnten sich in der Cyberversicherung noch keine festen Standards etablieren. « Björn Kamin, Versicherungsmakler FONDS & VERSICHERUNG Cyberpolicen FOTO: © OLEZZO | STOCK.ADOBE.COM, ©GUIDO SCHIEFER 284 fondsprofessionell.de 3/2020

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