FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

Mittlerweile ein gewohnter Anblick in der Fußgängerzone: Immer mehr Geschäfte bleiben zu. Der Covid- 19-Pandemie fallen nicht nur Einzel- händler zum Opfer, sondern auch zahlreiche Bankzweigstellen. Einmal zu, immer zu Während des Lockdowns haben Bankkunden gelernt, ohne Filiale auszukommen. Die Kreditinstitute können es sich deshalb erlauben, viele Zweigstellen gar nicht mehr zu öffnen. S orgt Corona tatsächlich für eine echte Verhaltensänderung? Einerseits natür- lich schon: So dürfte das Händeschütteln als Begrüßungsritual noch eine ganze Wei- le durch einen Ellbogenstupser oder ein dezentes Zunicken ersetzt werden. Ande- rerseits beschleunigt die Pandemie eher Trends, die es ohnehin schon gab: Das Onlineshopping beispielsweise ist ja kein neues Phänomen, Corona verhalf ihm nur zum Durchbruch. Etwas Ähnliches ist in der Bankenwelt zu beobachten. So ist die Digitalisierung schon lange ein Thema in den Zentralen der Kredit- institute, die Pandemie hat es nur ganz nach oben auf die Agenda gehoben. Am o en- sichtlichsten wird das mit Blick auf das Filialsterben. Bereits seit Jahren sinkt bun- desweit die Zahl der Bank- stellen, während das Online- banking für immer breitere Bevölkerungs- schichten zur Selbstverständlichkeit wird. Doch Corona beschleunigt diese Entwick- lung auf ein Tempo, das selbst Beobachter überrascht: Viele Filialen, die während des Lockdowns Mitte März bis Mitte Mai vor- übergehend geschlossen werden mussten, werden erst gar nicht wieder geö net.Den- noch wird die Filiale ihre Berechtigung behalten, sind sich Experten sicher. Banking ohne Filiale Wer heute 30 Jahre alt ist, hat in seinem Leben vielleicht noch nie eine Bank liale betreten – oder nur zum Geldabheben. Neu ist, dass sich mittlerweile auch viele 40- oder 50-Jährige ein Leben ohne Zweig- stelle ihres Finanzinstituts vorstellen kön- nen. Während des Lockdowns haben die Bankgeschäfte ja auch ohne Filiale gut funktioniert. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Stu- die, für die das Beratungs- haus TI&M im Juni mehr als 1.000 Bundesbürger befra- gen ließ. Demnach erreich- ten trotz nur sehr begrenzt geö neter oder sogar kom- plett geschlossener Filialen acht von zehn Befragten stets einen passenden Ansprech- » Corona war der Test, ob unser Geschäft mit weniger Filialen funktioniert. « Reiner Brüggestrat, Hamburger Volksbank Das Virus hinterlässt Spuren Was die Coronakrise mit Bankkunden macht* Hat sich Ihr Finanzverhalten in der Coronakrise verändert? Welchen der folgenden Aussagen stimmen Sie zu? Ich möchte Onlineberatung in Anspruch nehmen. 28,6 % Ich nehme mehr Onlinedienste im Finanzbereich in Anspruch. 26,2 % Ich habe ein digitales Konto/ Depot eröffnet oder habe dies vor. 25,6 % Quelle:Quirion |*Umfrageunter2.153Bundesbürgern imJuni2020 (ausgewählteAussagen) BANK & FONDS Filialabbau FOTO: © FRIEDBERG | STOCK.ADOBE.COM 386 fondsprofessionell.de 3/2020

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