FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

Der Lübecker Versicherungspool Blau direkt steigt in die Fondsvermittlung ein. Im Interview erläutern die Geschäftsführer Oliver Lang und Oliver Pradetto, welche Ziele sie damit verfolgen – und wie sie gegenüber Wettbewerbern punkten wollen. B ackstein statt Raufaser, ein Kino für die Mitarbeiter, Möwengezwitscher auf der Toilette: Blau direkt hat nicht nur einen ungewöhnlichen Namen, auch sonst macht der Lübecker Maklerpools einiges anders als die meisten Wettbewerber. Of- fensichtlich mit Erfolg: Der Umsatz steigt rasant, das Geschäft ist hochprofitabel.Nun will das Unternehmen ins Fondsgeschäft expandieren. Zeit für ein Gespräch. Herr Pradetto, wir haben Ende 2013 ein Interview geführt, und schon damals spra- chen Sie von der Idee, über eine Koope- ration ins Fondsgeschäft einsteigen zu wollen. Lange passierte nichts – bis Sie nun angekündigt haben, einen eigenen Investmentbereich aufbauen zu wollen. Oliver Pradetto: Wir verfolgen schon lange das Ziel, unseren Maklern gewissermaßen die „große Dreifaltigkeit“ aus einer Hand anbieten zu können: Versicherung, Invest- ment und Finanzierung.Denn das sind die Bereiche, die ein Berater meist für seine Kunden abdeckt.Wir hatten in den vergan- genen Jahren aber ein derart starkes Wachs- tum im Versicherungsgeschäft, dass wir schlicht nicht genügend Ressourcen hatten, die anderen Segmente vernünftig anzuge- hen. Mittlerweile konnten wir uns einen gewissen Vorsprung im Versicherungsge- schäft erarbeiten und können uns erlauben, den Investmentbereich auszubauen. Warum die Entscheidung, Oliver Lang an Bord zu holen? Pradetto: Wir haben uns über den Versiche- rungsbereich kennengelernt, als Oli noch bei der BCA war. Über die Jahre ist eine echte Freundschaft entstanden. Und dass er die nötige Qualifikation mitbringt, ist unbestritten. Oliver Lang: Am Anfang war es nur eine fixe Idee, doch mit der Zeit wurde sie immer konkreter. Hier habe ich die ein- malige Chance, einen Investmentbereich komplett neu aufzubauen. Das wäre wohl bei keinem anderen Pool möglich, und das macht die Faszination dieser Aufgabe aus. Der Schritt ist eine echte Zäsur für mich, auch persönlich: Wir haben unser Haus in Frankfurt verkauft und sind in den Norden umgezogen. Doch die Lust auf das Neue war am Ende so groß, dass ich diesen Schritt gern gegangen bin. Den Vertrag unterzeichneten Sie in der Co- rona-Hochphase. Hatten Sie keine Beden- ken, sich in dieser Zeit neu zu orientieren? Lang: Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich sehe Corona eher als Chance: Die Markt- teilnehmer, die ohnehin schon schwächeln, bekommen noch mehr Gegenwind – und diejenigen, die sich mit fortschrittlichster Technologie und Kapital am Markt posi- tionieren können, werden zu den Gewin- nern zählen.Wir sondieren aktiv den Pool- markt, und wenn sich die Gelegenheit ergibt, werden wir sie ergreifen und gern auch der Konsolidierer des Marktes sein. Wenn Sie einen anderen Pool kaufen, wird dieser mutmaßlich keine gute IT haben. Ihre eigene Software für den Versiche- rungsbereich werden Sie allerdings kaum „Kunden lassen sich teilen, zum Vorteil aller“ » Wir möchten unseren Maklern die ›große Dreifaltigkeit‹ aus einer Hand bieten: Versiche- rung, Investment und Finanzierung. « Oliver Pradetto, Blau direkt VERTRIEB & PRAXIS Oliver Lang + Oliver Pradetto | Blau direkt FOTO: © THOMAS BERG 302 fondsprofessionell.de 3/2020