FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

Vorschläge machen, diskutieren, gemeinsam überlegen: Die „Millen- nials“, die heute 20- bis 35-Jährigen, möchten sich in eine Finanzberatung selbst einbringen und nicht bloß Produkte erwerben. Bereden statt beraten Weniger Arbeit, eine gute Work-Life-Balance und einen Finanzprofi, der sie in Gespräche aktiv einbezieht. Das wünschen sich die Ver- treter der Generation Y. Wie die Beratung der jungen Leuten gelingt. M ara Köster lebt im schönen Kölner Agnesviertel, ist 30 Jahre alt und ar- beitet als Business Development Manage- rin. Ein interessanter Job, der Spaß macht und mit dem sich auch vernünftig Geld verdienen lässt, ist ihr schon wichtig. Aber leben, um zu arbeiten, auf Biegen und Brechen Karriere machen und dafür auf Freizeitaktivitäten verzichten – das will Köster nicht. „Klar, der Beruf steht auf mei- ner Prioritätenliste schon weit oben, aber er kommt nicht an erster Stelle“, sagt sie. Dort steht vielmehr das Privatleben, die Selbst- verwirklichung. „Ich habe mal einige mei- ner Freunde gefragt, was ihnen amwichtig- sten ist, und sie sehen das im Prinzip ge- nauso“, berichtet Köster. Auch wenn sie sich eine gute Work-Life- Balance wünscht, möchte Köster, wenn sie eines Tages in den Ruhestand geht, genü- gend Geld haben, um finanziell sorgenfrei leben zu können. Dass sie dafür privat vor- sorgen muss, ist ihr bewusst. Daher bespart sie seit Kurzem zwei börsengehandelte In- dexfonds (ETFs) und plant, demnächst eine Finanzberatung in Anspruch zu nehmen. Mara Köster ist ein Kind der sogenann- ten Generation Y, kurz: Gen Y. Und sie bestätigt durchaus einige der Ergebnisse, zu denen Studien immer wieder kommen: Die heute etwa 20- bis 35-Jährigen, auch Millennials genannt, möchten anders als die Generation ihrer Eltern ihr Leben nicht in erster Linie dem Beruf und der Karriere widmen. Stattdessen wünschen sie sich die Möglichkeit, Arbeit, Privat- und Familienleben gut zu verbinden, auch mal eine Auszeit nehmen zu können oder in Teilzeit tätig zu sein. Hohe Ansprüche Besitz und Statussymbole sind für viele Angehörigen der Gen Y weniger erstre- benswert. Was das Thema Altersvorsorge und Geldanlage angeht, so zeigen sich die Millennials eher konservativ als risiko- freudig.Und an einen Finanzberater stellen sie hohe Ansprüche. Alles nur Klischees? „Das würde ich nicht sagen“, erklärt Stefanie Kühn, die gemeinsam mit ihrem Mann die Private Finanzplanung Kühn in Grafing bei Mün- chen betreibt und ausschließlich auf Hono- rarbasis arbeitet. „Ich finde bei Kunden, die zur Gen Y gehören, schon die Eigenschaf- ten und Wünsche wieder, die in Studien beschrieben werden“, berichtet Kühn. Männer denken um So hätten viele junge Leute, die zu ihr kommen, tatsächlich das Ziel, weniger zu arbeiten,mehr Zeit für Familie und Privat- leben zu haben. „Gerade bei Männern, die heute ja auch Elternzeit in Anspruch neh- men können, findet ein Umdenken statt“, stellt Kühn fest. Die Finanzberaterin sieht das durchaus positiv. „Es ist doch richtig, dass junge Leute ihre Möglichkeiten ausloten“, findet sie. Natürlich sei bei ihren Arbeits- und Lebensmodellen oft weniger Geld für die Altersvorsorge vorhanden als in der Gene- ration ihrer Eltern. „Für Honorarberater spielt das aber keine Rolle“, sagt Kühn. Schließlich ist deren Aufgabe nicht der Produktverkauf, sondern vielmehr eine individuelle Betreuung der Kunden. „Ich finde es zum Beispiel ganz wichtig, die jun- VERTRIEB & PRAXIS Junge Kunden FOTO: © JACOB LUND | STOCK.ADOBE.COM, M.M. WARBURG 320 fondsprofessionell.de 3/2020

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=