FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

Industriellendynastien heuerten eigens Finanzprofis an, die das Vermögen der Sippe betreuen sollten. Einige davon bieten ihre Dienste mittlerweile auch Interessen- ten von außerhalb der Familie an. Im Namen der Familie Wohlhabende Unternehmerdynastien engagieren eigene Vermögensverwalter. Doch ihre exklusiven Dienste bieten manche dieser Family Offices auch externen Kunden an. D iskretion gilt bei ihnen als oberstes Gebot: Family O # ces. Diese Büros verwalten die Vermögen der Reichen und Superreichen,meist Unternehmerdynastien – und das manchmal schon seit Genera- tionen. Doch einige Vertreter dieser Zunft ö nen sich für Dritte und bieten ihre Kompetenz in Finanzfragen auch familienfremden Inter- essenten an. Hinter der Expan- sion vom sogenannten Single zum Multi Family O # ce als Betreuer mehrerer Familien stecken bestimmte Gründe. Um diese zu beleuchten, bedarf es eines Blicks zurück. So stellten schon vor geraumer Zeit wohlhabende Familien Verwalter ein, die sich in erster Linie um den Erhalt und die Mehrung des Vermögens der Sippe kümmern sollten. Ein Beispiel ist die deutsche Indus- triedynastie Quandt.Nach dem tragischen Tod von Harald Quandt bei einem Flugzeugunglück verkauften die hinterbliebenen Kinder schrittweise die Industriebeteiligungen.Dies mündete 1981 in die Gründung des Family O # ce. „In der HQ Holding wurden die Belange der fünf Töchter gebündelt“, sagt Christian Stadt- müller, Geschäftsführer des heutigen Multi Family O # ce HQ Trust. „Dafür scharte die Familie eigene Spezialisten und Vertraute um sich, welche das Vermögen betreuen sollten. Sie bevorzugten es, die Strukturen für eine eigene Verwaltung aufzubauen, statt diese an Dritte zu geben.“ Unbekanntes Terrain Diese unabhängigen Strukturen wecken im Umfeld Interesse. „Über das Netzwerk einer Familie kommt früher oder später die Anfrage von Kontakten, ob sie nicht mitinvestieren können“, berich- tet Stadtmüller. „Die meisten Family O # ces planen eine Erweiterung zumMulti Family O # ce nicht von vornherein unter unternehmerischen Aspekten. Vielmehr entspringt dieser Schritt häu g der Nach- frage aus dem Umfeld von Familie, Freunden oder Ge- schäftspartnern.“ So kam es, dass die Quandts ihr Family O # ce Ende der 1980er-Jahre für Dritte ö - neten. Das Haus erö nete den Zugang zu innovativen An- lagekonzepten, besonders im Alter Verwalter Manche Family Offices warten mit einer langen Tradition auf. Der Großteil ist aber deutlich jünger. Quelle:UBS /CampdenWealthGlobalFamilyOfficeSurvey2019 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 2010er 2000er 1990er 1980er 1970er 1960er 1950er vor 1950 Anteil der Family Offices nach Gründungsjahrzehnt 35 % 33 % 11 % 7 % 4 % 1 % 3 % 6 % VERTRIEB & PRAXIS Multi Family Offices FOTO: © ASIFE | STOCK.ADOBE.COM 366 fondsprofessionell.de 3/2020

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