FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Die lockere Geldpolitik kommt an ihre Grenzen. Ihre Wirkung verpufft. meint Ariel Bezalel , der den milliardenschweren Jupiter Dynamic Bond lenkt. Zudem plädiert er dafür, mehr Unternehmen pleitegehen zu lassen, und warnt vor Rissen in der Gesellschaft. W ährend viele Fondsmanager gern die Chancen betonen und eine positive Stimmung verbreiten, schaut Ariel Bezalel auf die Gefahren, die in der Wirt- schaftswelt lauern. Im Zuge des Corona- Crashs bewies der eloquente Brite einmal mehr, dass er mit seiner Vorsicht richtiglag. Doch auch in der anschließenden Erho- lung fuhr der Jupiter-Manager eine ansehn- liche Performance ein. ImJanuar 2020 auf demFONDS professio- nell KONGRESS in Mannheim warnten Sie vor einem Austrocknen der Liquidität an denMärkten, sollte es zu einemKursverfall kommen. Hatten Sie mit einem Crash durch die Corona-Pandemie gerechnet? Ich erinnere mich sehr gut an Mannheim. Ich war ehrlich gesagt erschüttert, wie selbstzufrieden sich manche Investment Manager gaben. Einige zeigten die Einstel- lung: O.k., Unglücke können nun mal passieren und wir werden schon darüber hinwegkommen. Letztendlich trat der Unglücksfall tatsächlich ein – und wir kamen nicht mal so eben darüber hinweg. Wie kamen Sie darauf, dass die Lage brenzlig werden könnte? Mein Team und ich beobachteten sehr genau die Ereignisse in China und in Fern- ost.Was uns schockierte, war ein Drohnen- Video aus Wuhan. Die Millionenstadt war praktisch tot, kein Mensch war auf den Straßen zu sehen. Da wir China als Treiber der Weltwirtschaft ansehen, war dies für uns das Signal, das Portfolio konservativer auszurichten und stärker auf Staatsanleihen zu setzen. War die Lage letztendlich so schlimm, wie Sie erwarteten? Das Einfrieren des Handels von Unterneh- mensanleihen überraschte mich offen ge- sagt nicht. Das hatte ich während der gro- ßen Finanzkrise 2007 und 2008 schon mal erlebt. Was ich aber bis dahin noch nie er- lebt hatte: Bondhändler waren nicht bereit, Transaktionen mit US-Staatsanleihen mit einem Volumen von mehr als 50 Millio- nen Dollar auszuführen. Die Liquidität trocknete nicht nur bei Aktien und Unter- nehmensanleihen, sondern sogar bei US- Staatspapieren aus. Das glich einem Welt- untergangsszenario. Ich dachte: Wenn die Zentralbanken nicht rasch eingreifen, im- plodiert das System.Dann griffen sie ja ein. Hat der Eingriff Ihre Einstellung verändert? Im April begann ich, in riskantere Anlagen zu investieren und die Absicherungen zurückzufahren. Denn ich erwartete eine umfassende Reaktion. Die Zentralbanken hatten bereits eine Blaupause vorliegen, wie sie auf so eine Krise reagieren. So einen Plan gab es 2007 und 2008 noch nicht. Damals brauchten sie Monate, um eine Antwort zu finden. Im Frühjahr 2020 ver- kündeten die Notenbanken aber Zug um Zug Maßnahmen, um die Finanzmärkte aus der Schockstarre zu befreien. Ist nun wieder alles im Lot? Nein, die Welt ist nicht rosa. In den USA beispielsweise sieht die Politik nach wie vor die Notwendigkeit, ein weiteres Konjunk- „Der große Zaubertrick der Zentralbanken“ » Ich war ehrlich gesagt erschüttert, wie selbstzufrieden sich manche Investment Manager gaben. « Ariel Bezalel, Jupiter MARKT & STRATEGIE Ariel Bezalel | Jupiter FOTO: © AXEL GAUBE 132 fondsprofessionell.de 4/2020

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