FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

partner.Und jeder fünfte Kunde hat in den vergangenen Monaten Dinge, für die er vorher noch in die Filiale gegangen ist, erst- mals im Internet erledigt. „Wie unsere Studie weiter zeigt, sind 82 Prozent der Bundesbürger davon über- zeugt, dass über Computer, Tablet oder Smartphone inzwischen fast alle nanziel- len Angelegenheiten erledigt werden kön- nen“, erläutert Christof Roßbroich aus dem Frankfurter TI&M-Büro. „Das Online- und Mobile Banking hat in der Corona-Pan- demie also seine Feuertaufe bestanden.“ Die durch den Lockdown erzwungene Verhaltensänderung könnte von Dauer sein. „Immerhin drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie künftig weiterhin so viele Bankangelegenheiten wie möglich online erledigen wollen“, sagt Roßbroich. In eine ähnliche Richtung weist eine Umfrage im Auftrag der Quirin Privatbank (siehe Gra- k vorige Seite). Demnach möchte jeder vierte Befragte nun Onlineberatung in Anspruch nehmen und ein digitales Konto oder Depot erö nen – falls dies nicht ohnehin schon geschehen ist. Bedeutungsverlust „Wir werden nach dieser Krise viel mehr Menschen haben, die o ener sind für andere Zugangs- und Vertriebswege. Der seit Jahren anhaltende Trend zur Digitali- sierung wird einen großen Schub bekommen“, sagt Martin Zielke, der scheidende Chef der Commerzbank. Joachim Wuermeling, der für Banken- aufsicht zuständige Vorstand der Bundesbank, p ichtet ihm bei. „Da immer mehr Kunden Onlinebanking nutzen, verlie- ren Filialen an Bedeutung“, sag- te er der „Frankfurter Allgemei- nen Zeitung“. Beratungsange- bote würden verstärkt in gro- ßen Zweigstellen gebündelt. Wie Corona das Filialsterben beschleunigt, ließ sich in den vergangenen Monaten an vielen kleinen Nachrichten in der Lokalpresse ablesen. Ende Mai gab die VR-Bank Werdenfels im Süden Bayerns bekannt, sechs ihrer ins- gesamt 18 Geschäftsstellen, die wegen der Pandemie geschlossen waren, überhaupt nicht mehr zu ö nen. Ohne Coronakrise hätten diese Standorte noch einige Jahre bestehen können, räumte Vorstandschef Walter Beller ein. In den Wochen darauf häuften sich ähn- liche Meldungen: Die Sparkasse Pforzheim Calw lässt 14 Filialen zu, die Sparkasse Bre- men sieben. Das Institut aus der Hanse- stadt hatte eigentlich vor, die Geschäftsstel- len erst zum Jahresende zu schließen. Die Hamburger Volksbank teilte mit, 13 von 28 Standorten aufzugeben. Drei dieser Filialen sollten ohnehin im Sommer schlie- ßen, die anderen aber eigentlich erst Ende 2021. „Die Folgen der Corona-Pandemie haben uns die Möglichkeit gegeben, zu tes- ten, ob unser Geschäft auf einen Schlag mit weniger Filialen funktioniert“, zitiert das „Handelsblatt“ Bankchef Reiner Brüggestrat. „Und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es funktioniert.“ 200 Zweigstellen dicht Doch es bleibt nicht bei solchen Spar- maßnahmen der lokalen Institute. Mitte August machte die Commerzbank Schlag- zeilen mit der Ansage, 200 Standorte dau- erhaft zu schließen, die sie wegen Corona vorsorglich dichtgemacht hatte. Eigentlich hatte die Bank zumindest einige dieser Filialen noch bis Ende 2023 weiterbetrei- ben wollen. Die Zahl der Commerzbank- Zweigstellen sinkt damit deutlich schneller als geplant von 1.000 auf 800. „Es hätte keinen Sinn erge- ben, diese Filialen möglicher- weise nur für ein paar Monate wieder zu ö nen und erst dann endgültig zu schließen“, erläutert ein Firmensprecher. Er betont aber auch, dass der bereits beschlossene Stellenab- bau nicht beschleunigt werden soll. Alle Mitarbeiter kämen in anderen Filialen unter. Wie groß die Löcher tatsäch- lich sind, die das Coronavirus in das Filialnetz gerissen hat, wird sich im kommenden Jahr an den o ziellen Zahlen der Onlinebanking vorn: Bewertung verschiedener Kontaktwege zur Bank* Die Filiale schneidet mittlerweile schlechter ab als das Onlinebanking. Quelle:TI&M |*Umfrageunter1.000Bundesbürgernab18Jahren imJuni2020 0% 20% 40% 60% 80% 100% Mobile Banking (Handy) Filiale Onlinebanking (Browser) Sehr gut Gut Weniger gut Schlecht » Banken und Sparkassen bündeln verstärkt ihre Beratungsangebote in großen Filialen. « Joachim Wuermeling, Bundesbank BANK & FONDS Filialabbau FOTO: © BUNDESBANK 388 fondsprofessionell.de 3/2020

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